Verwerfungen der verschiedenen Art wird auf dieser Seite Raum
gegeben, sich zuäußern! Schreiben SIE uns, was SIE ärgert, aufregt,
irgendwie ungerecht daherkommt.
Auf der Straße verhalten sich Diplomaten häufig ziemlich
undiplomatisch, parken im Halteverbot oder in zweiter Reihe. Angst
vor Strafen müssen die Diplomaten keine haben. Ihr Status schützt sie
vor Verfolgung und eröffnet ihnen das Schlaraffenland der
Preisnachlässe und Privilegien.
Sie rasen, fahren betrunken, ignorieren rote Ampeln und parken im
Halteverbot oder in zweiter Reihe. Und das alles ohne Angst vor
Strafen. Diplomaten haben aufgrund ihrer Immunität keine
Strafverfolgung zu fürchten. Und sie genießen aufgrund ihres Status
noch weitere Auto-Privilegien. So müssen Diplomaten beim Fahrzeugkauf
in Österreich keine Normverbrauchsabgabe (NoVA) oder Mehrwertsteuer
bezahlen. Und weil dies scheinbar nicht genug Ersparnis ist, kommen
die offiziellen Staatsrepräsentanten zudem im Rahmen von "Diplomatic
Sales" in den Genuss satter Rabattabschläge. Beispiele gefällig?
Botschaftsmitarbeiter zahlen für den schwedischen Großraum-Kombi V70
in der höchsten Ausstattungsstufe Summum statt 60.928 nur 25.600
Euro, also mehr als die Hälfte weniger. Bei BMW gibt es beim
Fahrzeugkauf neben dem obligatorischen VIP-Service zahlreiche
Ausstattungsoptionen gratis oben drauf- für die würden ganz normale
Leute nicht zu knapp zur Kasse gebeten werden.
Sonderbehandlungen en masse
Ist das Fahrzeug Teil des diplomatischen Corps, geht die
Sonderbehandlung munter weiter. Teures Parkpickerl für die Wiener
Gemeindebezirke? Nicht nötig. Zusätzlich reserviert die Stadt aber
gnädigerweise vor Botschaften und Privatvillen großzügige
Parkplatzbereiche. Weite Wege von den Parkhäusern am Wiener Flughafen
zum Terminal? Wo denken Sie hin, Diplomaten parken auch in Schwechat
auf kostenlosenVIP-Parkplätzen.
Und um dem ganzen die vergoldete Sparer-Krone aufzusetzen, können die
Diplomaten ihre Tabakund Alkoholvorräte börserlschonend in einem
steuerfreien Supermarkt in der Wiener Uno-City auffüllen. Keine
Frage, die Immunität der Diplomaten erfüllt einen wichtigen
demokratischen Zweck.
Sie garantiert, dass Botschaftsmitarbeiter ihre Aufgaben
unbeeinträchtigt und frei erfüllen können, unabhängig davon in
welchem Land sie sich befinden und welche Rechtsordnung oder Willkür
dort gilt. Sie dient somit auch dem Schutz der internationalen
Beziehungen.
Klar ist aber auch, die Privilegien des Botschaftspersonals sorgen
immer wieder für Aufregung in der Bevölkerung. Wenig verwunderlich,
denn der Durchschnittsbürger in Österreich muss mit einem Nettogehalt
von rund 1.500 Euro auskommen und für alle Aspekte der persönlichen
Mobilität blechen. Ein Strafzettel inklusive der Pönale fürs
Abschleppen reißt mit rund 300 Euro ein schmerzhaftes Loch ins
Familienbudget. Diplomaten hingegen kassieren ein Monatssalär von
mehreren Tausendern und bleiben bei Verstößen straffrei. Kein Wunder,
dass es den Leuten sauer aufstößt, wenn auch hier die
Verteilungsgerechtigkeit de facto nicht vorhanden ist.
Ein Tropfen auf dem heißen Stein
Jüngster Stein des Anstoßes: In Berlin sollen Fahrzeuge von
Diplomaten allein 2013 in 69 Unfälle verwickelt gewesen sein, wobei
in 47 Fällen der Verdacht auf Fahrerflucht besteht. Die Deutschen
schäumen. Auch weil die Polizei in puncto Strafverfolgung wie
hierzulande machtlos ist. Angesichts dessteigenden Unmuts in der
Bevölkerung wäre aber das neugewählte EU-Parlament gut beraten, ein
Zeichen zu setzen. Vor dem Hintergrund, dass in Österreich im Jahr
2012 von den 1.838 verhängten Verkehrsstrafen immerhin 70 Prozent von
den Diplomaten freiwillig bezahlt wurden und es sich im Regelfall um
kleinere und mittlere Beträge in der Höhe zwischen 21 und 72 Euro
gehandelt hat, würde eine Sanktionierung finanziell zwar bloß einen
Tropfen auf dem heißen Budget-Stein darstellen. Der Politik stünde es
aber gut an, einen Schritt zu mehr gefühlter Gerechtigkeit zu setzen,
denn wenn dieTropfen nicht verdampfen, bringen sie das Fass
irgendwann zum Überlaufen. (PSP)