Die Qual der Wahl zu haben, bedeutet in der Regel, sich für mehr zu entscheiden, als man eigentlich braucht. Nicht so beim Golf. Seit der dritten Generation auch als Variant angeboten, ist er im Vergleich zu seinem Standard-Bruder deutlich praktischer und damit auch optisch weniger attraktiv. Speziell das Heck bietet noch Raum zur Optimierung und das, obwohl es wesentlich schöner als beim Vorgänger ist. Das und der Umstand, dass er mit dem noch größeren Skoda Octavia und dem fescheren Seat Leon ST 2 hauseigene Konkurrenten hat, machen ihn für VW-Verhältnisse fast zu einem Nischenprodukt und trotzdem macht es Sinn, sich mit ihm auseinanderzusetzen.

Automobile Emotionen sind hier nicht angebracht. Den Variant kauft nur, wer ihn braucht, sei es, um damit Modekollektionen knitterfrei von A nach B zu bringen oder um den Hund von der Rückbank zu verbannen. Auch Mountainbikes, Rodeln, Kinderwagen oder das ständige Mitführen von Skiern für den Fall der Fälle, dass sich irgendwo überraschend die Chance auf eine kleine Wedelpause ergibt, sind Gründe, die für den Variant sprechen. In der Not lässt sich die Ladefläche gar alsNotbett nutzen, was gar nicht einmal so unbequem ist.

Mit dem 150-PS-Diesel unter der Haube ist der Golf durchaus kräftig motorisiert. Sportliches Engagement vereitelt jedoch die Abstufung der Gänge, die hinsichtlich der Anschlüsse durchaus Optimierungspotenzial haben. All jenen, die es im Leben ruhiger angehen lassen, wird das aber kaum auffallen, zumal die 150 PS dafür sorgen, dass sich der Golf unbeladen genauso gut fährt wie mit 5 Personen und Gepäck besetzt.

Golf-typisch gelungen ist auch der Innenraum, der abhängig vom finanziellen Engagement mehr oder weniger Luxus bereithält. Im Falle des Testwagens eher mehr. Das beginnt bei der großen Navigationseinheit, die auch die ausgefallenste Adresse im tiefsten Tschechien auf Anhieb findet, reicht über das große Glasschiebedach und Leder an allerlei Stellen bis hin zu Sportsitzen mit Massagefunktion. So gerüstet, stellt sich das von Golf-Fahrern so geschätzte Understatement-Gefühl auf Anhieb ein. Man weiß, man könnte auch eine Klasse höher greifen, tut es aber nicht, weil man es einfach nicht notwendig hat, irgendjemand irgendetwas zu beweisen.

So rollt man mit einem auf 143 km/h eingestellten Tempomatüber die Autobahn, begnügt sich mit Tacho 110 auf der Landstraße, genießt dabei stets die Ruhe an Bord und kann Tagesetappen bis zu 1.000 Kilometer ohne Tankstopp absolvieren. Im Test waren es durchschnittlich 6,3 Liter Diesel, die der Golf zu sich nahm. Auf den schnellen Autobahnetappen bei scheußlichem Wetter eine Spur mehr, auf tschechischen Landstraßen im Windschatten der Lkws etwas weniger.

In seinem Element ist der allradgetriebene Variant immer dann, wenn es einfach nur gilt, bequem und sicher anzukommen. Die schon angesprochene Navigationseinheit hilft dabei ebenso wie der unauffällig agierende Allradantrieb und auch das sensationell gute Fahrlicht gilt es, an dieser Stelle zu erwähnen. Vielfahrer werden diese Dinge ebenso schätzen wie Jungfamilien.

VW GOLF VARIANT SKY 4MOTION BMT TDI

MOTOR Turbodiesel

Zylinder: 4

Hubraum: 1.968 cm3

Leistung: 110/150 kw/PS

Drehmoment: 320 Nm bei 1750-3.000 U

KRAFTÜBERTRAGUNG Sechsgang-Schaltgetriebe/permanenter Allradantrieb

FAHRZEUGAUFBAU selbsttragende Karosserie/4 Türen/5 Sitze

FAHRWERK (VORDER-/HINTERACHSE) VA McPherson, HA Mehrlenkerachse

BREMSEN Scheiben

LENKUNG (ZAHNSTANGE) servounterstützt

FELGEN/REIFEN 205/55 R16

ABMESSUNGEN; GEWICHTE

Länge/Breite/Höhe: 4.562/1.799/1.481 mm

Radstand: 2.635 mm

Kofferraumvolumen: min 605 max 1.620 l

Leergewicht: 1.528 kg

zul. Gesamtgewicht: 2.010 kg

Anhängelast: 2.000 kg (gebremst)

FAHRLEISTUNGEN

0-100 km/h: 8,9s

V-max: 214 km/h

VERBRAUCH

Stadt/Land/gesamt: -/-/4,8 l

Testverbrauch: 6,3 l Diesel

CO2-AUSSTOSS 124 g/km

PREIS E: ab 34.250,-inkl. NoVA&MwSt.

Testwagenpreis E: 39.428,31 inkl. aller Abgaben