Durch Manipulationen des Kilometerstands entstehe inÖsterreich
jährlich ein Schaden bis zu 300 Millionen Euro, kritisiert der ÖAMTC.
Seine Forderung nach wirksamen Gegenmaßnahmen wird von seriösen
Autohändlern unterstützt. Doch der Tachobetrug ist schwerer
hintanzuhalten, als man meinen könnte.
Ein paar Handgriffe reichen aus, und schon zeigt der Kilometerzähler
einen Bruchteil der eigentlichen Fahrtleistung an: So einfach sind
Tachomanipulationen im digitalen Zeitalter. "Zur Änderung des
Kilometerstandes braucht heute bei vielen Kfz-Modellen nicht einmal
der Tacho ausgebaut werden", weiß Max Lang, Cheftechniker des ÖAMTC.
Stattdessen reiche es aus, eine Verbindung über die OBD-Schnittstelle
herzustellen: "Die dazu nötigen Manipulationsgeräte sind im Internet
bereits ab 200 Euro frei erhältlich und können oft auch von Laien
bedient werden."
Hersteller in der Pflicht
Die Erkenntnisse desÖAMTC decken sich mit Aussagen der
EU-Kommission. Diese wies bereits vor Längerem darauf hin, dass 5 bis
12 Prozent aller in Europa gehandelten Gebrauchtfahrzeuge einen
manipulierten -also in aller Regel zu niedrigen -Kilometerstand
aufweisen könnten. Der deutsche Autofahrerklub ADAC sprach im Vorjahr
gar davon, dass jeder dritte Pkw betroffen sein könnte.
Um gegenzusteuern, sind einerseits die Autohersteller gefordert. "Es
wäre technisch ohne Weiteres möglich, den Mikrochip, auf dem der
Kilometerstand gespeichert ist, vor manipulativen Eingriffen zu
schützen", sagt Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-
Interessenvertretung. Eine derartige Sicherung könne zur Vorbedingung
für eine Typengenehmigung in der EU gemacht werden.
Kommt die Kilometerstandserfassung?
Da derartige Maßnahmen erst in der Zukunft wirksam werden, müssen
andererseits auch Lösungen für die Bestandsfahrzeuge gefunden werden.
Hier bildet die im Oktober 2014 in Kraft tretende §-57a-Datenbank,
die auch den Kilometerstand beinhalten wird, einen Ansatzpunkt.
Darüber hinaus könnte die Fahrtleistung bei jedem Werkstattaufenthalt
erfasst werden, wie dies beispielsweise in Belgien bereits mit großem
Erfolg praktiziert wird.
InÖsterreich arbeitet der Datendienstleister Eurotax bereits seit
Jahren an einem derartigen System. Allerdings gibt es immer wieder
Verzögerungen -einerseits ist von einem großen Aufwand bei der
Datenbeschaffung die Rede, andererseits sträuben sich dem Vernehmen
nach einzelne Importeure gegen dieErfassung von Rückrufaktionen und
ähnlichen sensiblen Daten.
Schwachstellen im Gesetz
Darüber hinaus erschweren in Österreich juristische Schlupflöcher die
Bekämpfung des Tachobetrugs. "Der Verkauf eines Autos mit
manipuliertem Kilometerstand ist zwar strafbar, nicht jedoch das
Justieren selbst", kritisiert Wiesinger. Bundesgremialobmann
Komm.-Rat Burkhard Ernst weist wiederum darauf hin, dass ein
Kilometerzähler in einem Pkw bisher gar nicht verpflichtend
vorgeschrieben sei: Laut Aussage des Verkehrsministeriums ist somit
auch keine Grundlage für ein Verbot etwaiger Manipulationen gegeben.
Ernst fordert eine rasche Schließung dieser Gesetzeslücken. Darüber
hinaus unterstützt er "voll und ganz" die verpflichtende Erfassung
des Kilometerstands bei Werkstattaufenthalten: "So etwas fordere ich
schon seit Jahren." Es bleibt zu hoffen, dass der allgemeinen
Einsicht rasche (politische) Taten folgen werden.