Es handelt sich um eine Art Preisvergleichsplattform, mit der etwa "Geizhals" den ganzen Elektrohandel durcheinander gewirbelt hat. Audatex, Birner und Van Wezel sollen für Bauers Baby die Geburtshelfer spielen.

"Immer mehr Autoliebhaber bestellen ihre Autoteile und ihr Zubehör im Internet. Parts2Go bietet ihnen eine preisgünstige Alternative zum herkömmlichen Gang in die Werkstatt oder zum Hersteller. Oftmals hat man Freunde oder Bekannte, die sich mit Autos gut auskennen und kleinere Eingriffe wie Bremsscheibenwechsel oder den Einbau eines neuen Stoßdämpfers übernehmen können. Das spart ordentlich Geld." Mit diesen kernigen Worten bewirbt Parts2Go im Internet den Verkauf der von Van Wezel produzierten Blechteile. "Das spart ordentlich Geld" - das sich nach Bauers Vorstellungen auch die Versicherungen bei den Kfz-Schäden sparen können. Indem sie in die Audatex-Reparaturkalkulation neben den OEM-Ersatzteilpreisen der Kfz-Produzenten gleich auch die Preise der von ihnen forcierten Teilehändler einspielen lassen.

Bei der Besprechung der Chefsachverständigen seines Verbandes hat Bauer seinen Kollegen die Vorteile des neuen Systems erläutert: Auf Knopfdruck können die Schadensreferenten der Versicherungen neben der bisherigen Reparaturkalkulation mit OEM-Teilen auch eine Zweitkalkulation mit Billigpreisen aus dem Internet ausdrucken. Auch dievon den Aufträgen der Versicherungen abhängigen "unabhängigen" Kfz-Sachverständigen sollen dazu vergattert werden, sich künftig dieses Systems zu bedienen. Damit sollen letztlich die Werkstätten gezwungen werden, ihre Reparaturen nur mit den niedrigeren Ersatzteilpreisen abzurechnen.

Vorerst sind nur freie Werkstätten betroffen

Mit der Autoindustrie will Bauer es sich vorerst nicht anlegen. Bei einer Ausschusssitzung des Teilehandels erklärte er, dass man bei den Schadensabrechnungen der Vertragswerkstätten selbstverständlich weiterhin die Reparaturkalkulationen der Kfz-Hersteller - mit den höheren OEM-Preisen - akzeptieren werde.

Vorerst sollen offenbar nur die freien Werkstätten unter Druck gesetzt werden. Schließlich ist Bauer da durchaus als "Mann fürs Grobe" bekannt. So gab es auf der Agenda seiner Einladung an die Versicherungssachverständigen den Punkt: "Schwierigkeiten und Probleme der Sachverständigen mit den Reparaturwerkstätten und eventuell erforderliche Interventionen bezüglich Differenzen bei Reparaturabrechnungen". Werkstätten, die mit der Kalkulation der Schadensreferenten und ihrer Helfer nicht einverstanden sind, können also mit einem Besuch von Bauer rechnen. Unter dem Motto "Alternativteile in der Unfallreparatur" sollen Ersatzteile verschiedener Anbieter und verschiedener Teilehändler untereinander verglichen werden. "Die Sachverständigen und Werkstätten-Besitzer sollen durch das Audatex-Gutachten-Erstellungsprogramm beim Anklicken eines Neuteiles auf die Existenz eines Teiles aus dem freien Teilehandel hingewiesen werden", preist Bauer seine -vordergründig den Teilehandel fördernde -Preisvergleiche. Für die selbstverständlich "nur Identteile und absolute Premiumteile (z. B. mit TÜV)" infrage kommen.

"Die Preise werden nach unten gezogen"

Eine Initiative, mit der allerdings die von den Kfz-Herstellern vorgegebenen OEM-Preise unter Druck kommen. Was zur weiteren Kürzung der den Markenwerkstätten eingeräumten Margen führen dürfte.

Bauers Versuch, den Teilehandel für sein Konzept zu ködern, stößt ebenfalls auf keine Gegenliebe. "Wir sehen die Gefahr, dass damit die Preise innerhalb des Teilehandels nach unten gezogen werden", gibt sich Ing. Wolfgang Dytrich vom Verband freier Teilehändler reserviert.

Im Endeffekt hat Bauer mit seinem Alleingang alle Beteiligten - von den Kfz-Produzentenüber die Werkstätten bis zum Teilehandel - vor den Kopf gestoßen. "Er agiert wie ein Elefant im Porzellanladen, man hat den Eindruck, dass nichts funktioniert, was er angreift", wünschen sich Branchenkenner einen Chefsachverständigen vom Format seines unumstrittenen Vorgängers Stefan Faast. "Man wird sehen, wie lange die Versicherungen den glücklosen Werner noch halten." Für diesen Job mit Top-Gehalt stehen bereits Nachfolger in den Startlöchern.

Kampf den Ersatzteilpreisen

Bauers Milchmädchenrechnung bei seiner Power-Point-Präsentation in der Wirtschaftskammer war einfach: Wenn ein Ford Fiesta von MVC-Motors statt um den Listenpreis von 13.990 Euro um 9.990 Euro angeboten werden kann, ist ein derartiger Rabatt von 28,6 Prozent auch bei den Ersatzteilen drinnen. Und wenn die Versicherungen diesen Preisnachlass nicht von den Kfz-Herstellern bekommen, so bekommen sie ihn doch indirekt. Und zwar durch die Verpflichtung der Werkstätten zur Verrechnung von "Alternativteilen", zu deren Einkauf sie von Bauer vergattert werden.

Die Zielsetzung der Versicherungen ist klar: 2012 sind die Verbraucherpreise um 2,4 Prozent gestiegen, die Neuwagenpreise sogar bloß um 1,5 Prozent- die OEM-Karosserieersatzteile jedoch um 6,1 Prozent. Es hat es sich auch bei den Versicherungen schon herumgesprochen, dass sie mit teuren Ersatzteilen und hohen Reparaturrechnungen die Verluste der Autohäuser aus dem Neuwagenhandel subventionieren. Die den Versicherungen verrechneten Teilepreise müssen daher runter. Sei es durch einen billigeren Teileeinkauf, sei es durch niedrigere Ersatzteilmargen.