Binnen weniger Augenblicke ist es geschehen: Der Firmenwagen, der jahrelangüber die Autobahnen geprügelt wurde, hat sich in ein begehrenswertes Garagenauto mit niedrigem Kilometerstand verwandelt. Das ist natürlich illegal, laut Aussagen des deutschen Autofahrerklubs ADAC aber weit verbreitet: Allein in Deutschland betrage der volkswirtschaftliche Schaden rund 6 Milliarden Euro pro Jahr.

"Transparenz für Kunden und Händler"

Diese Schreckenszahlen werden von heimischen Branchenvertretern bezweifelt. "Solche Werte erscheinen mir viel zu hoch gegriffen", meint Komm.-Rat Burkhard Ernst, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels. Bei Privatautos sei eher von einem Anteil von "maximal 5 Prozent" auszugehen: "Höher könnte die Dunkelziffer lediglich bei sehr alten Fahrzeugen unterhalb von 3.000 bis 4.000 Euro sein."

Nichtsdestotrotz sieht Ernst im Tachobetrug ein prinzipiell gravierendes Problem. Dem pflichtet der stellvertretende Gremialobmann Komm.-Rat Mag. Dr. Gustav Oberwallner bei. Er verweist darauf, dass der zunehmend internationale Zu-und Verkauf von Gebrauchtwagen die Situation weiter verschärfe: "Es wäre für Kunden und Händler gleichermaßen wichtig, hier Transparenz zu schaffen."

Kommt die Kilometerstanderfassung?

Ansätze, um den Tachobetrug hintanzuhalten, sind durchaus vorhanden. Beim belgischen System "Car-Pass" wird der Kilometerstand bei jedem Werkstattaufenthalt verpflichtend erfasst. Ein ähnliches Modell gibt es unter dem Namen "Carfax" in den USA. Das Gremium will die Kilometerstanderfassung nunmehr- auf freiwilliger Basis -auch in Österreich umsetzen. Die technologische Basis dafür soll vom Branchendienstleister Eurotax kommen.

Das alleinige Aufzeichnen des Kilometerstands biete allerdings noch keinen ausreichenden Schutz, meint man bei den Kfz-Technikern. "Die Grauzone jener Fahrzeuge, die nicht in die Fachwerkstätten kommen, wird dadurch nicht erfasst", sagt Bundesinnungsmeister Komm.-Rat Friedrich Nagl. Er fordert daher, unisono mit Ernst: "Der Tacho muss endlich zur Urkunde erklärt werden."

Große Versäumnisse ortet der ADAC aufseiten der Hersteller: "Viele Autos sind bereits ab Werk für Manipulationen "vorbereitet", da die im Einsatz befindliche Elektronik keinen adäquaten Schutz bietet." Mehr zu diesem Thema auf der Leserbrief-Seite!