A&W: Wie würden Sie in wenigen Worten die Philosophie von point-S skizzieren?

Michael Peschek: Unsere Aufgabe ist es, Unternehmern in der Branche Hilfestellungen und Mehrwerte anzubieten und sie gleichzeitig nicht in ihrer Selbstbestimmtheit einzuschränken. Wer unsere Philosophie einmal erkannt und verstanden hat, der bleibt uns treu. Wichtig für uns ist, dass wir auch künftig neue Unternehmen in der Gruppe aufnehmen können und uns so nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ verbessern. Dazu brauchen wir mehr als organisches Wachstum.Neue Mitglieder sind auch in unserem Verbund das beste Argument gegenüber den Reifenherstellern.

Derzeit wird die Reifenbranche von einem knallharten Preiskampf geprägt.

Peschek: Das Marktwachstum der vergangenen 8 Jahrzehnte hat seine Spitze erreicht. Jetzt sind die Stückzahlen bestenfalls stabil. Da aber nach wie vor eine Überversorgung durch die Industrie herrscht, kommt es zu einem Verdrängungswettbewerb, der sich ausschließlich über den Preis abspielt. Darin mitzuhalten, ist für Einzelbetriebe ebenso schwer möglich wie das Umsetzen flankierender Strategien -zum Beispiel der konzentrierte Zugang zu neuen Zielgruppen im Leasing-und Flottenbereich.

Hier kommt point-S ins Spiel.

Peschek: Unser System rechnet sichüber den zentralen Einkauf und ist natürlich gestützt von unseren Lieferpartnern. Auf diese Weise können wir unseren Mitgliedern bestmögliche Konditionen zur Verfügung stellen. Außerdem unterstützen wir die Betriebe in vielerlei anderer Hinsicht. Zum Beispiel wurde vor 2 Jahren eine Akademieeingeführt, die sich um die kaufmännische und technische Weiterbildung kümmert. Erwachsen aus der Notwendigkeit von RDKS-Schulungen, gibt es heute Verkaufstrainings für alle Segmente. Zudem helfen wir bei der Einführung einer professionellen Kostenrechnung und ermöglichen es, diese mit Marktbegleitern abzugleichen, sodass man sieht, wie man im Vergleich zum Mitbewerb aufgestellt ist.

Wer kommt für eine Mitgliedschaft bei point-S infrage?

Peschek: Grundbedingung für eine Aufnahme ist ein jährliches Reifenvolumen von mindestens 3.500 Stück Consumer-Reifen und adäquates Fachwissen rund um das Produkt. Alle weiteren Bereiche, welche die point-S anbietet, sind unterstützend, aber nicht verpflichtend.

Angesichts der zahlreichen Vorteile würde man Vermuten, dass die Interessenten Schlange stehen ...

Peschek: Wer sich als Unternehmer selbstständig macht, ist meist ein Alphatier. Sich dann erneut in ein Rudel einzuordnen, klingt im ersten Moment für viele Betriebsinhaber abschreckend. Wenn man sich aber wirklich mit unserem System beschäftigt, stellt man fest, dass wir kaum Vorgaben machen. Wir haben eine breite Palette an Angeboten,die man nützen kann, aber nur wenige Punkte, die man umsetzen muss. Wir vertrauen darauf, dass der Händler den Mehrwert erkennt und unseren Weg mitträgt. Je geschlossener wir uns aufstellen, desto stärker sind wir.

Wann geht es am Reifenmarkt wieder bergauf?

Peschek: Viele Betriebe haben das größte Entwicklungspotenzial noch im eigenen Haus. Ausbildung, Weiterentwicklung und Vernetzung sind künftig unerlässlich. Wenn die Betriebe das erkennen und sich so formieren, dass wieder ein ausgewogenes Machtverhältnis zwischen Industrie und Handel erwirkt wird, kann es trotz aller Schwierigkeiten wieder bergauf gehen. Wer aber hinter seinem Verkaufspult abwartet, bis seine Lieferanten die verloren gegangene Distributionsordnung wieder herstellen, dem werden graue Haare wachsen, bevor sich eine Verbesserung einstellt. Das ist vielleicht nicht, was Ihre Leser berichtet bekommen wollen - aber ohne Eigeninitiative wird nichts geschehen.