Mistelbach ist zwar nicht der Nabel der Welt: Doch bei Elektroauto-Fans hat sich längst herumgesprochen, dass die Firma Polke eine perfekte Anlaufstelle ist. 90 mit Strom betriebene Fahrzeuge hat das Team um Firmenchef Thomas Polke in gut zwei Jahren abgesetzt; damit wurde -hochgerechnet -jeder 17. in Österreich zugelassene Elektro-Renault in der Weinviertler Bezirksstadt verkauft. Seien es zu Beginn vor allem "Freaks"(meist Freiberufler, Künstler) und Firmen gewesen, die sich ein E-Auto zugelegt hätten, steige jetzt der Anteil von Privatpersonen -wie etwa jener Arzt aus Mistelbach, der seine Hausbesuche künftig nur noch mit einem Zoe machen will.

Zurückzuführen ist der hohe Anteil vor allem auf das Engagement von Polke. "Ich war von Beginn an von Elektroautos überzeugt -und dieser Funke ist relativ zeitig auf meine Mitarbeiter übergesprungen", sagt er. Alle 10 Kfz-Techniker (und auch der Spengler) erhielten eine Grundschulung für E-Autos:"Es ist gegenüber dem Kunden eine absolute Notwendigkeit, dass wir kompetent auftreten." 3 Mitarbeiter dürfen sämtliche Arbeiten machen -bis hin zum Batterie-und Motorausbau.

"Keine Scheu vor der Elektronik"

Durch den -relativ gesehen -hohen Bestand an E- Autos sind diese auch in der Mistelbacher Werkstätte mittlerweile ein vertrauter Anblick: "Meine Mitarbeiter sagen schon lange nicht mehr: ,Ups, ein Elektroauto steht da." Bei uns passiert das schon einmal pro Woche."

Die Kfz-Techniker hätten, so Polke, auch großes Interesse an den Arbeiten mit den Elektrofahrzeugen: "Wenn ein Kfz-Techniker keine Scheu vor der Elektronik hat, die es ja auch in allen anderen Autos gibt, dann versteht er ein Elektroauto genauso." Und bei den mechanischen Arbeiten sei es ja sogar sauberer, weil mankein Motoröl und keine Kühlerflüssigkeiten ablassen müsse.

Auch bei der Sicherheit gebe es keine Probleme: "Natürlich ist das Arbeiten mit 400 Volt Gleichstrom gefährlich, wenn man nicht weiß, wie man damit umgeht. Man darf also erst eingreifen, wenn alles gesichert ist, sprich die Stromzufuhr von der Batterie unterbrochen ist: Dann kann ich arbeiten wie bei jedem anderen Auto auch."

166 Techniker wurden von Renault ausgebildet

Renault hat insgesamt 13 sogenannte "Experten" -also Betriebe, die E-Autos nicht nur verkaufen und warten (wie alle anderen Händler), sondern auch reparieren dürfen. 166 Techniker wurden bundesweit ausgebildet. Bei den Arbeitsplätzen gibt es genaue Regeln: Laut Herstellervorgaben gibt es stets 2 Plätze- einen mit einer Hebebühne und den zweiten als Abstellplatz. 2 Ladestationen (Wallboxen) sind ebenso vorgeschriebenwie diverses Spezialwerkzeug. "Dieser Arbeitsplatz wird bei den Z.E.-Händlern 1:1 umgesetzt, um einen einheitlichen Standard und ein sicheres Arbeiten zu gewährleisten", sagt Dorit Haider, Sprecherin von Renault Österreich.

Mit Volkswagen und BMW hat Renault, zuvor bei den Elektroauto-Zulassungen stets weit voran, heuer ernsthafte Konkurrenz bekommen. In der Bundeshauptstadt hat sich Porsche Wien-Liesing zu einem Mekka für die Fans des Strom-Fahrens entwickelt: "Wir haben bis Mitte August 30 Stück abgesetzt", sagt VW-Markenleiter Ulf Fuchs. Vorerst handelt es sich nur um e-up!, da der e-Golf erst ab Spätherbst verfügbar sein wird: "Aber auch von diesem Auto haben wir schon eine Handvoll verkauft." Es seien fastnur Privatkunden, die sich für diese Autos interessierten: "Leute, die innovativ denken: moderne Grüne, die umweltfreundlich unterwegs sein wollen."

Schnellladestation auch im Betrieb

Wie bei Renault Polke in Mistelbach, wo eine Kooperation mit der Firma Smatrics besteht, gibt es auch bei VW in Liesing eineöffentlich zugängliche Ladestation. "Hier ist das Schnellladen in 20 Minuten möglich." Der Umbau der Werkstätte erfolgte im Vorjahr genau nach den Richtlinien von VW, 3 Techniker wurden als Spezialisten für E-Autos ausgebildet. Allzu viel Arbeit kam bisher aber nicht auf sie zu und so kann auchFuchs zum Thema Werkstatt derzeit noch nicht viel sagen. Aus einem einfachen Grund: Die Elektroautos sind erst zu kurz im Einsatz, als dass sie schon zum Service oder zu einer Reparatur müssten.

Zahlen, Daten, Fakten

Insgesamt wurden heuer zwischen Jänner und Juli in Österreich 886 Elektro-Pkws neu zugelassen, das bedeutet fast eine Verdreifachung im Vergleich zu den ersten sieben Monaten 2013, als 297 "Stromer" neu angemeldet wurden: Der Grund liegt im deutlich größeren Angebot, denn bis auf den Renault Zoe war keines der unter den erstenVier platzierten Modelle im Sommer des Vorjahres bereits erhältlich. Die meisten Abnehmer (264) fand heuer der BMW i3, gefolgt vom Renault Zoe (205), dem VW e-up! (160) und dem Tesla Model S (85). Dann kommen der Nissan Leaf (76), der smart (54) und der Opel Ampera (21). Alle anderen Modelle warenbisher noch nicht in nennenswerter Stückzahl erhältlich wie der BMW i8 (5) oder der VW e-Golf (1). Andere sind nicht mehr so gefragt wie vor einigen Jahren: Dazu gehören der Think City (8), der Mitsubishi i-MiEV (3), der Peugeot iOn und der Citroën C-Zero (beide 0). Die Elektro-Version des FordFocus kam heuer ebenso wie der Renault Fluence auf 2 Neuzulassungen. Die Marke mit den weitaus meisten E-Autos bleibt Renault, wo E-Autos schon seit Ende 2011 erhältlich sind: Seit damals wurden rund 1.600 Stück zugelassen. War anfangs der Twizy (2012: 271 Stück) Spitzenreiter, so ist dies heuerganz klar der Zoe.