Auf Einladung des Verbands der ReifenspezialistenÖsterreichs (VRÖ) kamen über 130 Branchenprofis ins Technische Museum. "Wir alle können diesem Thema nicht ausweichen", unterstrich Obmann James Tennant die Brisanz der RDKS-Einführung: Schließlich wird in Zukunft jeder Reifenwechsel deutlich länger dauern, denn es gilt, auch die (je nach Bauart im Ventil oder im Reifen integrierten) Sensoren zu kontrollieren und gegebenenfalls zu ersetzen. "All das kann nicht umsonst sein", betonte Tennant.

Für die Reifenbetriebe sei RDKS einerseits eine Herausforderung in Bezug auf Mitarbeiterschulung und Lagerhaltung, andererseits aber auch eine veritable Verdienstchance.

Universalsensoren als Alternative

"Mit RDKS können die Betriebe Geld verdienen, das sich am Reifenmarkt nicht mehr lukrieren lässt", meinte auch Dietmar Fiedler, Geschäftsführer des steirischen Werkstattausrüsters AWA. Die entscheidenden Erfolgsfaktoren seien "eine effiziente und strukturierte Vorgehensweise, ein perfektes Zeitmanagementsowie eine geringstmögliche Lagerhaltung". Besonders unübersichtlich sei das Angebot an OE-Sensoren. Fiedler rät den Betrieben daher, "Multisensoren" zu verwenden: "4 Typen von Multisensoren werden über 90 Prozent aller Fahrzeuge abdecken."

Ähnlich sah das Oliver Michael, Reifenexperte von Stahlgruber: "Ein Universalsensor ist eine Alternative, die sich auf jeden Fall lohnt." Derzeit seien nämlich 80 bis 90 OE-Sensoren verfügbar, bei denen die Preisspanne zwischen 33 und 200 Euro pro Sensor liege. Darüber hinaus machte Michael aufeinen bislang wenig beachteten Nebeneffekt der RDKS-Einführung aufmerksam: "Die Reifenreparatur wird zweifellos profitieren." Dieses "wirklich lohnende Geschäft" leide derzeit nämlich darunter, dass viele Reifenschäden erst zu einem Zeitpunkt erkannt würden, an dem sie bereits irreparabel seien.

Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit

Dass RDKS zur Verkehrssicherheit beitragen wird, erläuterte Christopher Zinke von der zum Continental-Konzern gehörenden Marke VDO. Beispielsweise sei es 2010 in Deutschland aufgrund von Reifenschäden zu über 143.000 Fahrzeugausfällen gekommen. Auch Continental arbeitet an einem Universalsensor: Dieser wird laut Zinke "ab der Winterreifensaison2014/15" verfügbar sein.

Übrigens setzt Conti konzeptionell, im Gegensatz zu anderen Anbietern, auf einen im Reifeninneren verklebten Sensor.

Beschleunigter Strukturwandel

RDKS hin oder her:"Die Zahl der Kunden, die zur Auslastung eines Werkstattmitarbeiters nötig sind, steigt rapide", erläuterte "Branchenguru" Hannes Brachat in seinem Abschlussvortrag. Gleichzeitig werde aufgrund des Ertragsdrucks im Neuwagenbereich auch im Reifengeschäft die Konkurrenz durch Fahrzeughersteller zunehmen. Dennoch sieht der Herausgeber des deutschen Fachmagazins "Autohaus" prinzipiell positive Perspektiven für das Reifen-wie auch Reparaturgewerbe.

Doch werden alle Reifenbetriebe diese Perspektiven nutzen können? Nein, meinten viele Teilnehmer bei der VRÖ-Tagung: Die Einführung von RDKS werde die bereits erkennbare Strukturbereinigung zugunsten einer geringeren, dafür aber wirtschaftlich stabileren Zahl an Unternehmen beschleunigen. (HAY)