Volumen und Marge sinken im Reifenmarkt seit Jahren, und das hat mehrere Gründe: So belastet ein -kurzzulassungsbereinigt - sinkender Fahrzeugmarkt, der zudem die kleineren Fahrzeuge bevorzugt, das Reifengeschäft. Zwar wachsen die Reifendimensionen, gleichzeitig werden aber mehr Fahrzeuge kleinerer Fahrzeugklassen verkauft, weil hier am meisten Stützungen der Herstellereingesetzt werden. Stichwort Stützungen: Die kostenlose Beigabe von Winterrädern beim Fahrzeugkauf ist in Österreich so intensiv wie in keinem anderen Markt. Dieses Volumen fehlt dem Reifenfachhandel sowohl bei den Reifen wie auch bei den Felgen.

Sinkende km-Leistung, Kaufkraftverlust und Online-Handel sind weitere Gründe für die Probleme des Reifenhandels. Dazu kommen eigene bzw. über Franchise organisierte Betriebe der Reifenhersteller, die mit anderen Einstiegspreisen arbeiten können. Die Überproduktion drückt zudem auf den Markt, durch diverse Online-Plattformen werden die Lager der Hersteller in Formeines virtuellen Angebotes vervielfacht.

Zeiträuber RDKS

Das Problem mit dem Reifendruckkontrollsystem liegt weniger in der technischen Umsetzung. Gute Betriebe meistern die Herausforderungen. Die Unterstützung der Industrie, egal ob Lieferanten von Felgen, Sensoren oder Diagnose-und Programmiergeräten, wird laufend verbessert. Vielmehr liegt dass Problem darin, dem Kunden die erheblichen Zusatzkosten zu erklären. Das größte Problem ist allerdings die notwendige und im Voraus schwer zu kalkulierende Zeit. Die Durchlaufzeiten sind in der Saison sehr knapp kalkuliert, durch RDKS sind diese Durchlaufzeiten nicht mehr zu halten.

Kommt der Ganzjahresreifen?

In Deutschland wächst der Markt der Ganzjahresreifen, mittlerweile sind über 10 Prozent des verkauften Gummis für alle Jahreszeiten geeignet oder zumindest empfohlen. Möglich ist das durch eine generell andere Topografie und eine schon bislang andere Winterreifendurchdringung sowie durch große, zusammenwachsende Ballungsräume, wo das Automobil eine mittlerweile geringe Rolle spielt.

Während zahlreiche Hersteller auf den Ganzjahresreifen setzen, ist VRÖ-Obmann James Tennant skeptisch: "In Ballungszentren kann der Ganzjahresreifen nicht zuletzt durch RDKS auf eine gewisse Bedeutung wachsen. Österreich ist jedoch so besonders, weil wir ein Winterreifenland sind. Die Vormachtstellung beim Winterreifen haben wir ja nicht, weil wir so gut verkaufen, sondern weil wir diese Reifen brauchen."

Konsequente Serviceorientierung

"Über den Preis werden wir den Kampf nicht gewinnen", ist sich Vertriebsleiter Philipp Janout, Reifen John, bewusst. Dort zentralisiert man das Business-Geschäft im neuen KundenServiceCenter (KSC) in Ansfelden. Das Geschäft mit den Wiederverkäufern findet nun telefonisch oder elektronisch über das Team an diesem Standort statt und wird komplett von der Betreuung der Privat-und Flottenkunden in den Filialen entkoppelt. Damit können beide Bereiche noch besser und professioneller betreut werden. Die Wiederverkäufer haben ihre eigenen Ansprechpartner im neu geschaffenen Bereich in Ansfeldenund sind auch in der Stoßzeit ausschließlich und verlässlich für die Autohäuser, Werkstätten und Reifenbetriebe da. Zudem gibt es ein eigenes Logistikzentrum, das natürlich auch mit einer stärkeren Lagerund Lieferfähigkeit aufwarten kann. "Und wir können deutlich mehr Gebiete abdecken alsbislang über unsere Filialen", so Janout: "Insgesamt sind wir jetzt sehr professionell aufgestellt."

Reifen John geht damit einen weiteren, konsequenten Schritt in Richtung Dienstleistung. Und nur so wird es zukünftig möglich sein, die aggressive Preisentwicklung abzudämpfen. Der Erfolg funktioniert letztlich nur über den Service, egal ob beim Wiederverkäufer oder beim Endkunden.

Geschäftsmodell Zukunft

Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V (BRV) hat beim renommierten Beratungsinstitut Roland Berger eine Studie in Auftrag zum Geschäftsmodell Zukunft in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse sollen bei der Mitgliederversammlung im Juli veröffentlicht werden.

Ob es in der eigenen Region Sinn macht,§ 57a und Service anzubieten, eine komplette Kfz-Werkstätte zu eröffnen, eine Mietautostation zu betreiben oder einen Webshop für die Region zu installieren: Es wird keine Universallösung geben, jeder muss sich selbst ansehen, welche Überlebensstrategie es für seinen eigenen Betrieb gibt. Wichtig ist, möglichst viele Dienstleistungen für den Kunden kompetent und verlässlich anzubieten -entweder direkt oder über Kooperationspartner.

Denn ohne Partner, ohne verlässliche Lieferanten und ohne Kooperationen wird es nur sehr schwer möglich sein, auch in der Zukunft erfolgreich zu sein.