Der in Neapel geborenen und in Rom zum Einzelhandelsprofi ausgebildeten Managerin genügt im ersten Schritt vollkommen, sich auf bestimmte Prioritäten zu konzentrieren. In den Ohren der Händlerpartner mag das unzureichend sein. Für die bisherige Absatzsituation der Fiat-Marken ist sie tatsächlich nicht verantwortlich zu machen.
Zunächst bringt ihr das Führungsteam in der Importorganisation das Österreich-Szenario näher, wird jedes Wenn und Aber seziert. Rasch hat Maria Grazia Davino zur Kenntnis nehmen müssen, dass es für den Launch des Fiat 500 L sicher Verbesserungspotenziale gegeben hätte. Auch bei anderen Modellenhält sich dieser Eindruck, wo viel mehr Potenzial im Produkt steckt, als es die Marktzahlen derzeit wiedergeben. "Ursachenforschung geht vor Panikmarketing", behält Davino die Füße auf dem Boden der Marktrealität und sondiert mit ihren Fachkräften die Stärken und Schwächen ihrer bislang rund110 Markenhändler mit weiteren rund 60 angeschlossenen Subpartnern. Dem Schauraum fehlt wie bei vielen anderen Marken das Käuferpublikum. "Vermutlich schöpfen wir die neuen Vertriebskanäle, insbesondere das Internet, nicht optimal aus." Jedenfalls will Fiat in Österreich den für das 1. Quartal 2015 avisierten 500 X in Richtung einer starken Pull- Strategie vermarkten. "Dazu ist noch viel Arbeit notwendig. Das gilt auch für den Handel und den Servicebereich, wo ein kreatives Umdenken stattfinden muss, das nicht immer zwangsläufig hohe Investitionen bedeutet. Denn diese sind im aktuellen Umfeld schwierig umzusetzen."
Für eingefleischte Händler der Fiat-Marken ist sie dennoch der rettende Engel aus Rom (dort zeichnete sie mit jährlich über 10.000 Neu- und Gebrauchtwagen für das erfolgreiche herstellereigene Retailgeschäft verantwortlich), für wenige Partner wird sie zu spät kommen und einige Händler werden sich selbst zu helfen wissen. Forderungen nach besserer Verfügbarkeit beim Handel, erweiterten Verkaufsgebieten, geografisch differenzierter Haupt-und Subhändlerkultur will sich Davino stellen. Agenturlösungen sind für sie keine Option. Indes krempelt sie die Ärmel hoch, motiviert nach innenund außen, diskutiert Aktionen und erteilt Strukturkündigungen eine Absage.
Nörgeln keine Lösung
Davino will aus dem Wenigen, was sie zur Verfügung hat, das Beste machen. "Mit Nörgeln kommen wir nicht weiter." Sie will sich den Markt auch nicht kaufen: "Es wird nie genug Geld sein, alles wird dem Rabatt geopfert, sehen wir ja."
Auch die Regeln von Tageszulassungen zuändern, wird nicht leicht fallen und vom Wettbewerb darf sie sich keine Unterstützung erwarten. "Beide Richtungen sind mit enormen Risiken verbunden, der Ausweg aus dieser Situation ist nicht einfach."
Davino ist eine Kämpferin. Sie pendelt ständig zwischen Turin und Wien hin und her, um mit kleinsten Zugeständnissen die Fiat-Marken wieder zum Wachstum zu führen. Es ist im Augenblick wichtig, das volle Potential aller Marken auszuschöpfen -dabei ist es weniger wichtig, welche der Marken hier im Moment die Nase vorn hat. Diese Markenvielfalt ist prinzipiell eine Stärke der Fiat-Gruppe.
Alle diese Fragen warten vor dem Hintergrund sich verschlechternder Märkte auf Antwort und da befindet sich Davino in bester Gesellschaft. Vermutlich wird es eine Frau sein, die weitgehend die von Männern in die Sackgasse manövrierte Fiat-Autowelt wieder herausführen wird in erfolgreiche Geschäfte. Hört man ihr gut zu, könnte man schon jetzt daran glauben.
Nicht heute, vielleicht morgen
Die jetzigen Geschäftsmodelle im Autohandel taugen immer weniger für die Zukunft, bleibt aus Davinos Sicht alles vom nicht genügenden Tagesgeschäft umhüllt, ein Kaleidoskop schriller, bunter und "menschelnder" Situationen.
Maria Grazia Davino siedelt diese Szenerie im Wirtschaftsmilieu heutiger Prägung an, um den Erfolg im Morgen aufzubauen. Wenn man die Dame gewähren lässt, ist sie für eine positive Überraschung gut. Nicht gleich heute, vielleicht morgen. Um für den Händler zum rettenden Engel werden zu können, ist ihr die Treue zu halten, ein Gebot der Stunde.
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