Er ist 77 Jahre alt und hat sie noch erlebt, die Zeit, als das Leben als Autohändler ertragreich war: Jetzt ist Josef Schirak hörbar verärgert -über viele Politiker ebenso wie über die Hersteller. Die Sitzungen des Bundesgremiums der Fahrzeughändler in seiner Heimat St. Pölten waren für Schirak der ideale Ort, um einige Dinge klarzustellen. So hätten die Politiker ihre Vorgangsweise in den vergangenen Jahren komplett geändert. Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass die Interessenvertreter in wichtige Fragen mit einbezogen wurden: "Heute werden wir überrollt: Neue Gesetze werden in aller Stille ausgebrütet und überfallsartig umgesetzt."
"Jederzeit Druck erzeugen"
Um dagegen gewappnet zu sein, will das Bundesgremium einüber alle Bundesländer ausgedehntes Netzwerk organisieren. "Dieses soll auf Knopfdruck jederzeit landes-und bundesweiten Druck erzeugen können", sagt Schirak. Allerdings soll dieses Netzwerk das seit November 2013 amtierende Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt nicht ersetzen, sondern nur ergänzen:Geplant ist sogar, beim MFU bis Herbst die "nächste Ausbaustufe" zu erreichen: Bundesgremialobmann Burkhard W. Ernst will "auf jeden Fall" die Innung der Kfz-Techniker, den Zubehör-und Teilehandel sowie Versicherungen ins MFU einbinden. Dann könnte man zusätzlich 100.000 Euro pro Jahr für Lobbyingarbeit "auf die Beine stellen". Unklar ist jedoch, ob wie bisher Lobbyist Wolfgang Rosam damit beauftragt wird. Laut Dr. Manfred Kandelhart, Geschäftsführer des Bundesgremiums, erfolgt die Ausschreibung europaweit, da die Schwelle von 100.000 Euro überschritten wird.
Zusammenarbeit ist viel schwerer geworden
Zurück zu Josef Schirak: Dieser will für die Autohändler endlich Klarheit schaffen, was die Zukunft bringt. Aus diesem Grund präsentierte er bei der Sitzung eine Resolution. Der erfahrene Standesvertreter argumentiert, dass sich die seinerzeitige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Autoherstellern in den vergangenen Jahren völlig aufgelöst habe.
"Wir Händler sind zum Freiwild geworden, weil die Hersteller uns diktatorisch die Bedingungen zur Zusammenarbeit vorgeben." Seine Idee sei es, die Hersteller mit einer Resolution dazu zu bringen, den Händlern klipp und klar zu sagen, welche Form der Zusammenarbeit sie in den nächsten Jahren mit den Händlern planten. "Es geht um sehr hohe Investitionen. Völlig überzogene Standards werden bald nicht mehr leistbar sein." Ein Entwurf für die Resolution wurde bereits fertig gestellt. Darin werden von den Herstellern "faire und transparente Spielregeln" gefordert, "um auch künftighin gemeinsame Erfolge sicherstellen zu können". Die Resolution wurde an Dr. Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Automobilimporteure, übergeben.
Weitaus handfester sind jedoch zwei weitere in St. Pölten gefasste Beschlüsse: So haben Mitgliedsbetriebe des Bundesgremiums ab Jahresmitte keine finanzielle Unterstützung in Rechtsstreitigkeiten mehr zu erwarten. Laut Schirak gibt es für solche Fälle ohnedies den Händler-Rechtsschutz der Garanta. Obwohl dieses Angebot nur rund 400 Euro pro Jahr koste, werde es nur von wenigen Händlern angenommen, kritisiert Schirak: "Wenn ein Unternehmer das aber nicht macht, können wir ihn nicht mit allgemeinen Mitteln unterstützen, die wir anderweitig besser verwenden können."
Studien gegen Hersteller
Außerdem will das Bundesgremium gemeinsam mit der KMU Forschung Austria zwei Studien durchführen lassen: Einerseits soll geklärt werden, wie viel Autohändler beim Neuwagen-Verkauf wirklich verdienen. "Dazu sollen 20 bis 50 Mitgliedsbetriebe aller Marken und in allen Bundesländern ausgewählt werden und ihre Ziffern zur Verfügung stellen, damit wir ein einheitliches Bild erhalten", so Schirak.
Die zweite Studie soll den Bereich Gewährleistung umfassen. Laut Schirak werden 15 bis 20 Garantiefälle in zwei Versionen abgerechnet: als normaler Kundenauftrag und in Form dessen, was der Hersteller wirklich bezahlt. "Es ist nicht einzusehen, dass wir im Garantiefall nur den Selbstkostenpreis erzielen können, obwohl wir die gesamteInfrastruktur zur Verfügung stellen", sagt Schirak. Die Studien sollen rechtlich fundiert ausgearbeitet werden, sodass sie später von gerichtlichen Sachverständigen in Streitfällen verwendet werden können. "Wenn der Hersteller das nicht glaubt, muss er seine Zahlen auf den Tisch legen und zeigen, wie ein Techniker eine Arbeit in einer gewissen Zeit erledigen soll."
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