Im September 1814 blickte die gesamte Welt nach Wien. 200 Jahre
später wurde hier zwar nicht die Zukunft Europas, doch immerhin die
weitere Entwicklung der Marke Peugeot verhandelt: Die Donaumetropole
war Schauplatz einer internationalen Händlerkonferenz.
Über 300 Betriebsinhaber aus 16 Ländern kamen am 7. und 8. September
nach Wien, um an der Jahrestagung des europäischen
Peugeot-Händlerverbandes teilzunehmen. Brisant war der Kongress nicht
nur deshalb, weil die Löwenmarke schwierige Jahre hinter sich hat:
Erstmals stellte sich die neue Konzernspitze rund um Carlos Tavares,
der seit April als CEO von PSA fungiert, den Fragen aus dem
Vertriebsnetz.
Prekäre Ertragslage
Die dringendste Sorge vieler Händler sei derzeit der Ertragslage,
bestätigt Bernhard Kalcher, Obmann des österreichischen
Händlerverbandes und somit offizieller "Gastgeber" der Wiener Tagung.
2013 habe das heimische Netz eine gerade noch ausgeglichene
Durchschnittsrendite erwirtschaftet, international seien viele
Kollegen längst in den roten Zahlen. Langfristig müssten die Händler
aber eine "faire Chance" auf eine Umsatzrendite von 3 Prozent haben:
"Als erster Schritt ist ein Wert von 1,5 bis 2 Prozent unabdingbar."
Bestätigt wurden die Ertragsprobleme durch den Gastvortrag des
Betriebsberaters Trevor Jones: Er verwies darauf, dass derzeit 35
Prozent aller europäischen Automobilbetriebe negativ wirtschaften
würden. In den USA liege dieser Anteil nur bei 19 Prozent, im Rest
der Welt bei 29 Prozent.
Gemeinsamer Weg zurück
Vor diesem Hintergrund gab sich der Hersteller alle Mühe, seinen
Absatzpartnern wieder Optimismus zu verleihen. So verwies Tavares in
seiner Rede darauf, dass Peugeot mit einem Durchschnittswert von 95
Gramm pro Kilometer die Marke mit dem niedrigsten CO 2-Ausstoß sei.
Zudem verfüge man über die "jüngste Modellpalette aller Zeiten", da
sämtlicheFahrzeuge innerhalb von 3 Jahren eingeführt oder erneuert
worden seien. Der neue CEO kündigte weitere technische Neuerungen an
und betonte, dass die wirtschaftliche Erholung von PSA deutlich
schneller voranschreite, als es vielerorts erwartet worden sei.
Das wichtigste Ziel sei nunmehr die Höherpositionierung der
Konzernmarken, die sich wiederum positiv auf die Erträge auswirken
werde.
Seitens der Händlervertreter nahm man diese Worte ebenso wohlwollend
auf wie den "positiven und partnerschaftlich Meinungsaustausch" mit
anderen Spitzenmanagern. "Der Hersteller konnte glaubhaft versichern,
dass er Lösungen für die gemeinsamen Herausforderungen sucht", freut
sich Kalcher.
Bewährte österreichische Verbandsarbeit
Die europäischen Händlervertreter wollen die weitere Entwicklung
ihrer Marke ebenso konstruktiv wie konsequent mitgestalten.
Österreich gilt diesbezüglich als Vorzeigeland: Der vor exakt 20
Jahren gegründete "Klub der Österreichischen Peugeot-Händler" kann
als einer von ganz wenigen Zusammenschlüssenauf eine vollständige
Mitgliedschaft aller (selbstständigen) Handelsbetriebe bauen. "Vor
diesem Hintergrund haben wir schon viel erreicht", sagt Kalcher. Für
ihn und seine Vorstandskollegen steht freilich außer Frage, dass es
noch mindestens ebenso große Herausforderungen zu bewältigen gibt.