Der sprichwörtliche "Wandel im Handel" macht vor der Reifenbranche nicht halt. Im Gegenteil: Hier schreiten die Entwicklungen noch schneller voran als in anderen Bereichen der Automobilwirtschaft. Nachdem zuerst das verstärkte Engagement von Autohäusern und Werkstätten die Spielräume für Reifenspezialisten eingeengt hat, setzt nunmehr das Internet die Branche unter Druck.

Veränderungen im Groß-und Einzelhandel

Im Hofgeschäft leiden Betriebe unter der absoluten Vergleichbarkeit der Preise. Dass diese auch unterschiedliche regionale Rahmenbedingungen oder den Servicegrad eines Unternehmens widerspiegeln müssen, wird von so manchem Kunden schlichtweg ignoriert. Noch gravierender seien die Auswirkungen freilich im Großhandelsbereich, beobachtet Michael Peschek, Geschäftsführer von Point-S: "Wenn Überschussmengen zu Dumpingpreisen im Internet vermarktet werden, geraten Betriebe mit starker Großhandelsorientierung in ernste Schwierigkeiten. Zudem sind die Margen auch in den etablierten Vertriebskanälen nichtmehr groß genug, um sie innerhalb der Wertschöpfungskette auf mehrere Glieder aufzuteilen."

Hilfe zur Selbsthilfe

Reifenspezialisten sind diesem Strukturwandel jedoch nicht hilflos ausgeliefert. Sie haben es in der Hand, ihre Unternehmen an die neuen Herausforderungen anzupassen -und das, ohne sich inübermäßige Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten zu begeben. Als größte österreichische Reifenhandelskooperation hat sich Point-S bereits 1996 der Aufgabe verschrieben, die Selbstständigkeit der Mitglieder zu wahren.

Zu den Vorzügen im Betriebsalltag zählen bessere Einkaufskonditionen, effektives Marketing sowie ein Zugang zu Leasing-und Flottenkunden. "Wir entwickeln fachspezifische IT-Lösungen, bündeln Ressourcen für die Artikelstammwartung und kreieren innovative Logistiklösungen", ergänzt Peschek. Hinzu kommen ein soeben gestartetes Aus-und Weiterbildungsprogramm sowie Serviceideen, die das Tagesgeschäft erleichtern- sei es bei der eben erst bewältigten Einführung des Reifenlabels oder beim bevorstehenden "Megathema" Reifendruckkontrollsysteme. Übrigens hat sich Point-S auch schon längst für das Internetzeitalter gerüstet: Über Partnerplattformen partizipieren die Mitglieder sowohl am virtuellen Großhandels-als auch künftig am Einzelhandelsgeschäft.

Wachsendes Netzwerk

Warum die mittlerweile 48 Gesellschafter, die 61 Standorte betreiben, mit branchenuntypischem Optimismus in die Zukunft blicken, ist in Summe also einfach erklärt: Sie haben erkannt, dass auch der Reifenhändler seines eigenen Glückes Schmied ist. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass man in der Salzburger Zentrale der Kooperation schon bald mit weiteren Neuzugängen rechnet. (HAY)