Tempobeschränkungen, die Erhöhung von Kfz-Steuern, exorbitant hohe
Parkgebühren und gezielte Einschränkungen des Individualverkehrs in
urbanen Gebieten gehen nicht spurlos an der Autowirtschaft vorbei.
Immer mehr Kundinnen und Kunden -vor allem in den Städten -verzichten
auf einen fahrbaren Untersatz, nicht zuletzt wegen der hohen Kosten.
Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu Einbußen für die Autobranche.
Wie können wir uns dagegen wehren? Müssen wir auf die Straße gehen,
um für das Recht auf individuelle Fortbewegung und Joberhalt zu
kämpfen?
Strukturen verändern
"Vermutlich würde eine Großdemonstration in Wien nicht viel bringen,
weil sie einmal mehr für Aufsehen sorgen, aber wenig Strukturelles
ändern würde", sagt Akin Abana, Geschäftsführer Autohaus Hard. "Wir
sind ein kleines Autohaus, merken aber sehr wohl, dass viele Kunden
mit der derzeitigen wirtschaftlichen Situation zu kämpfen haben." Es
komme auch immer wieder vor, dass auch notwendige Reparaturen bei
Fahrzeugen von Kunden nicht mehr bezahlt werden könnten. "Dem
Mittelstand fehlt einfach das Geld, weshalb eine Steuerreform, die
den Menschen Bares bringt, auch die wichtigste Maßnahme wäre, um auch
die Autowirtschaft spürbar zu beleben."
Viel Lärm um nichts
"Demonstrationen verursachen vor allem eines: Viel Lärm um nichts",
sagt Markus Höller, Geschäftsführer Auto Höller in Eugendorf. Weil
Höller derartige Kundgebungen nicht für zielführend hält "würde ich
meinen Mitarbeitern dafür auch nicht freigeben". Wesentlich
sinnvoller wäre es seiner Meinung nach, endlich den Mittelstand zu
entlasten."Der Staat hat 2013 mehr Geld aus Lohnsteuern denn aus der
Mehrwertsteuer lukrieren können, darüber sollte einmal nachgedacht
werden", so Höller. Die Politik sei gefordert, endlich eine
umfassende Steuerreform umzusetzen und damit die Wirtschaft wieder
anzukurbeln. "Ich glaube, dass wir davon alle wirklich profitieren
könnten", so Höller.
Autowirtschaft in Gefahr
"Die Autowirtschaft inÖsterreich steht vor der Existenzbedrohung und
offensichtlich begreift die Politik nicht, dass sie hart daran
arbeitet, die beste Steuerkuh im Stall zu schlachten", sagt Mag.
Patrick Pfurtscheller, Geschäftsführer Autowelt Innsbruck PPAT. Im
Falle einer Großdemo für die Erhaltung der Automobilität würde
Pfurtscheller seinen Mitarbeitern auf jeden Fall freigeben "und
natürlich auch ein vollgetanktes Fahrzeug zur Verfügung stellen".
Wobei er hofft, dass "die Mitarbeiter auch möglichst viele Angehörige
zur Demo mitnehmen". Seiner Meinung sollten auch Finanzbeamte an
einer derartigen Veranstaltung teilnehmen. "Denn bei fehlenden
Steuereinnahmen sind auch Beamten-Jobs in Gefahr."
Gezielte Vorbereitung notwendig
"Grundsätzlich ist es durchaus legitim, gegen die Einschränkungen der
Automobilität zu protestieren, aber bevor gezielte Demonstrationen
veranstaltet werden, sollte die Öffentlichkeit durch entsprechendes
Lobbying ausführlich informiert werden", sagt Mag. Hubert Aichlseder,
Geschäftsführer Autohof GmbH/Klagenfurt und LGO Fahrzeughandel
Kärnten. "Ausschließlich nur zu demonstrieren ohne die Anliegen davor
entsprechend erklärt zu haben, bringt nichts. Für gezielte und
vorbereitete Veranstaltungen -denn nur solche würden auch auf
gewünschte Resonanz stoßen -würde ich den Mitarbeitern dieTeilnahme
genehmigen, denn Einschränkungen und Steuererhöhungen gefährden auch
Arbeitsplätze."
Mobilität ist ein Grundrecht
"Ich glaube, dass Mobilität und insbesondere die individuelle
Mobilität ein Grundrecht ist und verordnete Einschränkungen in die
Freiheit jedes einzelnen Bürgers eingreifen, dieser Tatsache sollte
sich die Politik im Klaren sein", sagt Dr. Bernd Zierhut,
Geschäftsführer der Doppler Gruppe/Wels und Betreiber von rd. 250
Tankstellen in Österreich. "Dabei reden wir hier nicht von den
Kosten, wo ja der Automobilist ohnehin schon überproportional zur
Kasse gebeten wird, sondern davon, dass unter dem Mäntelchen des
Umweltschutzes weitere Schikanen verordnet werden. Für die Teilnahme
an einer gezielten Aktion zur Erhaltung der Automobilität "würde ich
Mitarbeitern sicher frei geben", so Zierhut
Antwort kommt bei der Wahl
"Ich persönlich halte nichts von Demonstrationen und könnte es mir
auch nicht leisten, meinen Mitarbeitern einen Tag für eine Demo frei
zu geben", sagt Toni Ebner, Chef vom Autohaus Ebner/Felixdorf. Ebner
glaubt, dass viele Autofahrer bereits registriert haben, wie tief
ihnen ins Börsel gegriffen wird. "Viele unserer Kundinnen und Kunden
wissen mittlerweile ganz genau, wohin der Wind weht." Gerade in
Ballungszentren wie Wien -etwa auf der Mariahilfer Straße -seien die
Maßnahmen gegen die Automobilität besonders spürbar. "Ich persönlich
bin überzeugt, dass die Menschen der Politik bei kommenden Wahlen
eine entsprechende Antwort geben werden."
Sternfahrt nach Wien sinnvoll
"Für mich wäre eine positiv besetzte Veranstaltung in Form einer
Sternfahrt, an der auch Mitarbeiter auf freiwilliger Basis teilnehmen
könnten, durchaus vorstellbar", sagt Heinz K. Robinson,
Geschäftsführer Autohaus Robinson/Graz. "Um bundesweit entsprechende
Aufmerksamkeit zu erregen, müsste diese in Wien stattfinden, um damit
auch die politischen Entscheidungsträger mit den Anliegen der Branche
zu konfrontieren", so Robinson. "Wobei wir dabei auch beachten
müssten, dass wir unsere Kunden, die Autofahrerinnen und Autofahrer,
nicht verärgern und das Timing für die Fahrt so ansetzen, dass es
nicht zu unnötigen Staus kommt."
Arbeiten statt demonstrieren
"Meiner Meinung nach bringen Demonstrationen nichts und die Zeit
dafür ist zu wertvoll, als dass ich Mitarbeiter zu einer derartigen
Veranstaltung schicken würde. Sinnvoller ist es, mehr zu arbeiten als
zu demonstrieren", sagt Josef Wiener, burgenländischer
Landesinnungsmeister der Kfz-Techniker und Chef des Autohauses
Wiener/Eltendorf. Letztendlich sei offensichtlich einigen Politikern
nicht bewusst, wie viele Arbeitsplätze vom Automobil abhängen. Durch
Demonstrationen könne kein verstärktes Bewusstsein für die
Automobilität geschaffen werden. "Bei uns auf dem Land gibt es das
Problem mit Beschränkungen wie etwa in der Bundeshauptstadt Wien Gott
seiDank noch nicht", so Wiener.
MehrÄrger denn Nutzen
"Demonstrationen, wie sie mittlerweile wöchentlich in Wien
stattfinden, könnten meiner Meinung nach mehr Ärger denn Nutzen
bringen, denn diese bereits inflationär verlaufenden Veranstaltungen
stoßen bei vielen Wienerinnen und Wienern auf Ablehnung", sagt Jürgen
Keusch, Geschäftsführer Keusch Premium GmbH/Wien. "Viel wichtiger
wäre es, sich an einen Tisch zusammenzusetzen, populistische Aspekte
auszublenden und ein vernünftiges Miteinander, das ich derzeit total
vermisse, zu suchen." Letztendlich gehe es darum, einen gangbaren Weg
für ein erträgliches Zusammenleben, in dem auch die Automobilität
eine entscheidende Rollespiele, zu finden.