Nach NoVA-bedingten Vorziehkäufen gingen die Neuzulassungen seit März
dieses Jahres kontinuierlich zurück. Auch ein "Sommerwunder" blieb
aus, von Jänner bis August wurden bereits 10.000 Pkws weniger neu
zugelassen als im Vergleichszeitraum 2013. Der Kostendruck auf
Autohäuser - nicht zuletzt aufgrund magerer Margen -steigt. Wie ist
es dem Handel in Österreich heuer ergangen? Waren Unternehmer bereits
gezwungen, mit Maßnahmen auf die Flaute im Autohaus zu reagieren?
Niemand fördert Autobranche
"Der Kostendruck ist enorm und darauf habe ich bereits reagieren
müssen", sagt Markus Nagel, Geschäftsführer Autohaus Hagspiel/Höchst.
Man sei gezwungen worden, sich von Mitarbeitern zu trennen. Der
Neuwagen-Verkauf habe sich auf hohem Niveau befunden und gehe zurück,
die Werkstattauslastung sei zufriedenstellend. Maßnahmen, die die
Wirtschaft stärker belebten, vermisst Nagel. "Stattdessen werden
verschiedenste Sparten gefördert, wie etwa durch den Einbau neuer
Fenster im Haus oder den Umstieg auf moderne Heizsysteme. Dafür wird
eine Menge Geld ausgegeben. Eine Förderung beim Autokauf, die unsere
Branche beleben würde, gibt es nicht."
Schleppender Verkauf
"Grundsätzlich ist in den vergangenen Monaten der Neuwagenverkauf
eher schleppend, der Servicebereich hingegen zufriedenstellend
verlaufen", sagt Herbert Neuhauser, Salzburger Landesinnungsmeister
der Kfz-Techniker und Geschäftsführer des Autohauses
Neuhauser/Grödig. Wobei Neuhauser im eigenen Betriebein leichtes
Plus, das Firmenkunden zu verdanken sei, verbuchen konnte. "Auch in
den Sommermonaten ist es ganz gut gelaufen, wir haben nur eine Woche
Betriebsferien gemacht." Dennoch hätten sich die jüngsten
Steuererhöhungen auf das Kaufverhalten ausgewirkt. Als Unternehmer
könne man bei Kundenvor allem bei Service und Reparatur mit
Top-Leistung punkten.
Atypisches Kaufverhalten
"Das Kaufverhalten bei uns war heuer total atypisch", sagt Ing Hans
Peter Brunner, Geschäftsführer Autohaus Brunner/Kirchbichl. So habe
man etwa wider Erwarten einen sehr starken Juli erlebt, auch die
Werkstatt sei sehr gut ausgelastet gewesen. Kostenreduzierende
Maßnahmen seien daher auch kein Thema gewesen. Brunner ist überzeugt,
dass die Qualität der Leistung auch ausschlaggebend für den Erfolg
sei. Wobei er einräumt, dass einige Kunden derzeit verhalten
reagieren. "Ich glaube aber nicht, dass es damit zusammenhängt, dass
den Menschen weniger Geld zur Verfügung steht." Er habe eher das
Gefühl, dass die unsichere politische Lage, die derzeit die
Medienberichterstattung dominiere, bei vielen die Kauflust dämpfe.
Konfrontation nicht scheuen
"Bei uns ist das Geschäft heuer hervorragend gelaufen", sagt Bernhard
Radauer, Autohaus Radauer Neumarkt und St. Veit/Glan. Sowohl mit dem
Neuwagenverkauf, wo ein Plus erzielt wurde, als auch mit der
Werkstattauslastung sei er zufrieden. Wobei Radauer glaubt, dass
individuelle Anpassung und persönlicher Einsatz im Verkauf, aber auch
die richtigen Produkte zur richtigen Zeit zum Erfolg beitragen.
Diesbezüglich sei jeder seines eigenen Glückes Schmied. "Ich habe
mein Unternehmen immer schlank gehalten und Konfrontationen mit
Importeuren nicht gescheut, wenn es darum gegangen ist, Investitionen
zu tätigen, von denen ich selbst nicht überzeugt war. Damit bin ich
den letzten 25 Jahren sehr gut gefahren."
Regionale Abhängigkeit
"Der Neuwagenverkauf ist schleppend, vor allem das Sommerloch war
spürbar, wogegen die Werkstatt bei uns gut ausgelastet ist", sagt
Franz Zinhobler, Geschäftsführer Autohaus Zinhobler/Wels. Wobei die
Geschäftsentwicklung und die Kaufkraft auch vom regionalen Umfeld
abhängen würden: "Wenn in der Umgebung einige große Betriebe
zusperren, wird sich das natürlich auswirken", so Zinhobler. Er
selbst habe bereits auf den Kostendruck mit Personalabbau reagieren
müssen. Von geplanten Steuerentlastungen in geringem Ausmaß hält
Zinhobler, der mit weiteren Rückgängen rechnet, wenig: "Ich glaube
nicht, dass Käufer in Scharen die Autohäuser stürmen werden,wenn sie
pro Monat 40 Euro mehr im Geldbörsel haben."
Was funktionierte, geht nicht mehr
"Wir haben heuer kein Sommerloch, sondern eine Sommergrube gehabt",
sagt Martin Weiss, Geschäftsführer Autohaus Weiss/Schrems. Schon seit
dem Frühjahr habe sich beim Neuwagenverkauf ein Abwärtstrend gezeigt,
der sich im Sommer noch verstärkt habe. "Der Markt wurde auch durch
Maßnahmen wie Prämien und Tageszulassungen künstlich belebt, was eine
Zeit lang funktioniert hat, jetzt aberoffensichtlich nicht mehr."
Dazu sei der Karren mittlerweile zu sehr verfahren. Das Service
laufe, so Weiss "noch ganz gut", wobei man etwa beim Teileverkauf
auch merke, dass die Kunden sparten und zum Pfuscher gingen. "Die
momentane Lage zwingt die Betriebe, auf die Kostenbremse zu steigen."
Deutlicher Rückgang
"Wir liegen heuer im Servicebereich 40 Prozent zurück", sagt Ing.
Rupert Skotschnigg, Inhaber und Geschäftsführer von Tankstelle und
Werkstatt Skotschnigg/Leutschach. "Viele Kunden stehen unter
finanziellem Druck und diesen Druck bekommen wir zu spüren." Darauf
müsse auch die Politik reagieren. Mittlerweile werde auch bei
kleineren Reparaturenein Kostenvoranschlag angefordert, was den
Preisdruck weiter verschärfe. In schwächeren Monaten habe man deshalb
bereits entsprechende Maßnahmen setzen müssen. "Zum einen, dass
Mitarbeiter ihren Urlaub konsumieren, zum anderen, dass vereinzelt
auch kürzer gearbeitet wird."
Keine Erholung in Sicht
"Das Geschäft ist schon im März deutlich zäher gelaufen und leider
hat sich dies auch in den Sommermonaten fortgesetzt", sagt Roland
Zsoldos, Gesellschafter Kfz Zsoldos/Neusiedl. Auch im Service seien
die Kunden sehr zurückhaltend: "Sie kommen nur mehr dann, wenn
wirklich der Hut brennt und lassen nur mehr unumgängliche
Reparaturarbeiten durchführen." Natürlich stelle sich auch die Frage
für das Unternehmen, wie Kosten eingespart werden könnten, wobei dies
wohl am ehesten noch beim Personal getan werden könne. "Ich glaube
auch nicht, dass sich der Markt kurzfristig wieder erholen wird und
gehedavon aus, dass wir nächstes Jahr in einer ähnlichen Situation
sind", so Zsoldos.
Mehr Aufwand, weniger Gewinn
"Obwohl die Geschäfte am Anfang des Jahres besser gelaufen sind,
glaube ich nicht, dass dies die Ursache für geringen Ertrag ist",
sagt Marko Fischer, Autohaus Fischer/Wien. Das Kaufverhalten in Wien
habe sich insofern geändert, als viele Kunden Kleinwagen kauften, bei
deren Verkauf die Margen geringer seien. "Deshalb wird es auch
schwieriger, Geld zu verdienen", sagt Fischer. Auch im Service habe
sich der Aufwand zur Kundenbindung wesentlich erhöht: "Das beginnt
beim Schreiben von Einladungen und geht über Nachtelefonieren bis hin
zur Erinnerungsmail oder SMS", so Fischer. Darüber hinaus forderten
Kunden sogar Rabatte bei Sonderangeboten.