Die Frage nach den Ansprüchen ausscheidender Chevrolet-Händler ist
untrennbar mit der Struktur und der Kapitalausstattung der
Importgesellschaft verbunden. Ein Blick in das Firmenbuch offenbart
interessante Details.
Bei der derzeitigen Vertragskündigung durch die Chevrolet Austria
GmbH ist formal zu berücksichtigen, dass sie Diener zweier Herren
ist: Einerseits ist sie als Importeur koreanischer Autos zu 100
Prozent eine Tochtergesellschaft der GM Korea Company, der auch die
voll einbezahlte Stammeinlage von 23.977.106,94 Euro gehört.
Anderseits rapportiert ihr selbstständig zeichnungsberechtigter
Geschäftsführer Mag. Rainer Fillitz direkt der Chevrolet Europe GmbH
unter der Führung von Dr. Thomas Sedran. Ohne Berücksichtigung dieser
Verschachtelungen ist davon auszugehen, dass es sich beim kündigenden
Importeur um eine hundertprozentige GM-Konzerngesellschaft handelt.
Neben dem eigenen Vermögen der Chevrolet Austria GmbH haftet somit GM
mit dem Konzernvermögen für alle Forderungen der gekündigten Händler
-und zwar ganz besonders deshalb, da GM angekündigt hat, dass der
Rückzug der Marke Chevrolet das Schwesterfabrikat Opel stärken soll.
Knapp 1 Prozent Umsatzrendite
Während Chevrolet auf europäischer Ebene um schwarze Zahlen rang,
wurde in Österreich offensichtlich gut gewirtschaftet: Im
Geschäftsjahr 2012 kam die Chevrolet Austria GmbH bei einem Umsatz
von knapp 57 Millionen Euro und einer Umsatzrendite von 0,9 Prozent
auf einen Jahresüberschuss von 520.279,55 Euro. Die Eigenkapitalquote
lag bei 13,7 Prozent. Zudem wies die Bilanz Rückstellungen von knapp
11 Millionen Euro aus. Davon standen 4 Millionen für die laufenden
Garantien und Gewährleistungen und weitere 4 Millionen für das "Free
Service Programm", also unentgeltliche Serviceleistungen an bereits
verkauften Fahrzeugen, zur Verfügung.
Für den "Dealer Support" waren 2012 Rückstellungen von 1,2 Millionen
Euro vorgesehen. Damals wusste allerdings noch niemand, dass es
Chevrolet in Europa bald nicht mehr geben wird. Wie viel Geld für die
Liquidation des europäischen Vertriebsnetzes bei GM flüssig zu machen
ist -darüber kann manderzeit nur rätseln.