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Der erste Versuch, die Begriffe Land Rover und Sport unter einen Hut
zu bringen, muss im Rückblick gesehen, durchaus als gelungen
bezeichnet werden. Ein Range Rover für die wohlhabende Jugend, ein
Allrounder für die Hausfrau im Villenviertel oder auch eine
Möglichkeit, den ersten Bandscheibenvorfall zum Anlass zu nehmen, vom
Sport-in den Geländewagen zu wechseln, ohne dabei das dynamische
Image zu gefährden.
Dass der erste Range Rover Sport dabei ein ebenso gutes wie auch
unsportliches Auto war, hatte er seinen Genen zu verdanken. Technisch
basierend auf dem Discovery, bot er all dessen typische
Offroad-Qualitäten, nur mit weniger Platz und einem von den Kunden
gern entrichteten Mehrpreis für ein Plus an Ausstattung und Anmutung.
Den größten Widerspruch in Sachen Sportlichkeit aber lieferte sein
enorm hohes Eigengewicht.
Der neue Range Rover Sport ist da grundlegend anders. Er teilt sich
einen Teil seiner DNA nicht mehr mit dem angejahrten Discovery (das
Facelift kommt im Dezember), sondern stattdessen mit dem großen Range
Rover und basiert damit auf der modernsten Plattform, die Land Rover
aktuell zu bieten hat. Ausgestattet mit einem Handling, das ihn eher
mit dem Evoque vergleichbar macht, ist er dabei innen wie außen nur
so viel kleiner, wie es zwecks klarer Abgrenzung nötig ist.
Gratulieren muss man Land Rover an dieser Stelle nicht nur zum neuen
Auto, sondern auch dazu, wie perfekt die Zeit vom ersten Sichtkontakt
bis zur Markteinführung genutzt wurde. Am Anfang stand der Auftritt
in New York, es folgte der Erstkontakt zum Prototyp und dann die
erste echte Ausfahrt ins Gelände. Ende August dann der lang
herbeigesehnte Moment der Testwagenübergabe auf heimischem Boden. Gut
2 Wochen und rund 4.000 Kilometer später heißt esjetzt, die Vor-und
die Nachteile zu Papier zu bringen, wobei letztere wirklich wenig
Platz brauchen.
Über das Design des neuen Range Rover Sport, das sich sowohl am
Evoque als auch am normalen Range Rover orientiert, wurde an dieser
Stelle schon viel geschrieben. Wie modern es dabei wirklich ist,
sieht nur, wer den alten Sport danebenstellt. Erreicht hat Land Rover
dabei auch die gewünschte Eigenständigkeit, die bestenfalls bei der
reinen Frontansicht etwas unter die großen Räder kommt. Dass er
seinem großen Bruder dabei zum Verwechseln ähnlich sieht, hat gar die
zwei wichtigsten deutschsprachigen Automobilmedien in die Fotofalle
gelockt und das passiert nun wirklich sehr selten.
Deutlich geräumiger und damit auch komfortabler als bisher, fällt der
Innenraum des Range Rover Sport aus. Man steigt dabei zwar
unverändert hinauf zum Fahrerplatz, sitzt aber erstmals bei einem
Range Rover drinnen und nicht drauf und genau hier unterscheidet sich
der Sport am deutlichsten vom normalen RangeRover, ohne dessen
erhabene Sitzposition zu kritisieren. Im Sport ist sie einfach
anders. Man fühlt sich vom Auto auf angenehme Art umschlossen und
genießt dabei den am besten verarbeiteten Innenraum eines Land Rovers
aller Zeiten. Zu der hohen Fertigungsqualität passen auch die
verwendeten Materialien. Insgesamt ergibt sich dadurch eine Anmutung,
wie wir sie sonst nur von deutschen Oberklasse-Modellen kennen, nur
dass denen der hier serienmäßige englische Stil fehlt. In Reihe 2 ist
das Raumangebot immer noch gut, aber nicht spürbar besser als im
Vorgänger und auch der Kofferraum ist zumindest subjektiv ein Stück
kleiner als im normalen Range, ohne dabei natürlich eng zu sein.
Wie wichtig Leichtbau ist und wie gut er zur Geltung kommt, ist schon
nach einer Handvoll Kilometer offensichtlich. Mit knapp 300 Diesel-PS
unter der Haube galoppiert der Sport so eindrucksvoll los, dass sich
die Frage, ob sich alternativ der Achtzylinder-Diesel lohnen würde,
erst gar nicht stellt. Die Automatik kommt mit den an sie gestellten
Anforderungen dabei stets gut zurecht und so ergibt sich rasch eine
homogene Fahrweise, die nur fallweise von sportlichem Ehrgeiz
unterbrochen wird. Sensationell dabei ist der trotz ständig
aktivierter Klimaautomatik erzielte Durchschnittsverbrauch von 9,3
Litern und das inklusive vieler Staus und ein paar schnellen
Abschnitten.
Genauso wohl wie auf feinem Asphalt fühlt sich der Range auch auf
Schotter und im Gelände. Ausgestattet mit dem kompletten Paket an
Offroad-Hilfen ist immer dann Schluss, wenn das Straßenprofil das
letzte Quäntchen Traktion im Kampf mit dem zum Testzeitpunkt recht
feuchten Untergrund verliert. Den klassischen Sport-Kunden wird dasnicht jucken, was auch erklärt, warum ein beachtlicher Teil der
bereits bestellten Neuwagen ohne Untersetzungsgetriebe zum Kunden
kommt. Eine Sparmaßnahme, die zwar auf der Hand liegen mag, beim
Gebrauchtwagen aber vermutlich ähnlich hohe Abschläge nötig macht,
wie durch diesen Verzicht zuvor eingespart wurden. Überhaupt sollte
man sich bei einem Auto wie dem Sport Gedanken darüber machen, welche
Extras an Bord gehören und worauf man auch im Hinblick auf den
Gebrauchtwagenmarkt verzichten kann. Die HSE-Ausstattung liefert hier
die perfekte Basis. Packt man hier das bereits angesprochene
On-Offroad-Paket, das Surround-System mit 19 Lautsprechern, Keyless
Entry, den Wattiefensensor (im Prinzip wegen der damit einhergehenden
Elektronikhilfen) und das Schiebedach hinzu, so bedarf es nur noch
der Kreuzchen beim beheizbaren Lenkrad, der Kühlbox in der
Mittelkonsole, der asymmetrisch umklappbaren Rücksitzlehne und dem
Holzdekor, um schlussendlich ein paar Euro oberhalb der
100.000-Euro-Marke zu landen, die durchaus praktische
Anhängerkupplung noch nicht eingerechnet. Der Testwagen brachte es
ohne diese, dafür mit ein paar anderen Extras, unter anderem den
klimatisierten Sitze,auf die man gut und gern verzichten kann, auf
110.300 Euro.
Wie immer bei Dingen, die eigentlich keiner braucht, aber jeder gern
haben will, stellt sich die Frage, für wen dieses Auto wirklich
sinnvoll ist. Es sind die Vielfahrer, die eine Alternative zu gut
ausgestatteten Mittelklasse-Kombis und dem deutschen SUV-Angebot
suchen und genau das hier um einen vergleichsweise sogar recht knapp
kalkulierten Preis bekommen. Erstmals ist der Range Rover Sport auf
derStraße gleichermaßen zu Hause wie im Gelände, setzt da wie dort
in einzelnen Disziplinen Maßstäbe und begeistert nicht zuletzt durch
eine hervorragende Verarbeitung.
RANGE ROVER SPORT 3,0 SDV6 HSE
MOTOR Common-Rail-Turbodiesel
Zylinder: V6
Hubraum: 2.993 cm3
Leistung: V6 2.993 215/292 kW/PS
Drehmoment: 600 Nm bei bei 2.000 U
KRAFTÜBERTRAGUNG Achtgang-Automatik/permanenter Allradantrieb/
Untersetzungsgetriebe
FAHRZEUGAUFBAU selbsttragende Karosserie/5 Türen/5 Sitze
FAHRWERK (VORDER-/HINTERACHSE) VA Doppelte Dreiecksquerlenker/HA
Mehrlenker/Luftfederung
BREMSEN Scheibenbremsen innenbelüftet
LENKUNG (ZAHNSTANGE) servounterstützt
FELGEN/REIFEN 255/55 R20
ABMESSUNGEN; GEWICHTE
Länge/Breite/Höhe: 4.850/1.983/1.780 mm
Radstand: 2.923 mm
Kofferraumvolumen: min. 784 max. 176
Leergewicht: 2.115 kg
zul. Gesamtgewicht: 3.000 kg
Anhängelast: 3.500 kg (gebremst)
FAHRLEISTUNGEN
0-100 km/h: 7,5 s
V-max: 199 km/h
VERBRAUCH
Stadt/Land/gesamt: 8,7/6,8/7,5 l
Testverbrauch: 9,3 l Diesel
CO2-AUSSTOSS 199 g/km
GELäNDEWERTE
Bodenfreiheit: 265 mm
Wattiefe: 850 mm
Böschungswinkel: 33/31 Grad (v/h)
Rampenwinkel: 27 Grad
PREIS E: ab 89.350,-inkl. NoVA&MwSt.
Testwagenpreis E: 110.300,-inkl. aller Abgaben