Bevor Helmuth H. Lederer am 4. März 2014 auf dem Genfer Automobilsalon für immer von dieser Welt gegangen ist, hinterließ er uns 14 Tage vor Dr. Martin Winterkorns CeBIT-Verdikt "Das Auto darf nicht zur Datenkrake werden" in der März-Ausgabe von AUTO&Wirtschaft dazu sein Schlusswort. In der Tat, seine Ansichten zu diesem Thema um Vernetzung und Digitalisierung im Auto müssen auch dem Autohandel unter den Fingernägeln brennen. Wenn der Datenhype beim Auto so rasant vor sich geht wie bei iPhone&Co, haben wir es bald mit gigantischen Datensammlungen zu tun, und er machte sich berechtigt Sorgen um die Kfz-Branche, die rasch von den Entscheidungsfindungen ausgeklammert bleiben könnte. Während Google, Apple usw. eifrig Tatsachen schaffen, üben sich die Verbände maximal in Resolutionen. "Die beiden Jahrhunderterfindungen Auto und Computer rücken noch enger zusammen", sagte der VW-Vorstandsvorsitzende anlässlich der Eröffnung der CeBIT 2014 in Hannover: "Wir müssen die Mobilität der Zukunft noch intelligenter und vernetzter gestalten." Dass dabei die Interessen des qualifizierten Autohandels auf der Strecke bleiben können, fand bis dato nur in Lederers intelligenten Gedanken Zuflucht.

Das Geld zum Lobbying fehlt

Lederer hatte schon recht, als er meinte, dass der Händlerverband CECRA gegen die Interessen des Herstellerblocks ACEA nie anstinken kann, wenn das Geld zum Lobbying fehlt. Das fehlt an allen Ecken und keiner will auch nur einen Euro pro verkauftes Auto zur Wahrung künftiger Händlerinteressen beisteuern. Allein der VW-Konzern beschäftigt eine Unzahl bestens qualifizierter IT-Fachleute.

Winterkorn sprach das Thema Datensicherheit aus seiner Sicht präzise an: "Das Auto darf nicht zur Datenkrake werden. Wir schützen unsere Kunden vor unzähligen Gefahren -vor Aquaplaning, vor dem Sekundenschlaf, vor langen und zeitraubenden Staus. Mit dem gleichen Pflichtbewusstsein werden wir unsere Kunden auch vor dem Missbrauch ihrer Daten schützen. Ich sage deutlich: Ja zu Big Data. Ja zu mehr Sicherheit und Komfort. Aber Nein zu Bevormundung und Big Brother. An dieser Stelle ist die gesamte Branche gefordert. Wir brauchen eine Art Selbstverpflichtung der Automobilindustrie."

Der Handel muss sich seinen Platz sichern

Der Volkswagen-Konzern steht laut Winterkorn dafür bereit. Und der Autohandel? Wie schützt sich der vor dem Datenmissbrauch der Autos seiner Kunden? Im geforderten engen Schulterschluss von Automobilindustrie und IT-Branche, von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist kein Wort von jenen Partnern zu finden, die am Ende der Kette das Funktionieren der neuen Mobilität sicherstellen: Autohandel und Service kommen in Winterkorns Urteil nicht vor, obwohl sich im Sinne eines noch sichereren, komfortableren und intelligenteren Autos die Mobilität der Zukunft für alle Beteiligten lohnen werde.

Auto und Computer zu fusionieren ist die eine, den Wandel einer hochtechnischen mechanischen zur hypermodernen IT-orientierten Autohauskultur zu schaffen, eine andere Sache.

Autohandel und -service müssen sich im Cockpit-Prototyp der Zukunft jetzt schon ihren Platz erkämpfen, sonst machen die Taten zu den Daten andere und neue Berufsgruppen. (LUS)