Eine "ordentliche" Stimmung erkennt die Interpretation des Branchenbarometers, initiiert vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV), Welle 2/2014. Demnach sieht jeder zweite Betrieb die Branche in einer guten Lage, für die Zukunft würde auch mit einer gleichbleibenden Situation gerechnet. Im Gegensatz zur österreichischen Situation, wo die Lager in den vergangenen Jahren überfüllt waren und heuer geleert werden konnten, melden die BRV-Mitglieder eher gleich hohe Lagerstände.

Insgesamt hat sich die bislang schon positive Stimmung dadurch leicht verbessert. Bei den eigenen Betrieben sehen die Befragten eine gute Unternehmenssituation. Im Vergleich zum Quartal des Vorjahres vermelden die Unternehmer sogar höhere Umsätze. Hinsichtlich Umsatz, Rohertrag und Gewinn werden zukünftig positive Impulse erwartet. Die positive Gesamtstimmung ist überraschend, da die Branche sich als Verlierer im Hinblick auf das wachsende Internetgeschäft sieht.

Reifenfachhandel als Verlierer

Dem Onlinehandel konstatieren die Reifenfachhandelsbetriebe nämlich zunehmende Bedeutung. Über 80 Prozent der Betriebe glauben, dass der Marktanteil des Internets im Endkundengeschäft höher bzw. deutlich höher werden wird. Gleichzeitig sind sie sicher, dass sie selbst der Verlierer dabei sein werden. 46 Prozent meinen, dass der Reifenfachhandel diese Marktanteile einbüßen wird. Die Reifenfachhandelsbetriebe schätzen, dass sich durchschnittlich 31,5 Prozent der Pkw-Kunden vor dem Kauf übers Internet informiert haben, 6 Prozent der im Reifenfachhandel montierten Reifen wurden nach Angaben der Befragten im Internet gekauft.

Internet mehr Fluch als Segen

Dabei wird das Internet von den Betrieben nur selten als Chance, sondern vielmehr als lästige Störung oder Bedrohung gesehen. Während die Hälfte der Befragten das WWW eher emotionslos als "heute übliche Begleiterscheinung" sieht, glauben 29 Prozent an eine Bedrohung für den Handel, nur 11 Prozent erkennen eine Chance für das eigene Geschäft.

Verwunderlich bis erschreckend ist die Tatsache, dass 13 Prozent der befragten Betriebe das Internetüberhaupt nicht nutzen. Wenn schon kein Onlineshop bzw. keine Onlinekooperation stattfindet: Auch Geschäftsanbahnung und Geschäftsabwicklung übers Internet werden nur unzureichend genutzt. Onlineterminbuchung oder ein eigener Webshop sind gerade bei der Hälfte der befragten Betriebe Realität.

38 Prozent nutzen E-Mails, um auf die Umrüstung hinzuweisen, 54 Prozent verwenden E-Mail-Marketing überhaupt nicht.

Tagesgeschäft verhindert Internetaktivität

Die Begründung oder vielmehr die Ausrede ist der Stress im Tagesgeschäft, aber auch angebliche Vorbehalte auf Kundenseite und Bedenken gegen technische Spielereien. Die Absicht von fast jedem zweiten Reifenhandelsfachbetrieb, die Internetaktivitäten auszubauen, klingt da wie ein Lippenbekenntnis. Die etablierte Branche überlässt das Feld lieber den neuen Internethändlern, anstatt selbst auf den Zug aufzuspringen.

Informationsbedarf bei RDKS

Beim Thema RDKS geben etwa drei Viertel der Betriebe an, gut vorbereitet zu sein. Bleibt immer noch fast ein Viertel, die aus eigener Sicht nicht ausreichend vorbereitet sind, 38 Prozent benötigen noch weitere Informationen, der größte Teil hat noch Aufholbedarf im technischen Bereich.