Lange Zeit zählte Österreich zu den beliebtesten Standorten für die Zulieferindustrie. In den vergangenen Jahren kam es jedoch zu einer gefährlichen Trendwende: Laut einer Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts wuchs der Rückstand auf die attraktivsten Länder zwischen 2010 und 2012 von 2.148 auf2.364 Punkte. Im Ranking der Standortfaktoren stürzte Österreich parallel von 565 auf 524 Punkte ab. "Wir haben in 3 Jahren beinahe 10 Prozent an Standortattraktivität verloren", kommentiert DDr. Herwig Schneider, Geschäftsführer des IWI. Besonders drastisch seien die Rückstände auf den Durchschnitt der 3 wettbewerbsfähigsten Staaten bei Steuerhöhe, Lohn-und Gehaltsflexibilität sowie Komplexität des Steuersystems.

"Eine Minute vor zwölf"

Kein Wunder, dass die Vertreter der Zulieferbranche vor einer weiteren Verschlechterung warnen. "Es ist eine Minute vor zwölf", mahnt Dipl.-Ing. Dr. Dietmar Schäfer, der neben seinem "Brotberuf" als Geschäftsführer von iSi Automotive der "Arge Automotive Zulieferindustrie" in der Wirtschaftskammer vorsteht: "Wenn wir nicht bald das Ruder herumreißen und entschlossen in zukunftsorientierte Bereiche wie Bildung, Forschung und Innovation investieren sowie Bürokratie abbauen und die Flexibilität in der Produktion erhöhen, wird die Wettbewerbsfähigkeit weiter sinken."

Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Was geschieht, wenn die Politik die Mahnungen nicht befolgt? In diesem Fall befürchten Schneider und Schäfer einen "irreversiblen Schaden" für die heimische Volkswirtschaft. Die beiden Experten verweisen darauf, dass die Zulieferindustrie 2012 eine direkte Wertschöpfung von beinahe 5,5 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Das Produktionsvolumen habe, einschließlich indirekter Effekte, über 11,6 Milliarden Euro betragen. Insgesamt würden über 164.000 Arbeitsplätze von den Kfz-Zulieferern abhängen.

Diese Zahlen machen deutlich, dass sichÖsterreich mit Fug und Recht als "Autoland" verstehen könnte. Bislang scheint dieses Selbstverständnis bei den politisch Verantwortlichen aber noch recht unzureichend ausgeprägt zu sein.