Die Nachricht hat in der russischen Autobranche wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel eingeschlagen. Mit Ende 2015 wird sich Opel vom russischen Markt zurückziehen, Chevrolet wird seine Präsenz "weitestgehend einstellen". Künftig wird sich GM in Russland auf den Vertrieb von Autos der Marke Cadillac, ausgewählten nordamerikanischen Chevrolet-Modellen wie Corvette, Camaro und Tahoe sowie des lokal gebauten SUV Chevrolet Niva konzentrieren. Wenn inRussland an den möglichen Rückzug der einen oder anderen Marke gedacht wurde, ist keinem GM in den Sinn gekommen.
"Diese Entscheidung vermeidet signifikante Investitionen in einen Markt, der langfristig sehr herausfordernde Perspektiven hat", sagt GM-President Dan Ammann. GM wird Mitte 2015 das Werk in St. Petersburg, das Chevrolet Cruze und Opel Astra produziert sowie weitere Modelle montiert, schließen. Auslaufen wird heuer auch die Auftragsmontage des Chevrolet Aveo im GAZ-Werk in Nizhnij Nowgorod. GM-Partner Avtotor stellt die Montage verschiedener Modelle in Kalinigrad ein. GM erwartet Netto-Sonderbelastungen bis zu 600 Millionen Dollar.
Marktrückzug als Politikum
Die Entscheidung von GM ist unüblich. Die Lage in Russland ist nicht so dramatisch, dass sie einen fast vollständigen Rückzug eines der größten Autohersteller der Welt rechtfertigen würde. In Russland werden gar politische Motive vermutet. Umso mehr, als der Rückzug ausgerechnet am ersten Jahrestag der Wiedereingliederungder Krim verlautbart wurde.
Selbst der Kreml hat sich geäußert: Putin-Sprecher Dmitrij Peskow bedauerte die Entscheidung. Laut Peskow schadet GM mit der Entscheidung sich selbst am meisten. "Es gibt nie ein Vakuum auf dem Markt. Wenn eine Firma geht, füllen andere Firmen die Lücke", heißt es aus dem Kreml.
Hausgemachte Probleme
Die GM-Probleme in Russland sind zum Großteil hausgemacht. Der Anteil lokal gefertigter Teile war zu niedrig, was sich beim schwachen Rubel besonders rächt. "Bei den wichtigen Autos, die wir in Russland bauen, haben wir nicht den nötigen Grad an Lokalisierung", bestätigt Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Opel, aktuell die Nr. 21 des russischen Marktes, hat in den ersten zwei Monaten nur 1.985 Neuwagen verkauft und mit einem Minus von 81,2 Prozent den größten Rückgang unter den Marken der Top 35 verzeichnet. Die auf Rang 12 liegende Marke Chevrolet ist um 71,2 Prozent auf 6.305 Autos zurückgefallen. Damit haben beide Marken deutlich mehr als der Gesamtmarkt verloren.
Mehrere Fragen sind noch offen. So wird zwar die Produktion des Chevrolet Niva fortgesetzt, doch die Vorbereitungen für die für 2016 geplante zweite Generation wurden eingefroren. Unklarheit herrscht auch im Hinblick auf den Import von GM-Autos aus Usbekistan.
Bonus für Umsteiger
In Russland wird spekuliert, welcher Hersteller sich als nächster zurückziehen könnte, doch die möglichen Kandidaten betonen ihren Willen zu bleiben. Schlecht entwickeln sich etwa die Verkäufe der beiden Marken des PSA-Konzerns, der in Kaluga zusammen mit Mitsubishi ein Autowerk betreibt. Zu den Marken mit den größten Absatzverlusten gehört auch Honda.
Ford zählt ebenso zu den Marken, deren Verkäufe zuletzt extrem stark zurückgegangen sind. Doch Ford Sollers, ein Joint Venture der Amerikaner mit dem russischen Hersteller Sollers, das drei Autowerke betreibt, gibt sich kämpferisch. Neue Modelle werden eingeführt, der Lokalanteil gesteigert. Für Käufer, die einen neuen Ford kaufen und dabei ein Auto einer Russland verlassenden Marke in Zahlung geben, gibt es einen Bonus von knapp 800 Euro.
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