Er war der 4x4-Star in Genf und das nicht nur, weil die Fachwelt davon ausgegangen war, dass sich Jeep auf eine Europa-Premiere in Form des neuen Cherokee beschränken und nicht auch noch eine Weltpremiere dazupacken würde.

Da stand er nun also, einfach so, aus dem Nichts, nicht als Idee oder als leblose Studie, sondern als ziemlich fertiges Auto. Bereit, die Erfolgsgeschichte der Marke Jeep um ein neues Kapitel zu bereichern, ohne dabei irgendein anderes Modell in Bedrängnis zu bringen, sieht man vielleicht einmal vom hierzulande ohnedies irrelevanten Compass ab. Statt irgendwelcher Kürzel hat ihm Jeep auch schon vorab einen Namen spendiert, den ganze Generationen mit Terence Hill und einem offenen CJ verbinden. Vielleicht, weil ein lebensfroher Gutmensch, wieihn der blauäugige Schauspieler in diesem Fall darstellt, heute ein fröhliches SUV und keinen knorrigen Geländewagen fahren würde. Junge Generationen anzusprechen, gelingt heute nur noch, wenn die Fröhlichkeit nicht zulasten der Zweckmäßigkeit geht. Das hat Jeep zweifelsfrei erkannt und lässt den Sonnenschein nicht wie beim Wrangler durch ein Cabrio-Verdeck ins Innere, sondern durch zwei große Dachluken, die sich bequem im Kofferraum verstauen lassen. Die vordere funktioniert im Alltag auch als elektrisches Schiebedach. Hinsichtlich der Basis hat sich der Renegade-Designer ganz offensichtlich am Fiat Panda 4x4 orientiert und das war eine gute Entscheidung.

Eine Kiste zum Knuddeln, mit großen Kulleraugen, proportioniert wie ein Schuhkarton und damit innen genauso groß wie außen. Dazu ein langer Radstand, vier Türen und viele viele Details, an denen das Auge einfach gern hängen bleibt.

Als Beispiel seien die Rückleuchten im Wrangler-Stil anzuführen oder auch der großzügige Einsatz von schwarzem Kunststoff, der den neuen Renegade noch höher wirken lässt, als er ohnedies schon ist. Italienische Lebensfreude auch im Inneren, wo sich Playmobil-Stil mit sportlichem Design vereint und damit die Entspannung einleitet, die man am Heimweg vom Büro sucht. Gelungen auch das Spiel der Farben, triste Innenräume sollen auch weiterhin andere bauen.

Genau an der Stelle, an der die Geschichte zur technischen Seite wechselt, winkt der Renegade seinen zum Teil ebenfalls fröhlich gestylten SUV-Kollegen zum Abschied. Auch wenn in den aktuellen Unterlagen nichts von einer zweiradgetriebenen Renegade-Version zu lesen ist, darf davon ausgegangen werden, dass es diese geben wird, zumal auch der deutlich größere Cherokee als armer Fronttriebler angeboten wird. Dies ist angesichts des Technik-Feuerwerks, das Jeep für den Renegade bereithält, aber nur als Randnotiz zu werten.

Gleich zwei Allradsysteme, eines davon gar mit Untersetzungsgetriebe, stellt Jeep für den Renegade bereit und eröffnet dem Neuzugang damit zusätzlich zum Lifestylebusiness den Markt der Nutzanwender, der in dieser Form aktuell nur vom Suzuki Jimny bedient wird, auch wenn dieser etwas unterhalb des Jeep-Modells aufgestellt ist. An der Spitze hinsichtlich der möglichen Offroad-Kompetenz steht auch hier die Trailhawk-Version mit zwei Zentimeter mehr Bodenfreiheit und wirklich eindrucksvollen Böschungswinkel.

Zu erkennen ist das Topmodell, das bis zu 48 Zentimeter tiefe Gewässer meistert, an rot lackierten Abschlepp-Ösen und einem Unterfahrschutz an Front und Heck.

Freie Wahl heißt es auch bei Motor und Getriebe. Der Mix aus sieben Motorisierungen, die wahlweise mit einer Neungangautomatik, zwei manuellen Schaltgetrieben oder einem Doppelkupplungsgetriebe zusammenarbeiten, ist ziemlich rekordverdächtig.

Gebaut im italienischen Melfi für mehr als 100 Länder in aller Welt, hat der Renegade das Zeug dazu, ganz schnell zum meistverkauften Jeep-Modell Europas oder vielleicht sogar der ganzen Welt aufzusteigen. Optisch ein Meisterwerk, technisch in vielen Bereichen ein Vorreiter, gilt es aktuell, noch den Einstiegspreis in diese neue Jeep-Welt abzuwarten. Fix ist hingegen bereits der Zeitpunkt für die Österreich-Premiere. Auf der Allradmesse im Wienerwald, die vom 4. bis zum 7. September stattfindet, wird er erstmals zu sehen sein, in den Handel sollte er zum Jahresende kommen.