Von der Neuwagenplattform bis zur Wrackbörse: Das Internet verändert
die Autobranche. Wie betroffene Unternehmen damit umgehen können,
wurde beim 34. Tag der oberösterreichischen Kfz-Wirtschaft
diskutiert.
Mit 1 Prozent Rendite kann man keine Zukunft gestalten", unterstrich
Moderator Dkfm. Hannes Brachat vor den (rekordverdächtigen) 350
Personen, die am 12. Februar ins Linzer WIFI gekommen waren. Doch wo
kann man heute noch Spielräume nutzen? Welche Chancen hat der
regionale Fachhandel in Zeiten des Internets?
Verlockende Rabatte
"Die Branche muss das Beste aus der digitalen und der stationären
Welt miteinander vereinen", riet Dr. Konrad Weßner, Geschäftsführer
des deutschen Marktforschungsinstituts Puls. Immerhin 86 Prozent
aller Konsumenten, die im Internet nach einem Neuwagen suchen, würden
das Fahrzeug nach wie vor beim stationären Autohandel erwerben. Das
bedeutet freilich,dass schon ein Siebtel der Kunden verloren
gegangen ist -und der Trend dürfte sich fortsetzen, wenn man sich den
Erfolg von Portalen wie "Autogott" vor Augen führt.
"Mit einem Anstieg der Besucherzahl von rund 120.000 auf knapp
200.000 war der Jänner für uns ein klarer Rekordmonat", berichtete
Mag. Stefan Mladek, Chef des führenden österreichischen
Neuwagenportals. Der durchschnittliche Nachlass habe im Jahr 2013
knapp 18 Prozent betragen, den Rabatt-Spitzenreiter Citroën DS3 habe
es sogar um 37 Prozent billiger gegeben.
"Die Stärken der Betriebe nützen"
In einem unterscheidet sich Autogott freilich von anderen
Neuwagenplattformen: Die Homepagebetreiber verkaufen selbst keine
Fahrzeuge, sondern stellen ausschließlich den Kontakt zu
Markenhändlern her, die wiederum selbstständig über die Höhe der
Rabatte entscheiden. "Durch diesen "österreichischen Weg" haben wir
eine weit höhere Akzeptanz in der Branche und der Konsument kauft wie
gewohnt beim Händler", so Mladek.
Indes ist es nur eine Frage von Monaten, bis auch inÖsterreich
(deutsche) Webportale auftreten, die den etablierten Handel komplett
umgehen. Daher seien die Autohersteller aufgefordert, ihren
Vertriebspartnern reinen Wein einzuschenken, unterstrich
Gremialobmann Komm.-Rat Mag. Dr. Gustav Oberwallner: "Die Importeure
sollten die Stärken der KleinundMittelbetriebe nutzen, anstatt
zuzusehen, wie einer nach dem anderen den Löffel abgibt."
"Bewusste Totalschäden"
Dass es im Gebrauchtwagengeschäft trotz des Internets noch regionale
Unterschiede gibt, machte Martin Novak, Verkaufsdirektor von Eurotax
Österreich, in seinem Referat deutlich. Einen weiteren Aspekt der
virtuellen Vernetzung rief Landesinnungsmeister Komm.-Rat Manfred
Fuchs in Erinnerung: die Wrackbörsen. Auf diesen Plattformen würden
Unfallfahrzeuge "ganz bewusst zu Totalschäden gemacht", kritisierte
Fuchs: "Wenn irgendwelche Werte herangezogen werden, die nur dem Ziel
dienen, dass ein Auto nicht repariert wird und stattdessen in
irgendwelche Kanäle verschwindet, dann muss etwas dagegen unternommen
werden." (HAY)