Von den Italienern adoptiert, ist das Topmodell der Marke Jeep
weltweit im Aufwind.
Am letzten Stand zu sein, ist in der Geländewagen-Oberklasse ein
Muss. So erklärt sich auch das recht frühe Facelift der aktuellen
Grand Cherokee Generation. Die Veränderungen betreffen dabei in
erster Linie die neue Front mit dem fast schon üblichen Mix aus Xenon
für die Nacht und LED für den Tag und den jetzt noch moderneren
Innenraum. Dieser hält jetzt ein neues TFT-Display bereit und hat
hinsichtlich der Wertigkeit insgesamt nochmals deutlich zugelegt.
Ganz neu sind auch die 8 Gänge, die die Automatik jetzt zur Verfügung
stellt und damit 2 mehr als bisher bietet.
All diese Neuerungen tragen dazu bei, dass der neue Grand Cherokee
mit einem deutlich stärkeren Selbstvertrauen auftritt, als dies
bisher der Fall war. Schick gekleidet, reiht er sich optisch in die
Welt der erfolgreichsten SUV-Modelle ein, ohne dabei seine Wurzeln
als echter Geländewagen zu leugnen. Da passt es auch gut, dass man
nicht in einen höher gelegten Sportkombi hineinklettert, sondern eher
in einem Kaminzimmer Platz nimmt. Angeliefert in der Topversion
Summit wird hier auf gleichermaßen rustikal wie langlebig wirkendem
Leder Platz genommen, um fortan auf eine Welt aus noch viel mehr
Leder und ein wenig Holz zu blicken. Anstelle der vielen Anzeigen
ließe sich bestimmt auch Kaminfeuer am neuen TFT-Display einblenden,
das würde dann auch gut zum gefühlten Knistern des Holzes am
beheizten Lenkrad passen.
Auf Knopfdruck erwacht ein 250 PS starker Dieselmotor zum Leben, der
leistungsmäßig von 3 Benzinaggregaten überbietbar und von einem
weiteren Diesel unterbietbar ist. In Wirklichkeit gibt es für
Österreich aber keinen Grund, diese Vielfalt anzubieten, ist doch der
starke Diesel für nahezu alle Käufer die beste Wahl. Mehr braucht man
nicht, weniger will man nicht.
In dieser Kaminzimmer-Idylle wirkt der Wahlhebel für das neue
Achtgang-Automatikgetriebe fast ein wenig unpassend. Er erfordert
Aufmerksamkeit bei der Bedienung und ist ergonomisch eine ziemliche
Null. Welch Glück, dass man ihn nur ganz selten angreifen muss.
Unglücklich auch die Entscheidung, die Sitzheizungs- und
Lenkradheizungssteuerung ins Untermenü zu schicken, womit die Kritik
am Innenraum aber auch schon beendet ist. Die hohe Gürtellinie mag
anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, doch schon nach kurzer
Zeit möchte niemand mehr die davon ausgehende Heimeligkeit missen.
Bei Tag sorgt das viele Leder für einen hohen Wohlfühlfaktor, bei
Nacht die vielen Lämpchen, deren Intensität sich fein justieren
lässt.
Einmal ausgeparkt und dabei festgestellt, dass der Jeep zu den
wirklich großen Vertretern seiner Gattung zählt, und mittels Kickdown
die Beschleunigungsoptionen abgerufen, geht es in erster Linie sanft
zur Sache. Das Lenken fällt dabei amerikanisch leicht, der
Dieselmotor gibt sich akustisch zurückhaltend und die Automatik bahnt
sich ihren Weg in die höchste Stufe erstaunlich schnell. Einzig die
Federung wirkt bei der Kombination aus geringem Tempo und hoher
Schlaglochdichte fast eine Spur zu hart. Amerikanisches Geschaukel
ist demnach nicht auf der Tagesordnung, was speziell die Passagiere
in der zweiten Reihe freut. Dort finden 300 Kilogramm problemlos
Platz und es ist ganz egal, ob dafür 2 oder 3 Plätze belegt sind.
War es früher deutlich schwieriger, ins amerikanische, französische
oder zuletzt deutsche Mutterland der Marke Jeep zu fahren, so
erreicht man die italienische Grenze jetzt in echten 3 Stunden und
wird dafür auch noch mit einem Verbrauch von gerade einmal 10,1 Liter
Diesel belohnt. Geht es dann ab Gemonaauf Landstraßen in den Veneto,
sind es am Ende gar nur noch 8,9 Liter, aber damit ist die
Verbrauchstalfahrt dann auch wirklich am untersten Ende angelangt.
Das freut natürlich, trägt aber bei einem 80.000-Euro-Auto nur sehr
bedingt zur nachhaltigen Wirtschaftlichkeit bei. Im Vordergrund steht
vielmehr der Wohlfühlfaktor aufgrund der auch nach tausend Kilometern
immer noch bequemen Sitze. Schön ist auch die vorhandene Kraft beim
Sprint von 100 auf 160 und das großartige Fahrlicht. Reisen wird hier
in einer Zeit, in der bald auch SUVs mit Top-Rundenzeiten auf der
Nordschleife verkauft werden, zum echten Genuss. Natürlich könnte die
Mittelablage dafür noch mehr Platz bieten, anstatt einen CD-Player zu
beherbergen und die mittels linkem Fuß zu bedienende Handbremse hat
anderswo auch längst ausgedient und doch sind es genau diese Dinge,
die dem Jeep einen Charakter geben, den wiranderswo oft nicht mehr
finden.
Topgerüstet ist der Grand Cherokee nicht nur hinsichtlich des
Komfortangebots, auch bei den Geländeeigenschaften mischt er dank
Traktionsprogrammen, Luftfederung (in der höchsten Stufe wird der
Grand Cherokee damit aber ganz schön bockig) und Sperrdifferenzial an
der Spitze mit. Gewöhnungsbedürftigin Sachen Traktion ist nur die
leicht spürbare Verzögerung, bis die Vorderachse auf nasser Straße in
den konsequenten Vortrieb eingebunden wird.
Das sportliche Lagerüberlässt der neue Grand Cherokee gern dem
Mitbewerb. Ausstattungsbereinigt bietet er in dieser Liga aber den
ganz klar günstigsten Preis, daran haben auch die vielen Neuerungen
nichts geändert. Ihn einfach nur als günstige Alternative zu
bezeichnen, wäre beim Vorgängermodell vielleicht nochdurchgegangen,
der Neue aber ist vielmehr eine Möglichkeit, all die Dinge, die einen
Luxusgeländewagen ausmachen, zu einem angesichts des Gebotenen fairen
Preis zu genießen. Dazu passt dann auch der bisher unerreichte
Qualitätseindruck, den wir, auch wenn wir es kaum glauben wollen, den
italienischen Eigentümern zu verdanken haben, die die Marke Jeep
wieder auf Vordermann gebracht haben.
So gesehen war auch das Lifting nach nur 2 Jahren ein gleichermaßen
wichtiger wie richtiger Schritt in die Zukunft des Topmodells.
JEEP GRAND CHEROKEE 3,0 V6 CRD SUMMIT
MOTOR Common-Rail-Turbodiesel
Zylinder: 6
Hubraum: 2.987 cm3
Leistung: 6 2.987 184/250 kW/PS
Drehmoment: 570 Nm bei 1.800-2.800 U
KRAFTÜBERTRAGUNG Achtgang-Automatik/permanenter Allradantrieb
FAHRZEUGAUFBAU selbsttragende Karosserie/5 Türen/5 Sitze
FAHRWERK (VORDER-/HINTERACHSE) VA McPherson, HA Mehrlenker
BREMSEN Scheibenbremsen
LENKUNG (ZAHNSTANGE) servounterstützt
FELGEN/REIFEN 265/50 R20
ABMESSUNGEN; GEWICHTE
Länge/Breite/Höhe: 4.875/1.943/1.802 mm
Radstand: 2.915 mm
Kofferraumvolumen: min. 782 max. 1.554
Leergewicht: 2.403 kg
zul. Gesamtgewicht: 2.949 kg
Anhängelast: 2.949 kg (gebremst)
FAHRLEISTUNGEN
0-100 km/h: 8,2s
V-max: 202 km/h
VERBRAUCH
Stadt/Land/gesamt: 9,9/6,5/7,5 l
Testverbrauch: 10,4 l Diesel
CO2-AUSSTOSS 198 g/km
GELäNDEWERTE
Bodenfreiheit: 286 mm
Wattiefe: 510 mm
Böschungswinkel: 35,8/29,5 Grad (v/h)
Rampenwinkel: 23,5 Grad
PREIS E: ab 77.490,-inkl. NoVA&MwSt.
Testwagenpreis E: 78.466,-inkl. aller Abgaben