Für Unternehmer frei von steuerlichen Obergrenzen, NoVA und MwSt.,
kommt die Pickup-Welle langsam auch auf Österreich zu.
Pickup-Modelle sind in Amerika und Australien die meistverkauften
Fahrzeuge am Markt, das ist hinlänglich bekannt. Unsereiner aber
fährt lieber Golf, Fabia oder i30, was nicht nur am deutlich
geringeren Verbrauch und den kompakteren Abmessungen liegt. Irgendwie
ist es dem Pickup-Segment nie gelungen, den Arbeitercharme
abzustreifen, vielleicht auch deswegen, weil in der Vergangenheit die
meistverkauften Modelle aus Japan kamen und die deutlich schöneren
und auch stärkeren US-Modelle kaum angenommen wurden.
Dass sich diese Situation in absehbarer Zeit inÖsterreich deutlich
verändern könnte, dafür sprechen viele Faktoren, die aktuell
zusammenspielen. Das Angebot an Lifestyle-Modellen ist deutlich
gewachsen, die speziell für Unternehmer enorme Wirtschaftlichkeit
dieser Fahrzeuggattung gewinnt in Zeiten, in denen jeder Euro hart
verdient werden muss, an Bedeutung und die Zahl der sperrigen
Freizeitgegenstände wächst ebenso wie der Drang, aus dem Alltag
ausbrechen zu können und dafür braucht es nun einmal Platz.
Wenn Sie immer noch da sind, zählen Sie zu jener Gruppe, die sich
zumindest für das Segment interessieren. Wie in jeder anderen Klasse
auch bedarf es faszinierender Produkte, um sich vom Gewohnten zu
verabschieden. Weit mehr als 80 Prozent der hierzulande verkauften
Pickup-Modelle verfügen über eine fünfsitzige Doppelkabine, einen
Dieselmotor und natürlich Allradantrieb. Waren früher kaum Modelle
mit mehr als 100 PS zu bekommen, pendeln sich die Pickups heute bei
durchschnittlich 150 PS ein, was ein zügiges Vorankommen in allen
Lebenslagen garantiert. Aus den Viergang-Schaltern sind Modelle mit
Automatik und bis zuacht Gängen geworden und eine Klimaanlage ist
bei den allermeisten Fahrzeugen ebenso Standard wie Fensterheber und
Zentralverriegelung. Mehrheitsfähig ist es auch, die Ladefläche mit
einem Hardtop abzudecken und eine Anhängerkupplung zu montieren.
Preislich reicht das Segment der Allrad-Doppelkabiner von knapp
25.000 bis gut 50.000 Euro, nur der eine oder andere dicke Ami kostet
noch ein paar Euro mehr, der eine oder andere Inder ein paar Euro
weniger.
Das Thema Marktführer hat VW mit dem neuerdings auch in Deutschland
gebauten Amarok abgehakt. Ordentliche Stückzahlen schaffen aber auch
Mitsubishi L200, Ford Ranger, Toyota Hilux, Isuzu D-Max und Land
Rover Defender Pickup.
Die Idee, aus einem Standard-Pickup einen wahren Eyecatcher zu
machen, ist ebenfalls nicht neu. Heute gibt es inÖsterreich eine
ganze Reihe an Firmen, die Spezial-Zubehör für Pickup-Modelle
anbieten. Darunter das Angebot von Taubenreuther, Autoplus,
Horntools, Offroad Hesch, HR Offroad und Style-X, um nur die
Wichtigsten zu nennen. Sie alle ermöglichen es dem Kunden, einen
Pickup praktischer, schöner, geländetauglicher oder stärker zu
machen, wobei es selten gelingt, all die angeführten Punkte in nur
einem Fahrzeug zu realisieren. Der Basispreis lässt sich mit dem
richtigen Engagement leicht verdoppeln und da sind spezielle
Wohnaufbauten noch gar nicht mit eingerechnet.
Eine Option auf mehr Individualität liefern die Sonder-und Topmodelle
der Hersteller, die in erster Linie mit mehr Komfort und
aufregenderer Optik locken. Recht neu ist hier der VW Amarok Canyon,
der nicht nur durch seine optional orange Lackierung sofort ins Auge
sticht. Auch die Lampengalerie am Dach hinterlässt einen bleibenden
Eindruck und die feschen Felgen ebenso. Gestylt ist auch der
Innenraum, der mit einem Mix aus hochwertigem Material und Farben den
einen oder anderen Pickup-Neuling überzeugen könnte. Auf Wunsch
ähnlich bunt ist auch das Topmodell des Ford Ranger, der Wildtrak. Im
Gegensatz zu Volkswagen, das den Amarok ausschließlich als
Zweiliter-Vierzylinder mit Biturbo-Aufladung anbietet, setzt sich der
Wildtrak mit einem Fünfzylinder-Turbodiesel auch technisch von den
normalen Modellen ab und garantiert damit fast obszönen Motorsound,
ohne dabei hinsichtlich der Fahrleistungen dem VW Amarok-Topmodell
überlegen zu sein. Viel Chrom und ausgefallene Farben liefert auch
das Isuzu D-Max-Topmodell.
Der Mitsubishi L200 polarisiert bis heute durch sein Design, kann
aber unabhängig davon mit dem überzeugendsten Antriebssystem und
einer elektrisch versenkbaren Heckscheibe beim Topmodell punkten,
während Toyota auch beim stärksten Hilux mit
3,0-Liter-Vierzylinder-Motor den Ruf des Unzerstörbaren mit guter
Reisetauglichkeit in Einklang bringt. Wer in seinem Pickup einen
echten Charakterdarsteller sucht und dabei nicht mehr als für ein
Standardmodell aus japanischer Fertigung ausgeben will, wird bei Land
Rover zweifellos am besten bedient. Seit der letzten Überarbeitung
auch im schicken Weinrotmetallic und anderen eher unüblichen Farben
angeboten, trifft beim Defender eine grundsolide Basis (Motor und
Getriebe sind auch im Ford Transit zu finden) auf die mit 3,5 Tonnen
höchste Anhängelast im Segment. Im Gegensatz zu allen anderen
Modellen am Pickup-Markt noch rein manuell zusammengebaut, treibt er
jedem Spaltmaßfanatiker die Tränen in die Augen und verlangt durch
seinen miserablen Einschlag oftmals auch im Stadtverkehr nach weit
ausholenden Lenkmanövern. Fixe Verzurr-Ösen auf der Ladefläche, die
bei jedem anderen Hersteller Standard sind, bietet er ebenso wenig
wie neumodisches Zeugs wie ABS oder gar ESP und einen Airbag gibt es
nicht einmalgegen Aufpreis.
Noch mehr Individualität ist nur durch zusätzliches finanzielles
Engagement in Form der Dodge-Ram-Pickup-Modelle zu bekommen.
Rekordwerte bei Fahrleistung, Preis und Verbrauch liefert der US Ford
F150 Raptor, der nur über ein paar engagierte US-Spezialisten (z. B.
US Car Pirmann) den Weg zu uns findet, während die
Chevrolet-Pickup-Modelle beispielsweise beim renommierten US-Händler
Puhr in der Auslage stehen. Für die hinsichtlich des Basispreises
unschlagbar günstigen indischen Mahindra- und Tata-Pickup-Modelle ist
in Österreich das Autohaus Windhaber in Stubenberg am See zuständig.
Unternehmer aufgepasst!
Der Gesetzgeber hat mitunter recht kuriose Methoden festzustellen,
was inÖsterreich als steuerlich voll nutzbares Pickup-Modell zu
gelten hat. Nachvollziehbar ist dabei noch die recht junge Vorgabe,
dass die Ladefläche mindestens halb so lange wie der Radstand sein
muss, wodurch beispielsweise der
Land-Rover-Defender-110-Doppelkabine-Pickup um den Vorsteuerabzug
umfällt, während sich Ford mit einer Einbuchtung in der Heckklappe
des Ranger zu helfen weiß und damit den Vorsteuerabzug bekommt. Eine
fixe Vorgabe ist auch der Abstand zwischen Fahrerkabine und
Ladefläche, wodurch der eine oder andere Exote mit selbsttragender
Karosserie betroffen ist. Was anerkanntist und was nicht, findet
sich dankenswerter Weise auf einer stets aktualisierten Liste, die
auf der Homepage des Bundesministeriums für Finanzen abrufbar ist.
Ausnahmen davon gibt es, soweit uns bekannt ist, generell keine.
Lauter Sieger
Um nicht nur Fakten zu servieren, sondern auch die heutzutage
unbedingt notwendigen Sieger zu küren, dürfen an dieser Stelle auch
die Lieblinge der Allradkatalog-Redaktion nicht verschwiegen werden.
Ausnahmslos standen uns in den letzten Wochen, Monaten und Jahren
alle hier angeführten Modelle für ausgiebige Testfahrten zwischen
einer Woche und sechs Monaten zur Verfügung. Genug Zeit also, um sich
ein Bild von jedem einzelnen Fahrzeug zu verschaffen.
Natürlich darf es bei einer solchen Bewertung keine echten Verlierer,
sondern nur Sieger geben, was angesichts des überschaubaren Angebots
auch tatsächlich machbar ist. Der Titel für die beste
Geländetauglichkeit geht ganz klar an den Land Rover Defender 130,
der nicht zuletzt durch seine qualitativen Eigenheiten auch die
Charakterwertung klar für sich entscheidet. Das überzeugendste
Allradsystem liefert der Mistubishi L200, während sich der Toyota
Hilux die Langlebigkeitswertung sichert. Für den besten Sound wird
der Ford Ranger Wildtrak ausgezeichnet und der Isuzu D-Max gewinnt
klar, wenn es um das beste Arbeitstier geht. Der VW Amarok siegt
wenig überraschend in der Allrounder-Wertung, nicht zuletzt, weil er
in keinem Bereich echte Schwächen aufzeigt und beim Innenraum klar
vorn liegt.