Ab 1. November 2014 müssen alle neu zugelassenen Pkws mit einem
Reifendruckkontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein. Was das für den
Reifenhandel bedeutet, wurde Mitte September bei einem Symposium in
Wien erörtert.
Auf Einladung des Verbands der ReifenspezialistenÖsterreichs (VRÖ)
kamen über 130 Branchenprofis ins Technische Museum. "Wir alle können
diesem Thema nicht ausweichen", unterstrich Obmann James Tennant die
Brisanz der RDKS-Einführung: Schließlich wird in Zukunft jeder
Reifenwechsel deutlich länger dauern, denn es gilt, auch die (je nach
Bauart im Ventil oder im Reifen integrierten) Sensoren zu
kontrollieren und gegebenenfalls zu ersetzen. "All das kann nicht
umsonst sein", betonte Tennant.
Für die Reifenbetriebe sei RDKS einerseits eine Herausforderung in
Bezug auf Mitarbeiterschulung und Lagerhaltung, andererseits aber
auch eine veritable Verdienstchance.
Universalsensoren als Alternative
"Mit RDKS können die Betriebe Geld verdienen, das sich am Reifenmarkt
nicht mehr lukrieren lässt", meinte auch Dietmar Fiedler,
Geschäftsführer des steirischen Werkstattausrüsters AWA. Die
entscheidenden Erfolgsfaktoren seien "eine effiziente und
strukturierte Vorgehensweise, ein perfektes Zeitmanagementsowie eine
geringstmögliche Lagerhaltung". Besonders unübersichtlich sei das
Angebot an OE-Sensoren. Fiedler rät den Betrieben daher,
"Multisensoren" zu verwenden: "4 Typen von Multisensoren werden über
90 Prozent aller Fahrzeuge abdecken."
Ähnlich sah das Oliver Michael, Reifenexperte von Stahlgruber: "Ein
Universalsensor ist eine Alternative, die sich auf jeden Fall lohnt."
Derzeit seien nämlich 80 bis 90 OE-Sensoren verfügbar, bei denen die
Preisspanne zwischen 33 und 200 Euro pro Sensor liege. Darüber hinaus
machte Michael aufeinen bislang wenig beachteten Nebeneffekt der
RDKS-Einführung aufmerksam: "Die Reifenreparatur wird zweifellos
profitieren." Dieses "wirklich lohnende Geschäft" leide derzeit
nämlich darunter, dass viele Reifenschäden erst zu einem Zeitpunkt
erkannt würden, an dem sie bereits irreparabel seien.
Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit
Dass RDKS zur Verkehrssicherheit beitragen wird, erläuterte
Christopher Zinke von der zum Continental-Konzern gehörenden Marke
VDO. Beispielsweise sei es 2010 in Deutschland aufgrund von
Reifenschäden zu über 143.000 Fahrzeugausfällen gekommen. Auch
Continental arbeitet an einem Universalsensor: Dieser wird laut Zinke
"ab der Winterreifensaison2014/15" verfügbar sein.
Übrigens setzt Conti konzeptionell, im Gegensatz zu anderen
Anbietern, auf einen im Reifeninneren verklebten Sensor.
Beschleunigter Strukturwandel
RDKS hin oder her:"Die Zahl der Kunden, die zur Auslastung eines
Werkstattmitarbeiters nötig sind, steigt rapide", erläuterte
"Branchenguru" Hannes Brachat in seinem Abschlussvortrag.
Gleichzeitig werde aufgrund des Ertragsdrucks im Neuwagenbereich auch
im Reifengeschäft die Konkurrenz durch Fahrzeughersteller zunehmen.
Dennoch sieht der Herausgeber des deutschen Fachmagazins "Autohaus"
prinzipiell positive Perspektiven für das Reifen-wie auch
Reparaturgewerbe.
Doch werden alle Reifenbetriebe diese Perspektiven nutzen können?
Nein, meinten viele Teilnehmer bei der VRÖ-Tagung: Die Einführung von
RDKS werde die bereits erkennbare Strukturbereinigung zugunsten einer
geringeren, dafür aber wirtschaftlich stabileren Zahl an Unternehmen
beschleunigen. (HAY)