Nachdem sich der "Standard" bei der Neuwagenplattform www. autogott. at eingekauft hat, ließen sich die Konkurrenten von "Österreich" nicht lange bitten: Sie übernahmen die Mehrheit an www.driveme.at. Die vor einigen Jahren als klassischer Gebrauchtwagenmarktplatz gestartete Homepage wurde in das Webportal www.meinauto24.at eingegliedert. Dieses soll laut Herausgebersohn Niki Fellner "2014 um Neuwagen erweitert werden".

Weitere Mediengruppen könnten diesen Beispielen folgen. Dass der Handel mit Neuwagen im Internet großes Potenzial hat, beweist ein Blick nach Deutschland: Dort können sich laut Studien 4 von 10 Autofahrern vorstellen, ihr nächstes Fahrzeug online zu ordern.

Rabatt per Mausklick

Bei der Diskussionüber den "Onlinehandel" ist eines zu beachten: Üblicherweise treten die Plattformen nicht als Händler im eigentlichen Sinn auf. Sie bilden vielmehr die Preisangebote teilnehmender Markenbetriebe ab. Diese zahlen wiederum eine vorab vereinbarte Provision, wenn es tatsächlich zu einem Kaufabschluss kommt.

Der Nutzen für den potenziellen Kunden liegt auf der Hand: Per Mausklick wird ihm der niedrigste Preis angezeigt -und das bundesweit. Der hohe zeitliche Aufwand, den Preisvergleiche in mehreren Autohäusern erfordern, sowie die subjektiven Hemmungen beim Aushandeln des Rabatts fallen zur Gänze weg.

Die Neuwagenplattformen sind bemüht, sich nicht als Feinde des Handels darzustellen. "Wir sind ein Partner", betont beispielsweise Mag. Stefan Mladek, früher Saab-Importchef und nunmehr einer der beiden Geschäftsführer von Autogott. Einerseits könne man nur von den Händlern selbst angegebene Preise darstellen, andererseits müsse nicht zwangsläufig das niedrigste Angebot zum Zug kommen: "Der Händler hat ja die Möglichkeit, im Gespräch mit dem Kunden noch Zusatzausstattung oder auch ein Lagerfahrzeug zu verkaufen."

Ähnlich äußert sich Michael Seidl, Sprecher von Meinauto24: "Viele Händler sind sehr froh, wenn ihnen die personalintensive Beratungstätigkeit abgenommen wird." Diese Aussage scheint nicht aus der Luft gegriffen zu sein: Schließlich beteiligen sich allein bei Autogott über 100 Autohäuser, wöchentlich kommen neue Betriebe hinzu.

Aufforderung an die Hersteller

Den Neuwagenvertrieb ausschließlich auf den Rabatt zu reduzieren, birgt freilich große Gefahren. Die durch Direktverkäufe der Hersteller, Kurzzulassungen und die generell schwache Kaufkraftentwicklung ohnehin brüchige Vertriebsstruktur könnte bei vielen Marken zusammenbrechen. Eine aktuelle Studie von PriceWaterhouseCoopersprognostiziert beispielsweise, dass die Zahl der deutschen Markenhändler bis 2020 von 7.800 auf 4.500 zurückgehen wird. Ein ähnlicher Trend ist auch in Österreich zu befürchten -sofern nicht rechtzeitig gegengesteuert wird.

Dass man den Rabattvergleich im Internet nicht einfach verbieten kann, ist klar. Doch braucht es Glaspaläste in jeder Bezirkshauptstadt, wenn die Kunden ohnehin nur mehr zum Abholen des online bestellten Fahrzeugs in den Betrieb kommen? Muss die Schauraumausstattung wirklich bis ins Detail vorgegeben werden, wenn ohnehin nur der online genannte Preis zählt?

Diese Fragen müssen von den Herstellern zügig beantwortet werden, meinen auch Interessenvertreter wie Einzelhandelssprecher Komm.-Rat Josef Schirak: "Alle Importeure sind aufgefordert, ihren Händlernetzen aufzuzeigen, in welcher Art und Weise deren Interessen gewahrt werden können." (HAY)