Egal, ob nun jeder zehnte, jeder fünfte oder (wie es der ADAC
behauptet) gar jeder dritte Gebrauchtwagen mit manipuliertem
Kilometerzähler verkauft wird: Die Konsumenten sind verunsichert. Das
bewies auch der enorme Medienandrang, als der ÖAMTC Anfang April eine
Pressekonferenz zum Thema abhielt.
Für den Fahrzeughandel ist diesvordergründig eine unangenehme Situation, denn unterschwellige
Ressentiments gegen die früheren "Rosstäuscher" sind nach wie vor bei
vielen Konsumenten vorhanden -vor allem dann, wenn es um die
Preisverhandlungen geht.
In Wahrheit ist die mediale Diskussion jedoch die zweite große Chance
für die Branche. Die erste segensreiche Debatte -jene um die
Gewährleistung, die gewerbliche Händler im Gegensatz zu
Privatpersonen nicht ausschließen dürfen -wurde in den vergangenen
Jahren bereits erfolgreich genützt. "Gebrauchtwagenkauf mit
garantierter (beziehungsweise gewährleisteter) Sicherheit" ist ein
Argument, das überzeugt. In Zeiten, in denen Transaktionen anderer
gebrauchter Güter längst ins Internet gewandert sind und der
gewerbliche Zwischenhandel in der Folge größtenteils ausgeschlossen
wurde, sind derartige Alleinstellungsmerkmale wichtiger denn je.
Nun gilt es, auch die Tacho-Diskussion zum Nutzen der Branche
aufzugreifen. In Belgien ist dies mit der Erfassung des
Kilometerstands bei Werkstattaufenthalten gelungen. Dort ist das
"Kilometerheft" für den Endverbraucher zu einem ähnlich wichtigen
Qualitätsmerkmal geworden wie das komplett ausgefüllte Serviceheft.
InÖsterreich kranken ähnliche Initiativen an lächerlichen
Eifersüchteleien. Weil man vielleicht auf Qualitätsprobleme schließen
könnte, weigern sich manche Importeure, einer automatischen Erfassung
von Werkstattaufenthalten zuzustimmen. Schlimmstenfalls wird so lange
verzögert, bis der Gesetzgeber seine eigenen Versäumnisse nachholt
und eine "Kilometerdatenbank" per Erlass vorschreibt.
So lange zuzuwarten, wäre fatal. Nur jetzt gibt es die Chance,
öffentlichkeitswirksam mit Seriosität zu punkten -damit ein für
allemal klar ist, dass die angeblichen Rosstäuscher in Wahrheit
seriöse Mobilitätsprofis sind!