Vor dem Hintergrund dessen, dass sich neben Essen ab 2018 mit Köln
ein zweiter Standort für eine repräsentative Reifenmesse geriert,
steht der Reifenhandel in allen Ausprägungen täglich vor neuen
Herausforderungen.
In Peter Hülzers Grundsatzrede, in der er die Reifenbranche von allen
Seiten betrachtet, mahnen Hardneben Softfacts Reifenindustrie,
Reifenhandel und Dienstleister zu konzentrierter Arbeit, um sich der
wirtschaftlichen Zukunft weiter bedienen zu können. Was Hülzer
routiniert den deutschen Reifenspezialisten hineingesagt hat, gilt
grundsätzlich auch für den österreichischen
Reifenvermarktungskomplex. In Deutschland gingen 6,6 Millionen
Pkw-Reifen "Sellout" gegenüber 2011 verloren, im kleinen Österreich
verlustierten sich zwischen 1,0 und 1,4 Millionen Stück von "Handel
an Verbraucher". Lediglichdas Nfz-Reifengeschäft lief etwas
beschleunigter. Dennoch war sein Bericht eher von "Moll als von Dur"
geprägt.
Angesichts dessen, dass die leeren Lager wieder etwas Nachschub
erhielten, kommt das Geschäft heuer im 1. Halbjahr gefühlt besser
rüber. Dafür erodieren weiter die Preise, ein für den Einzelhandel
unerquickliches und andauerndes Erlebnis. Trotzdem und dazu der
wachsende Internethandel haben Industrie und Reifenhandel keine Wahl,
aufeinander zu verzichten. Womit klar ist, dass das Geschäftsmodell
Reifenhandel eine Zukunft hat. Aber welche?
Ganzjahresreifen drängen in den Markt
Wer mitspielen kann in diesem oft so dissonanten Konzert, bleibt die
spannende Frage. Diejenigen, die weiterhin verkaufen wie vor
Jahrzehnten, werden ihre Niederlagen erleiden. Diejenigen, die ihre
Vermarktungsanstrengungen in Beratung und nicht Preiskampf
orientieren, werden auch mit den Feinheiten des
Reifendruckkontrollsystems (RDKS) zu Rande kommen.
In klimatisch gemäßigteren Zonen wird -vermutlich ausgelöst durch den
Kostendruck des Endverbrauchers -der Ganzjahresreifen Trend werden.
Er ist wintertauglich und erspart zu den Saisonwechseln das
Umstecken. Für Wenigfahrer, die aufgrund der rigiden Verkehrspolitik
immer mehr werden, wird das zum Kaufargument.
Viele Hersteller reagieren bereits mit Angeboten bis in den
Premiumbereich hinein. Was sie immer schon "leise" im Angebot
führten, wird ab jetzt "laut" vermarktet. Der Handel sieht das mit
gemischten Gefühlen, wird den Anbietern drohen, sich den
Marktentwicklungen jedoch nicht entziehen können.
Österreichs Vertreter der Reifenindustrie und des Reifenhandels waren
nahezu komplett nach Essen gereist, um sich umzusehen, Meinungen
anzuhören und sich ihren eigenen Eindruck zu verschaffen. Mit
gefletschten Zähnen -zum Lachen natürlich-trat man wieder die
Heimreise an, um zu wissen, dass derSpielraum für den Markterfolg
weiter eingeengt wird. Da nützt auch nicht eine "gefühlte"
Verbesserung der Absatzlage im 1. Halbjahr 2014.
"Die Industrie hat es nicht geschafft, den Reifen des Jahres 2014
angemessen in seiner Bedeutung beim Konsumenten zu positionieren",
hielt Hülzer der Branche den Spiegel vor: "Dem Fachhandel schon gar
nicht, mit Beratungskompetenz dem Preiskampf einzudämmen." Am Ende
der Prozesskette steht der Einzelhandel. Wenn der sich nicht zum
innovativen Dienstleister wandeln kann, ist er auf dem falschen Weg.
Essen und Köln oder Frankfurt?
Vor diesem labilen Absatzszenario verkam die Ankündigung einer
strategischen Partnerschaft von BRV mit "Tire Cologne", ab 2018
anstelle der aufgekündigten Kooperation mit "Reifen Essen" in Köln
auszustellen, zur Nebensache. Bis 2018 ist es noch eine lange Zeit
und 2016 läuft vertragsgemäß die letzte Auflage der "Reifen" in der
Ruhrhauptstadt am Gruga-Park ab. Eine für Aussteller billige Idee ist
dieser Kampf der Messeveranstalter nicht, ergo könnte am Ende die
Automechanika in Frankfurt lachender Dritter sein, dort eine
Reifenmesse von Weltgeltung abzuhalten.
Die Herausforderungen, das zeigte Essen, werden für die Reifenbranche
allesamt nicht weniger