Bei der Tagung des AGVS (Auto Gewerbe Verband Schweiz) Ende Juni in
Bern wurde klar, dass viele Probleme gleich sind wie inÖsterreich.
Auch aus Deutschland kommen ähnliche Signale.
Trotz des drittbesten Zulassungsergebnisses der vergangenen 10 Jahre
erodiert laut Präsident Urs Wernli bei vielen Mitgliedsbetrieben
"nachhaltig" die Ergebnissituation. Als Ursache werden der auch in
der Schweiz zunehmend härtere Wettbewerb zur Vermarktung einzelner
Überkapazitäten und der ruinöse Internethandel geortet. Laut dem
Sprecher des Einzelhandels Markus Hesse übernimmt der Kfz-Handel
anstelle des unternehmerisch bezogenen Einkaufs und des
gewinnorientierten Verkaufs von Kraftfahrzeugen zunehmend die Rolle
des In-Verkehr-Bringens der vom Hersteller/Importeur zugeteilten
Modelle. Nachdem diese neue Aufgabenstellung nicht nur die Kollegen
in der Schweiz betreffe,sondern auch in Österreich, Deutschland und
im gesamten EU-Raum, seien rasche legistische Maßnahmen zur
"verursachungsgerechten" Neuverteilung des zu tragenden
unternehmerischen Risikos notwendig.
Staffelübergabe in Deutschland
Die aktuelle, nicht unproblematische Entwicklung des Internethandels
in Deutschland wird schon seit Längerem von Robert Rademacher,
langjähriger Präsident des Zentralverbands Deutsches
Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), sehr kritisch beobachtet. In
Einzelgesprächen gelang es, bei namhaften Importeuren/Herstellern,
Verständnis und Unterstützung zur Eindämmung des "unlauteren
Wettbewerbs" zu erreichen.
Anlässlich der Übergabe des Staffel-Holzes von Rademacher betonte
auch der gerade neu gewählte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski, dass
seitens des ZDK rechtliche Schritte gegen die zunehmend
wettbewerbsverzerrende Rolle des Internethandels geprüft würden.
Zurück in die Schweiz: Die offenen Grenzen im Wirtschaftsraum der EU
und der im ehemaligen EFTA-Raum liegenden Schweiz bedingen eine
"konzertierte Aktion", hieß es bei der AGVS-Versammlung. Österreichs
Branchenvertreter Komm.-Rat Gustav Oberwallner begrüßte bei der
Tagung in Bern den vom europäischen Händlerverband CECRA angestrebten
Schulterschluss zur Sicherung "rechtlicher Mindeststandards" in
künftigen Verträgen auf Basis eines Branchen-Übereinkommens.
Mehrmarkenvertrieb ist wichtig
"Unsere Kfz-Betriebe investieren letztlich auf eigenes
unternehmerisches Risiko in vertraglich vorgegebene Standards für die
Marke. Eine faire rechtliche Grundlage für diese Investitionen sollte
von allen beteiligten Vertragspartnern eigentlich außer Streit
gestellt sein", so Oberwallner.
Breite Unterstützung bedarf die von CECRA-Generalsekretär Bernard
Lycke angeregte Erweiterung der bisher von den Herstellern einseitig
festgelegten Mindest-Vertragspunkte (zweijährige Kündigungsfrist und
Schiedsklausel) um:
den Anspruch auf Investitions-Ersatz für markenspezifische
Investitionen im Fall der vorzeitigen Kündigung bzw. eines
Marktrückzugs (wie im Fall von Rover, Daihatsu, Chevrolet u. a.),
das Recht auf Eigentumstransfer mit der Marke zum Erhalt des
Unternehmenswertes
und die prinzipielle Ermöglichung des Mehrmarken-Vertriebes.
Urs Wernli, Präsident des AGVS, verwies bei seinem Bericht auf die
diesbezüglich an die FH Zürich in Auftrag gegebene Studie über die
enorme Bedeutung des Mehrmarken- Vertriebes für regionale Märkte. Die
eindeutige Bejahung des Mehrmarken-Vertriebes kann zweifellos auch
auf die ähnlichen Marktverhältnisseund auf regional dünn besiedelte
Gebiete in Österreich übertragen werden.