Aber nein, es darf nicht sein. Eben war noch alles gut, imnächsten Augenblick schon nicht mehr. Und alles nur ihre Schuld. Elendes Miststück, elendes. Die Veränderung ist eine Spaßverderberin."

Während Sie diese Seite lesen, sterben von den 100 Billionen Zellen, aus denen Ihr Körper besteht, etwa 18 Milliarden ab und werden zum Großteil durch neue ersetzt. Aber eben nur zum Großteil, weshalb wir alle langsam ver-und zerfallen. Die einen rascher, die anderen etwas gemächlicher. Besonders die Mortalität der Gehirnzellen hat es in sich: 100.000 verabschieden sich angeblich an einem durchschnittlichen Tag. Bei einem Vorrat von 20 Milliarden mag das nicht sonderlich ins Gewicht fallen, aber gutes Gefühl ist das keines.

Da hat es der Mond besser. Wissenschaftler behaupten, dass die Spuren, die Neil Armstrong und Buzz Aldrin 1969 mit ihren Stiefeln hinterlassen haben, mangels Atmosphäre erst in 10 bis 100 Millionen Jahren verschwunden sein werden. Veränderung kann also auch ziemlich langsam vor sich gehen. Aber verschont bleibt nichts und niemand. Sehen wir mal von Schwarzen Löchern ab, an deren Rändern die Zeit unerhörterweise einfach aufhört. Aber das ist eine andere Geschichte. Zeitlos. Irgendwie.

Stillstand ist ein theoretisches Konstrukt, dem die Physiker die Bezeichnung thermodynamisches Gleichgewicht verpasst haben. Wer sich das wünscht, der ist auf dem Holzweg, denn ein anderes Wort für diesen Zustand der Unveränderlichkeit ist "Wärmetod". Und das klingt auch nicht so prickelnd. Dann schon lieber Veränderung.

Vor ein paar Wochen gab es im Internet eine Art Witz zu diesem Thema: Ein Professor teilt die Angaben für die Abschlussprüfung aus und verursacht Verwirrung, da den Studenten die Fragen nur allzu bekannt vorkommen. Schließlich nimmt sich einer ein Herz, springt auf und sagt: "Aber Herr Professor, das sind ja die gleichen Fragen wie bei der letzten Prüfung." -"Stimmt", sagt dieser. "Die Fragen sind die gleichen, aber die Antworten darauf haben sich geändert."

Was gestern funktioniert hat, kann heute schon vollkommen falsch sein. Obwohl wir uns dessen rational bewusst sind, verdrängen wir diese Tatsache allzu gerne. Was damit zu tun hat, dass unser Hirn eine faule Haut ist. Der mausgraue Haufen wild vernetzter Neuronen wiegt etwa 2 Prozent unseres Körpergewichts, verbraucht aber 20 Prozent des Sauerstoffs. Dennoch arbeitet das Gehirn ziemlich effizient, aber mitunter wenig effektiv: Es liebt bekannte Muster und vermeidet beharrlich, sich an neue gewöhnen zu müssen. Mit fatalen Folgen, wenn das Bekannte in einer veränderten Umgebung nichts mehr taugt.

Es war bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko, als ein junger, bis dahin unbekannter Brite Namens Dick Fosbury die Elite der Hochspringer düpierte. Während sich das Gros der Athleten von vorn über die Stange wälzte, hüpfte Fosbury mit Kopf und Schultern voran rücklings über die Hochsprung-Latte und -wurde Olympiasieger. Die Reaktionen darauf waren wenig überraschend: Die Cleveren begannen damit, den neuen Stil zu kopieren, dieanderen schrien laut nach einem Fosbury-Flop-Verbot. Was die Cleveren auszeichnete, ist das rasche Erkennen von neuen Chancen durch veränderte Rahmenbedingungen. Denn erst Mitte der 1960er-Jahre waren die dicken Matten bei Hochsprungbewerben als "Landehilfen" eingeführt worden. Vorher hätte man sich mit einem Fosbury-Flop in den alten Sandgruben vermutlich das Genick gebrochen ...

Die Geschichte ist voll von Menschen und Unternehmen, die spektakuläre Erfolge durch die rasche Umstellung auf neue Rahmenbedingungen erzielten und jenen, die -erfolgsverwöhnt -in alten Mustern hängen blieben. Bis zum Untergang. Von der Forbes-Top-100-Liste von 1917 waren 1986 bereits 61(!) Unternehmen völlig vom Markt verschwunden.

Die Mobilität wird sich ändern, der Kfz-Vertrieb ebenso. Nehmen wir eine Anleihe bei Charles Darwin, der schrieb: "Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann." So hart das manchmal sein mag.