Das Bundesgremium des Fahrzeughandels ist dabei, der Verband der Automobilimporteure macht auch mit. Und sonst? Wer sich erwartet hatte, dass das von Lobbying-Profi Wolfgang Rosam gegründete Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt von bereitwilligen (und zahlenden) Organisationen geradezu gestürmt werden würde, wurde enttäuscht. Denn von den Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ kam vorerst einmal ein "Njet", auch wenn dieses von ÖAMTC-Verbandsdirektor Dipl.-Ing. Oliver Schmerold am "A&W"-Tag zumindest ein bisschen relativiert wurde: "Wir sind in Gesprächen, werden inhaltlich an einem Strang ziehen und gemeinsam auftreten, wo es Sinn macht." Begeisterung sieht anders aus.

Dabei hatte es am 7. November so schön begonnen: Strahlender Sonnenschein, eine mit Journalisten von ORF, Tages-und Monatsmedien sowie Fachblättern gut gefüllte "Sky Bar" in der Wiener Innenstadt -und gut gelaunte Vortragende am Podium. Deren erklärtes Ziel: Man dürfe die Autobranche nicht von den Gegnern -etwa dem VCÖ -in ein schlechtes Licht stellen lassen. Auffallend war, dass Komm.-Rat Fritz Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker, nur im Publikum Platz genommen hatte.

Die Leitbranche inÖsterreich

Um auf die Bedeutung der Automobilbranche aufmerksam zu machen, präsentierte Dr. Christian Helmenstein vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung bei der Pressekonferenz einige Zahlen: Die Branche trage mit einem Umsatzerlös von fast 43 Milliarden Euro knapp 11 Prozent zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt bei. 251.374 Personen seien im Jahr 2011 in der Branche beschäftigt gewesen. Damit sei die Lage in Österreich nicht wesentlich anders als in Deutschland, das allgemein als stark von der Automobilwirtschaft geprägtes Land gelte. Helmensteins Resümee: "Es handelt sich zweifellos um die Leitbranche in Österreich."

Außerdem sei der Kfz-Bereich gewissermaßen das "Inkassobüro für den Fiskus", da im Jahr 2011 rund 4,213 Milliarden Euro an Mineralölsteuer an das Finanzministerium geflossen seien. Durch die motorbezogene Versicherungssteuer hätten Unternehmen und private Haushalte weitere 1,662 Milliarden Eurobeigetragen. Die Lkw-Maut habe 1,062 Milliarden Euro abgeliefert, bei der Pkw-Vignette und durch Sondermauten seien es weitere 499 Millionen Euro gewesen. Dazu kommen noch 484 Millionen Euro an Normverbrauchsabgabe sowie 85 Millionen Euro an sonstigen Einnahmen aus dem Automobilsektor.

Vorsteuerabzug für alle betrieblich genutzten Fahrzeuge

Nachdem die Journalisten mit den wichtigsten Fakten "gefüttert" worden waren, kamen die Branchenvertreter zu Wort: Angesichts dieser Zahlen sei es umso wichtiger, die Rolle der Automobilwirtschaft für Österreich ins richtige Licht zu stellen, sagte Dr. Felix Clary und Aldringen, Sprecher des Verbands der Automobilimporteure: "Die Autobranche ist ein unverzichtbarer Bestandteil für den Fiskus und für den Wirtschaftsstandort Österreich." Wichtig sei daher ein positiveres gesellschaftliches Bekenntnis zur Autoindustrie. Als konkrete Forderungen nannte Clary die Vereinfachung der Normverbrauchsabgabe (NoVA), den Vorsteuerabzug für alle betrieblich genutzten Fahrzeuge und die Anhebung der "Luxustangente"(also der steuerlichen Absetzbarkeit der Autoanschaffung) von derzeit 40.000 auf 50.000 Euro.

Ernst: "Das ist nur der erste Schritt"

Dass man für das Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt den Schulterschluss mit den Automobilimporteuren geschafft habe, sei nur der erste Schritt für die kommenden Aktivitäten, sagte Komm.-Rat Burkhard W. R. Ernst, Bundesgremialobmann des Automobilhandels. "90 Prozent der Probleme verbinden uns. Wir werden zwarin einigen Punkten weiterhin an verschiedenen Seiten des Tisches sitzen, doch im Großen und Ganzen wollen wir dasselbe für unsere Branche", so Ernst im Richtung Verband der Automobilimporteure. "Der scharfe Wind, der uns entgegenbläst, ist nicht akzeptierbar. Wir wollen die Verkehrspolitik aktivmitgestalten, die Steuerpolitik mitbestimmen und sicherstellen, dass das Fahrzeug gesellschaftspolitisch akzeptiert wird."

Wolfgang Rosam, dessen Agentur mit der Umsetzung der Lobbying-Aktivitäten beauftragt wurde, sprach von einem jahrzehntelangen Vorsprung des VCÖ: "Wir brauchen daher eine gemeinsame Stimme, denn bisher haben zwar die Autofahrerklubs, das Bundesgremium des Fahrzeughandels oder die Innung der Kfz-Techniker etwas gesagt -aber die vielen einzelnen Stimmen haben kein gemeinsames Bild ergeben."

Vielleicht waren die Vortragenden in der "Sky-Bar" an diesem Vormittag etwas zu gut gelaunt, denn der Funke zu den Medienleuten wollte nicht wirklichüberspringen. Auch nach einer Stunde Diskussion war einigen Journalisten nicht wirklich klar, was denn das Forum MFU eigentlich will und welche Aktivitäten es geben wird.

Nächste Frage: Wer spricht denn eigentlich für das Forum MFU? Wen sollen also Journalisten in Tageszeitungen, die nicht unbedingt mit allen Branchen-Feinheiten (etwa den Divergenzen zwischen Importeuren und Händlern in vielen Sachfragen) vertraut sind, anrufen, wenn der VCÖ -wieder einmal -eine Pressemeldung über die angeblich ach so schlechten SUVs ausschickt? Bisher waren diese Texte oft 1:1 von vielen Medien übernommen worden. "Wir beide sprechen: Felix Clary und ich", lautete die Antwort von Burkhard W. R. Ernst.

Auch Kfz-Techniker sind bereit

Und jetzt? Was ist an konkreten Taten geplant? Man werde, so die Vertreter am Podium, nicht ausschließlich auf solche Aussendungen reagieren, sondern auch mit eigenen Aktivitäten agieren. Erste sichtbare Aktivität: Eine Umfrage unter 1.000 Österreichern über die emotionale Bedeutung des Autofahrens, laut der -welch Wunder -für 70 Prozent "Mobilität und Fortbewegung" an erster Stelle stehen,wenn es um den Erwerb eines Autos geht. Ob das auf Dauer reichen wird?

Übrigens: Die anfangs abwartende Bundesinnung der Kfz-Techniker hat mittlerweile ihre prinzipielle Bereitschaft zur Zusammenarbeit angekündigt. Doch noch müssen die Verträge angeschaut werden. "Es muss alles ganz genau definiert sein", sagt Innungsmeister Fritz Nagl: Immerhin geht es um Geld, viel Geld.

Wir haben zu diesem Thema auch die Gremialobmänner in den Bundesländern befragt: Was sie dazu sagen, lesen Sie in der Umfrage "Aus den Bundesländern" im "Management" ab Seite 42.