In Deutschland hatte die Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im
Kraftfahrzeuggewerbe (BFC) ursächlich zwei Standorte, in Calw und in
Northeim. Träger der Schule ist der ZDK (Zentralverband Deutsches
Kfz-Gewerbe). Er löste 2012 den Standort in Calw auf. Mit Sylvia
Gerl, der BFC-Direktorin in Northeim, sprach Prof. Hannes Brachat.
A&W: Helmuth H. Lederer, die große Verlegerpersönlichkeit, war
zeitlebens großer Förderer der BFC-Institution und hat immer wieder
wichtige Lehrmittel bis hin zur ersten Videothek zur Verfügung
gestellt. Die BFC ist jetzt über 50 Jahre alt. Da gibt es auch
zahlreiche Absolventen aus Österreich. Was macht die BFC aus?
Gerl: Die BFC ist dafür bekannt, dass sie den Nachwuchskräften der
Automobilbranche das betriebswirtschaftliche Rüstzeug an die Hand
gibt, um im Betrieb die richtigen Entscheidungen zu treffen. Unser
Ziel ist es, in einem elfmonatigen Vollzeit-Studium die
Autohaus-Söhne und -Töchter kaufmännisch so aufzuladen, dass sie mit
ihrer an der BFC erworbenen Qualifikation erfolgreich in die Zukunft
schauen können. Vorteilhaft ist vor allem, dass wir an der BFC alle
Marken miteinander vereinen. Somit lernt jeder nicht nur von den
Dozenten, sondern auch von den anderen Markenkollegen, da wir den
ganzen Tag "Benzingespräche" führen.
Mit welchen Voraussetzungen treten die Interessenten ihr Studium an
der BFC an?
Die Voraussetzungen, um ein Studium an der BFC aufnehmen zu können,
ist nicht ein möglichst hoher schulischer Abschluss wie die Matura,
sondern eine abgeschlossene Berufsausbildung im Kfz-Gewerbe, sei es
technischer oder kaufmännischer Natur. Aufgrund dieser
Zweigleisigkeit begegnen sich an der BFC die gleichen Berufsgruppen
wie in einem Autohaus, also Automobilkaufleute, Kfz-Meister,
Verkäufer, Serviceberater und vieles mehr. Sie haben nicht nur Benzin
im Blut, sondern auch Autos im Kopf.
Wie muss man sich die Studieninhalte vorstellen?
Die Arbeit in kleinen Gruppen garantiert eine optimale Betreuung
unserer Studenten und das bei einer sehr guten technischen
Ausstattung. Unsere Studieninhalte sind Personalführung, Marketing,
Rechnungswesen und Controlling, Betriebs-und Volkswirtschaftslehre,
Recht, Steuern und Kfz-Unternehmensführung. Optional stehen die
Bereiche Vertrieb, Service, Verwaltung oder das "Studium Generale"
zur Verfügung. Dieses empfehlen wir denjenigen, die sich auf eine
Karriere alsUnternehmer, Filialleiter oder Geschäftsführer
vorbereiten möchten.
Was ist das Besondere an der BFC? Sie stehen ja im Wettbewerb zu
anderen Ausbildungseinrichtungen?
Im BFC-Studium verknüpfen wir die Theorie sehr intensiv mit der
Praxis: Mehr als 40 Unternehmer und Führungskräfte aus der
Automobilbranche plaudern aus dem Nähkästchen und reichern mit ihren
Seminaren und Workshops das von den Dozenten vermittelte theoretische
Wissen an. Somit steht bei unserem Tun weniger die Wissenschaft im
Vordergrund, sondern die direkte Umsetzbarkeit der fachlichen Inhalte
in den Autohäusern und Werkstätten. Unser Studium steht aus meiner
Sicht nicht im direkten Wettbewerb mit anderen
Ausbildungseinrichtungen: Bei einer Universität steht das
wissenschaftliche Arbeiten im Fokus, beidualen Studiengängen der
stetige Wechsel zwischen Betrieb und Lehre. Während des BFC-Studiums
gelingt es, den eigenen Betrieb aus der Vogelperspektive zu
betrachten, Schwachstellen zu lokalisieren und das
automobilwirtschaftliche Knowhow so anzuwenden, dass sich schnelle
Erfolge einstellen. Damitunsere Studenten in eine Führungsrolle
hineinwachsen, sind für uns neben allen automobilwirtschaftlichen
Themen auch Führungs-und Verhaltenstrainings, Rhetorik-Seminare bis
hin zu Knigge-Kursen wichtig. Wir spüren stets automobile Talente auf
und machen aus ihnen sehr, sehr gute Nachwuchskräfte.
Für die Absolventen haben Sie weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu
diversen Partnerhochschulen aufgebaut. Wie sieht das konkret aus?
Jeder BFC-Absolvent hat die Option, im Anschluss an die Prüfung zum
"Betriebswirt im Kfz-Gewerbe" noch einen akademischen Grad zu
erreichen. In Kooperation mit verschiedenen Hochschulen in den USA,
England, Frankreich oder Deutschland ist es unter Anrechnung des
elfmonatigen Studiums möglich, noch den "Bachelor of Business
Administration" (BBA) oder den"Master"(MBA) zu absolvieren. Bei
unseren Partnerhochschulen werden BFC-Absolventen bevorzugt
behandelt, sodass ein Bachelorabschluss schon nach neun Monaten
möglich ist.