Österreich liegt mit einem Rückgang von 4,3 % bei den NZL auf dem vorletzten Rang in der EU. Bei der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung und Ertragslage der heimischen Kfz-Branche könne man deshalb „im besten Fall von einer Seitwärtsbewegung sprechen“, stellt Mag. Peter Voithofer, KMU Forschung, klar. Längerfristig müsse sich die Branche „auf eine Durststrecke einstellen“ - das Erschließen neuer Vertriebswege sei laut Voithofer deshalb unumgänglich.
Das sieht auch Helmut Kluger, Herausgeber der „Automobilwoche“, so und meint salopp: „Wenn Warren Buffet einen Autohandel kauft, dann heißt das, dass damit Geld zu verdienen ist.“ Auch Dr. Sebastian Lorenz, Direktor Verkauf bei Autoscout24, machte in seinem Vortrag deutlich, wie mit digitalen Daten Zusammenhänge über das Kundenverhalten hergestellt werden und dies durch die Kfz-Branche genutzt werden könnte.
Bei aller Online-Euphorie dürfe im Zuge der Digitalisierung aber nicht auf das Tagesgeschäft vergessen werden, meinte Axel Berger, Vorstandsvorsitzender CarGarantie. Die „entscheidende Frage“ für den wirtschaftlichen Erfolg sei deshalb, ob sich der Kunde im direkten Umgang, im Autohaus oder der Service-Annahme „wohl fühle“. Gerade im direkten Kundenkontakt würden „aber immer noch Soft Skills fehlen“.
Albert Still, Aufsichtsratsvorsitzender der AVAG Gruppe, sieht die Sache entspannter: „Nach meiner Meinung hat sich in den vergangenen 50 Jahren wenig im Autohandel verändert.“ Heute wie damals würden 75 % von den Autoherstellern vorgegeben werden. Er gibt weiters zu bedenken, dass man „es nicht schaffen werde, Überproduktion und Wettbewerb auszuschalten“. Um bestehen zu können müsse man auch in Zukunft „die Kostenführerschaft besitzen und Einkaufsvorteile nutzen.“
Doch nicht nur der Autohandel, sondern auch die Service- und Teile-Branche stehen unter Druck. Mag. Walter Birner, Gesellschafter der Birner Gruppe, betont diesbezüglich dass sich „der freie Teilehandel neuen Herausforderungen stellen muss“. Er sprach sich für einen „fairen und offenen Wettbewerb“ aus, wobei nicht Beschränkungen, sondern „Leistung und Kreativität“ im Mittelpunkt stehen sollten. Ebenso sollten sich Service-Betriebe nach der Meinung von Christian Uhl, International Car Distribution Programme, bedingt durch die Telematik „bis 2020 auf gravierende Änderungen“ gefasst machen.
Einen weiteren Ansatz zur Optimierung des Absatzes vertrat Mag. Michaela Rockenbauer, Castrol Marketing Managerin, die meinte, nur wer „lebendige Partnerschaften in einer sich ständig ändernden Branche schmiedet“ könne dauerhaft erfolgreich sein.
Nach einem launigen Vortrag von Schauspieler und Comedian Ciro de Luca, der den Anwesenden erläuterte, wie man sich im wahrsten Sinn des Wortes im Geschäftsleben „durchboxen“ kann, wurde der Vorarlberger Kfz-Mechaniker Armin Khorbi für seine Zivilcourage mit dem neugeschaffenen Preis „Athene“ geehrt. Der Lehrling hat vor einigen Monaten das Auto einer bewusstlosen Frau auf der Autobahn gestoppt.
Anschließend sprach Adrian Schnell, Inhaber Online-Teilehandels „Autofaszination“, über die Chancen, Internet-Kunden mit intelligenten Online-Tools in die Werkstatt zu holen.
Die Basis-Referate von Mag. Reinhard Seehofer, Mitglied des Kfz-Schadensausschuss VVÖ, Dr. Richard Nathschläger, Geschäftsführer Audatex, BGO Komm.-Rat Burkhard Ernst, Importeurssprecher Dr. Felix Clary und BIM Komm.-Rat Fritz Nagl bildeten die Grundlage für eine abschließende Diskussionsrunde, in der heftig u.a. über Reparatur-Kostenmodelle, Wrackexport und vereintes Lobbying debattiert wurde.
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