Das Abgabenänderungsgesetz wurde trotz heftiger Kritik der Opposition
von der SPÖ-ÖVP-Mehrheit beschlossen. Zusätzliche 5,4 Mrd. Euro an
Mehreinnahmen sollen so in die maroden Staatskassen fließen. Mit bis
zu 280 Mio. Euro jährlich werden Österreichs Autofahrer nun
zusätzlich belastet. Aufgrund des drohenden Budgetlochs durch das
Hypo-Desaster wird an der Steuerschraube wohl auch in Zukunft weiter
gedreht. Müssen wir mit weiteren Steuererhöhungen rechnen?
Autofahrer müssen immer zahlen
"Unsere Kunden haben sehr wohl registriert, dass ihnen mit den
Erhöhungen abermals das Geld aus der Tasche gezogen wird, und die
Autofahrer immer ihren Obolus zur Budgetsanierung beitragen müssen",
sagt Mag. Nadja Malin-Potzinger, Geschäftsführerin Autohaus
Malin/Sulz. "Wobei die meisten unserer Fahrzeuge über niedrige CO 2
-Werte verfügen und sich die NoVA-Änderungen nicht dramatisch
auswirken." Ob heuer auf die Autofahrer noch weitere
Steuerbelastungen zukommen, will Malin-Potzinger zwar nicht glauben,
"dennoch können wir uns angesichts der angespannten budgetären
Situation nicht wirklich darauf verlassen, denn die Regierung hat
bereits mehrmals die Autofahrer zur Kasse gebeten."
Kunden halten sich zurück
"Auch wir haben als Reaktion auf die geplanten Steuererhöhungen
bereits eine gewisse Zurückhaltung bei den Kunden gespürt", sagt
Wolfgang Friedl, Geschäftsführer ÖFAG/Salzburg. Das Maß sei -was die
Belastungen für Autofahrer betreffe -bereits übervoll. Friedl glaubt,
dass das wahre Ausmaß der Maßnahmen erst in einigen Monaten zu spüren
sein wird. "Vor allem die motorbezogene Versicherungssteuer könnte
viele Kunden abschrecken. Familien werden bei Zweitoder
Drittfahrzeugen den Rotstift ansetzen." Auch weitere Steuererhöhungen
traut Friedl "dieser Regierung zu". Diese seien aber kontraproduktiv
und könnten längerfristig erwartete Einnahmen sogar sinken lassen.
Reizschwelle istüberschritten
"Ich weiß aus sicherer Quelle, dass den Autofahrern hierzulande eine
weitere Belastungswelle droht", sagt Mag. Patrick Pfurtscheller,
Geschäftsführer Auto-Linser/Innsbruck. Demnach ist nach der EU-Wahl
auch die Anhebung der Mineralölsteuer geplant. "Die Reizschwelle ist
längst überschritten, die Regierungsparteien schlagen sich damit die
letzten Nägel auf ihre eigenen Särge." Pfurtscheller ist überzeugt,
dass die Kfz-Steuererhöhungen eine Kettenreaktion auslösen werden.
"Die Verkäufe werden zurück-und Arbeitsplätze verloren gehen, in der
Folge wird die ganze Branche leiden. Und am Ende reduzieren sich auch
die Steuereinnahmen für den Staat drastisch."
Österreich deutlich im Nachteil
"Im Gegensatz zu Deutschland befinden wir uns, was die Kfz-Steuer
betrifft, deutlich im Nachteil", sagt Robert Elsenbaumer,
Geschäftsführer Autohaus Elsenbaumer/Gurk. Während in Deutschland
alle Fahrzeuge für Unternehmer vorsteuerabzugsberechtigt erworben
werden können, werden in Österreich Kfz-Steuern weiter erhöht. "Es
wäre wichtig und richtig, dies zu ändern. Für viele Unternehmer ist
das Fahrzeug ein Werkzeug, das täglich benötigt wird." Nicht zuletzt
wegen des Griffs ins Börsel der Autofahrer rechnet Elsenbaumer mit
Rückgängen auf österreichweit unter 300.000 Neuzulassungen jährlich.
Auch weitere Steuererhöhungen könnten aufgrund der prekären
Budgetsituation nicht ausgeschlossen werden.
SchwierigeÜberzeugungsarbeit
"Ich glaube nicht, dass die Regierung heuer noch abermals einen Griff
in die Geldbörsen der Autofahrer wagt, denn der Plafond ist
erreicht", sagt Ing. Günther Baschinger, Geschäftsführer Autohaus
Baschinger. Durch die nun gesetzlich beschlossenen Erhöhungen habe
der Handel einen weiteren Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu anderen
EU-Ländern wie etwa Deutschland erlitten. "Auch unsere Kunden
empfinden die Steuererhöhungen als reine Budgetsanierungsmaßnahme
etwa für die ins Schleudern geratene Hypo Alpe Adria. Als Händler
obliegt uns die unangenehme Aufgabe, den Kunden die Erhöhungen
mitzuteilen und sie gleichzeitig davon zu überzeugen, dass sie sich
doch ein neues Auto kaufen sollen."
Kunden werden bestraft
"Wir haben in den Wochen vor dem 15. Februar eine starke Nachfrage
vor allem im Premiumsegment verzeichnet", sagt Peter Göndle,
Geschäftsführer Autohaus Göndle/St. Pölten. Wie sich die Situation
danach entwickeln werde, sei noch nicht einschätzbar. "Durch die
Deckelung der NoVA mit 32 Prozent wurde im Luxussegment das
Schlimmste verhindert." Grotesk findet Göndle die Erhöhung der
motorbezogenen Versicherungssteuer: "Durch Downsizing werden bessere
C0 2-Werte erreicht und die Leistung steigt. Dafür, dass Kunden auf
umweltfreundlichere Fahrzeuge umsteigen, werden sie bestraft." Eine
weitere Belastungswelle würde sich sicher auf das Kaufverhalten
auswirken, und der Branche schaden.
Steuern werden weiter erhöht
"Leider sind die Belastungen für Autofahrer und die Branche schon
lange viel zu hoch, aber offensichtlich werden diese immer wieder zur
Kasse gebeten, weil niemand sich ernsthaft für sie einsetzt", sagt
Mag. Ernst Karner, geschäftsführender Gesellschafter Autohaus
Fior/Graz. Dies betreffe sowohl die Standesvertretung als auch die
Gewerkschaft, die sich etwa für Pendler nicht stark machten. Karner
fürchtet auch, dass es möglicherweise zu weiteren Steuererhöhungen
kommen könnte. "Angesichts des Budget-Defizits, das durch den
Hypo-Skandal noch steigen wird, wird die Regierung weiter an der
Steuerschraube drehen müssen, was auch die Autofahrer als leichte
Beute wieder treffen könnte."
Deutlicher Verkaufsrückgang
"Ich glaube zwar nicht, dass die Autofahrer heuer abermals zur Kasse
gebeten werden, obwohl ich dieser Regierung alles zutraue," sagt
Wilhelm Weintritt, Inhaber Autohaus Weintritt Neusiedl/See.
Letztendlich haben die Kunden auf die NoVA-Erhöhung nicht extrem
zurückhaltend reagiert. Den Hauptgrund, dass das für 2014
kolportierte Verkaufsziel von 320.000 Pkws nicht erreicht werde,
sieht Weintritt im Kaufkraftverlust: "Die Banken sind vorsichtiger
geworden, die Reallöhne sinken, die Menschen können einfach nicht
mehr so viel Geld für den Kauf eines Autos ausgeben. Ich rechne
damit, dass heuer um insgesamt 10 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft
werden als im Jahr 2013."
Kunden haben die Nase voll
"Es wird sicher nicht die letzte Belastungswelle sein, die unsere
Branche trifft, vielleicht kommen aufgrund der budgetären Situation
noch weitere Steuererhöhungen etwa bei der MÖst dazu", sagt Alois
Weber, Geschäftsführer Autohaus Oberlaa/Wien. "Ich bin davon
überzeugt, dass viele Kunden die Nase von der Abzocke voll haben. Die
Steuererhöhungen könnten als Schuss nach hinten losgehen, da auch
Kunden, die essich leisten können, ihr Konsumverhalten ändern."
Weber glaubt, dass es 2014 auch zu massiven Rückgängen bei den
Neuzulassungen kommen werde. "Dabei werden nicht nur einige Händler
auf der Strecke bleiben, dies führt zu einem Dominoeffekt mit dem
Verlust von Arbeitsplätzen und am Ende zu weniger Steuereinnahmen."
"Dieser Regierung traue derzeit ich alles zu", sagt Wilhelm Weintritt
"Niemand setzt sich ernsthaft für die Autofahrer ein", sagt Mag.
Ernst Karner
"Ich weiß aus sicherer Quelle, dass nach der EU-Wahl eine weitere
Belastungswelle droht", sagt Mag. Patrick Pfurtscheller