Mag. Harald Schützinger hat im Auftrag des "Management Center Nord" - einem Netzwerk aus Unternehmens-, Steuer-und Rechtsberatern - all jene befragt, die an vorderster Front ständig mit Betriebsübernahmen zu tun haben. Schließlich sind jährlich 10.000 bis 15.000 Betriebe zur Übergabe fällig. 232 Fachleute haben sich die Zeit genommen, die Gründe eines Scheiterns zu gewichten.

Unter "Scheitern" kann auch verstanden werden, dass eineÜbernahme oder Nachfolge erst gar nicht zustande kommt. Etwa, weil der Unternehmer seinen Betrieb lieber zusperrt und das Betriebsvermögen versilbert. Oder dass es nach einer Übernahme zu einer Rückabwicklung kommt. Oder dass der übernommene Betrieb nachhaltig Verluste schreibt und sich die Übergabe letztlich für die eine oder die andere oder beide Seiten nicht gerechnet hat.

Vor allem Familienunternehmen sind betroffen

In der Kfz-Branche sind es in erster Linie Familienunternehmen, für die eine Nachfolge zu regeln ist. "Gerade bei diesen kommt es dazu, dass die Übernahme an vorbestimmte Kinder innerlich von Übergeberseite erwartet wird", verweist Schützinger auf eine damit vorprogrammierte Konfliktsituation. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass 74,5 Prozent der "Chefs" eine Fortführung im Familienbesitz wünschen, dies aber tatsächlich nur bei 43,8 Prozent der Fall ist. "Oftmals wird vergessen, eine Alternative zur Familienübergabe aufzubauen."

Es müssen nicht immer die eigenen Kinder sein

Auch die Kfz-Unternehmer sind daher gut beraten, wenn sie sich auf alle Eventualitäten -sei es die Übernahme oder Verweigerung der Übernahme durch die Kinder -einstellen. Vielfach ist es vernünftiger, wenn sich die Kinder vom elterlichen Betrieb verabschieden. Eine Erhebung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn im Jahr 2001 zeigte bereits damals den häufigsten Grundeines Scheiterns: 74 Prozent der befragten Unternehmensberater gaben an, dass die wirtschaftliche Situation des Unternehmens ungünstiger war, als dies die Beteiligten zu Beginn angenommen hatten.

Aus der falschen Einschätzung der wirtschaftlichen Ist-Situation des Betriebes resultiert zwangsläufig eine zu rosige Zukunftsvision -somit eine "falsche Planung". Diese wurde bei der aktuellen Befragung als der wesentlichste Grund eines Scheiterns geortet. Die Folge einer überzogenen Ertragserwartung ist ein Eigenmittelmangel, der von den Fachleuten gleich an 2. Stelle gereiht wurde. All das führt zu einem zu hohen Übernahmspreis -als 3. wesentlicher Punkt einer gescheiterten Betriebsübergabe.

Warum gibt es keinen "Plan B"?

Wer durch eine optimistische Betriebsanalyse den Wert eines Unternehmensüberschätzt und damit von unrealistischen Erträgen ausgeht, der entwickelt auch keinen "Plan B". Kein Wunder, dass dieser Mangel mit 72 Prozent an 4. Stelle der Hitliste für eine gescheiterte Betriebsübernahme steht. "Oftmals liegen keine Pläne für Notszenarien -etwa das frühzeitige Ablebendes Übergebers oder auch des Übernehmers - vor", rät Rechtsanwalt DDr. Alexander Hasch, als Mitglied des Netzwerkes neben einer entsprechenden Eigenkapitalausstattung auch auf die sehr persönlichen Komponenten der Betriebsübergabe zu achten.

"Gerade Entscheidungen zur Neuerung und Veränderung wie etwa personelle Umstrukturierungen sollten dem Übernehmer überlassen bleiben, der vom Übergeber dabei unterstützt wird", sagt Schützinger und fordert einen äußerst intensiven Dialog zwischen diesen beiden Antipoden. Allerdings soll durch "eine klare Trennung der Verantwortlichkeiten Konflikte vermieden werden". Schließlich reißen 60 bis 70 Prozent der Befragten die Abhängigkeit vom Übergeber als Problemfeld auf.

Je nach Art der Studie und der Erhebung kommen andere Faktoren heraus, die zum Scheitern einer Betriebsnachfolge führen können. Erhebungen bei kleineren Familienbetrieben werden vielleicht eine andere Reihung bringen. Wer diese Stolpersteine erst gar nicht kennt - oder sie ignoriert -wird zweifellos zu Fall kommen.