DerÖAMTC lud - gemeinsam mit dem Institut für Fahrzeugantriebe und
Automobiltechnik an der TU Wien und Partnern aus der Industrie - Ende
September zum Symposium "Reifen&Fahrwerk" in Wien. Die
Veranstaltung fand heuer bereits zum 11. Mal statt.
Das Motto des diesjährigen Symposiums, das wieder an der Technischen
Universität Wien abgehalten wurde, lautete "Haftungsfrage": Klar,
dass dabei dem Zustand der Straße besondere Bedeutung zukommt.
Dipl.-Ing. Roland Spielhofer vom Austrian Institute of Technology
(AIT) gab Einblicke in die Griffigkeits-Messungen von "Roadstar".
Lastwagenüberprüft Autobahn
Dabei handelt es sich um einen speziell ausgestatteten Lkw, der die
Fahrbahnbeschaffenheit misst.Üblicherweise wird das österreichische
Autobahn- und Schnellstraßennetz laut Auskunft des AIT alle fünf
Jahre auf seine Griffigkeit gemessen; bei Bundes- und Landesstraßen
ist die Überwachung allerdings weit spärlicher. Sollte es Probleme
mit der Griffigkeit geben, müssen Tempolimits aufgestellt und die
Fahrbahn saniert werden.
Reifen entscheidend
Die Vortragenden beim Symposium wiesen jedoch auf das Problem hin,
dass Lenker die Griffigkeit einer Fahrbahn vor allem bei nassen
Oberflächen nur schwer beurteilen könnten, da Spurrinnen und
Fahrbahnschäden bei Regen kaum sichtbar seien.
Doch die Beschaffenheit der Straße sei nur ein Parameter, meinte
Spielhofer. Auch der Zustand der Reifen spiele eine wesentliche
Rolle. "Für einen kurzen Bremsweg braucht es also das Zusammenspiel
von Reifen und Fahrbahn."
Aus diesem Grund habe Bridgestone die CAIS-Technologie für eine
detaillierte Fahrbahnzustandsmessung geschaffen, erläuterte Emilio
Tiberio aus dem europäischen Technik-Zentrum des Reifenherstellers in
Rom: Ziel sei es, die Beschaffenheit der Fahrbahn bei konstanter
Fahrbahn zu beurteilen, sodass der Fahrer eine latente Gefahr durch
das Warnsystem früher erkennen könne.
Sind Schneepflüge notwendig oder nicht?
Beispielsweise gebe es eine Kooperation mit der
Autobahn-Straßenverwaltung in Hokkaido: Die Streifenwagen sind im
Testbetrieb mit dem CAIS-System ausgestattet und ermöglichen die
Klassifizierung von sieben Fahrbahnzuständen von trocken über nass
und matschig bis zu kompaktem Schnee und Eis. So kann die Zentrale
beispielsweise beurteilen, wo Schneeräumfahrzeuge eingesetzt werden
müssen.
Der Prozentsatz richtiger Angaben wurde im Lauf der vergangenen Jahre
auf 82 Prozent verbessert. Für gewöhnliche Pkws sollen jedoch
einfachere und kostengünstigere Systeme entwickelt werden.
Zahl der Verkehrstoten weiter reduzieren
Mit der vorausschauenden Erfassung von Fahrbahnzuständen könnte es in
den kommenden Jahrzehnten gelingen, die Zahl der Verkehrstoten weiter
zu reduzieren, meinte Bernd Hartmann von der Division Chassis&Safety bei Continental -ähnlich wie es in den vergangenen
Jahrzehnten mit der Einführung von Sicherheitsgurten, ABS, Airbags
und ESP passiert sei.
Der Zustand der Fahrbahn könne mit nach vorn positionierten Kameras
erforscht werden, dazu würden natürlich auch Sensoren an Bord
eingesetzt. Hartmann spannte in seinem Vortrag einen breiten Bogen
zwischen den ersten Überlegungen, Reibwerte zwischen Fahrbahn und
Reifen für die Bremswegverkürzung zu nutzen, bis hin zu den
kooperativen oder im Idealfall sogar hochautomatisierten Fahrzeugen,
die in der Zukunft auf den Straßen unterwegs sein werden.
Weiteres Wachstum geplant
Zum Schluss des Symposiums bekräftigte Thomas Körpert von Apollo
Vredestein die vor zwei Jahren postulierten Ziele des
indisch-niederländischen Konzerns, in den nächsten Jahren unter die
zehn größten Reifenhersteller der Welt kommen zu wollen. Habe das
Unternehmen 2005 nur einen Umsatz von 500 Mio. US-Dollar gehabt, so
sollen es 2015/16 rund 6 Mrd. Dollar sein. (MUE)