Nach der Euphorie kam die Ernüchterung: Die Verkaufszahlen von
Elektroautos in Österreich dümpeln auf Kellerniveau dahin. Kunden
zeigen sich interessiert, kaufen aber dennoch fast immer Fahrzeuge
mit Verbrennungsmotor. Neue Modelle sollen Schwung auf den lahmen
Markt bringen, doch wann lassen sich Elektroautos auch in größeren
Stückzahlen verkaufen?
Rahmenbedingungen schaffen
"Solange die Politik nicht die Voraussetzungen schafft, wird auch die
Nachfrage für Elektrofahrzeuge gering bleiben", sagt Sepp Essl,
Geschäftsführer von E4you GmbH/Mariapfarr. "Am Beispiel Norwegens,
dem führenden Land in puncto Elektromobilität, zeigt sich, wie durch
entsprechende Maßnahmen, etwa eine Mehrwertsteuer-Befreiung,
Gratistanken an zahlreich vorhandenen öffentlichen Stromtankstellen,
Parkgebührenbefreiung und Benutzung von Bus- und Taxispuren Anreize
geschaffen wurden, die Kunden überzeugen." Letztendlich sei der Preis
für Elektrofahrzeuge neben dem für die Elektromobilität notwendigen
Vorhandensein einer entsprechenden Infrastruktur ein entscheidender
Faktor.
Gute Aussichten
"Ich glaube, dass Elektromobilität durchaus Chancen hat, sich am
österreichischen Markt zu etablieren", sagt Max Sonnleitner,
Geschäftsführer Sonnleitner GmbH/Linz. Wobei der Marktanteil durch
entsprechende Förderungsmaßnahmen deutlich erhöht werden könnte.
"Mittlerweile gibt es auch sehr viele Privatkunden, die einen Kaufeines Elektrofahrzeugs als Zweitwagen erwägen und diesen dann gezielt
auf kürzeren Strecken und in urbanen Bereichen einsetzen würden."
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor würden auch in den nächsten Jahren
weiter gefragt sein, dennoch glaubt Sonnleitner, dass der Marktanteil
von E-Cars längerfristig bis auf 20 Prozent wachsen könnte.
Reichweitenangst nehmen
"Als wir in Vorarlberg unser E-Car-Projekt Vlotte starteten, waren
Elektroautos noch sehr teuer", sagt Dipl.-Ing Gerhard Günther,
Geschäftsführer Vorarlberger Elektroautomobil Planungs- und Beratungs
GmbH. "Mittlerweile sind Elektrofahrzeuge verhältnismäßig günstig
geworden. Auch die Reichweite hat sich deutlich erhöht, das Interesse
in Vorarlberg ist groß und ich könnte mir vorstellen, dass ein
Marktanteil von 5 Prozent bis 2020 realistisch ist." Wichtig sei
neben der Ladung mit Ökostrom Kunden die Reichweitenangst zu nehmen,
was mit Schnellladestationen und flächendeckenden Stromtankstellen im
Ländle bereits großteils geschehen sei.
Auch Private fördern
"Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass die Elektrofahrzeuge auch im
Winter in urbanen Bereichen voll einsatzfähig sind", sagt Ing. Mag.
Hubert Aichlseder, Autohaus Aichlseder/Klagenfurt. Mehr Schwung
könnte eine Förderung bringen, die nicht nur Unternehmen und Kommunen
in Anspruch nehmen dürften. "Wenn auch Private eine Förderung in der
Höhe von rd. 5.000 Euro erhalten würden, glaube ich, dass sichdie
Zahl verkaufter Fahrzeuge innerhalb kurzer Zeit erhöhen würde." Die
E-Autos funktionieren, wenn auch aufgrund der Reichweite mit
geringerem Einsatzradius. Eine Umstellung sei in der Werkstatt zu
erwarten: Der Ertrag würde sich wegen geringeren Wartungsbedarfs
deutlich reduzieren.
Neuheit bringt Schwung
"Ich glaube, dass sich die Elektromobilität langfristig nicht
aufhalten wird lassen", sagt Mag. Dieter Unterberger, Geschäftsführer
Autowelt Unterberger/Kufstein. "Zuversichtlich stimmt uns auch, dass
wir mit dem neuen BMW i3 ein Produkt zu einem attraktiven Preis
anbieten werden können, für das es eine hohe Nachfrage gibt."
Österreichweit seien bereits 450 Produktreservierungen registriert
worden. Langfristig ortet Unterberger in Österreich ein Potential von
5 bis 10 Prozent Marktanteil für E-Fahrzeuge. Nun sei die Politik
gefordert, mit einer ausreichenden Anzahl an Ladestationen auch die
entsprechende Infrastruktur zu errichten.
Kunden sind zurückhaltend
"In unserem Autohaus ist die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen noch
zurückhaltend. Ich glaube, dass diese Entwicklung auch noch länger
anhalten wird", sagt Ing. Werner Schirak, Geschäftsführer Schirak
Automobile/St. Pölten. Letzendlich sei der Preis eines Fahrzeugs
ausschlaggebend.
Die Elektrofahrzeuge seien derzeit noch sehr teuer und die Kunden
würden ganz genau rechnen, auch in urbanen Gebieten, wo der
Haupteinsatzort dieser Fahrzeuge liege. "Längerfristig denke ich,
dass wir mit einem Marktanteil von 5 bis 10 Prozent rechnen können."
Neben deutlich günstigeren Preisen spielten auch Reichweite und
Infrastruktur eine wichtige Rolle. "Weshalb ein Elektrofahrzeug als
Zweit-oder Drittauto in Zukunft sicher interessant werden könnte", so
Schirak.
Nachfrage gering
"Im Augenblick ist die Nachfrage sehr gering", sagt Karl Haring,
Geschäftsführer Kfz-Technik Haring/Preding. Zwar würden Kunden immer
wieder die Fahrzeuge testen und zeigten sich begeistert, "aber den
Schritt, ein E-Car zu kaufen, wagt praktisch niemand." Grundsätzlich
glaubt Haring an ein mögliches Potenzial von 10 Prozent Marktanteil
für Elektroautos. "Allerdings müssten sie zumindest auf dem Preis-und
Ausstattungsniveau von vergleichbaren Fahrzeugen mit
Verbrennungsmotor liegen, sonst werden sie von den Kunden vermutlich
nicht angenommen." Wichtig seien auch die zur Verfügungstellung einer
ausreichenden Zahl von Ladestationen und die Erhöhung der Reichweite.
E-Fahrzeuge kommen gut an
"In unserer Flotte sind derzeit zahlreichen Elektrofahrzeuge im
Testbetrieb unterwegs", sagt Mag. Alexander Casapiccola,
Fuhrparkleiter derÖsterreichischen Post AG. "Die Fahrzeuge sind
unter anderem beim Zustelldienst im Einsatz und kommen sowohl bei
unseren Mitarbeitern als auch bei unseren Kunden sehr gut an."
Generell hänge der Einsatz von E-Fahrzeugen von ihrer Reichweite ab.
"In ländlichen Gebieten sind teilweise wesentlich längere Strecken zu
bewältigen, im Winter sinkt die Reichweite deutlich." Ob sich
E-Fahrzeuge am Markt durchsetzen könnten, sei einerseits eine Frage
ihres Preises, andererseits auch ihrer Reichweite.
Interesse an Elektroautos steigt
"Die Zahl der Kunden, die in unser Autohaus kommen und sich für
Elektrofahrzeuge interessieren, steigt ständig an", sagt Gerhard
Skrbetz,Verkaufsleiter Autohaus Josef Koinegg/Eisenstadt. "Wobei die
Interessenten, die sich dann für ein Elektrofahrzeug entscheiden,
auch bereit sind, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern." Mit neuen
Modellen habe sich auch dieReichweite deutlich erhöht. Für Skrbetz
beträgt das Marktpotenzial für Elektrofahrzeuge 10 bis 12 Prozent,
vorausgesetzt die Zahl der Ladestationen wird deutlich erhöht und es
werden auch zusätzliche Anreize wie etwa eine Parkgebührenbefreiung
in urbanen Gebieten geschaffen.