Wie groß ist eigentlich der heimische Kfz-Reparaturmarkt? Dies hat
Solera, die Konzernmutter von Audatex, in einem Dreiländervergleich -
Österreich, Deutschland, Schweiz - für die Jahre 2005 bis 2010
untersucht. Die Zahlen zeigen, dass der Schadenmarkt ein recht
stabiles Geschäft ist.
Im Jahr 2005 verursachten dieösterreichischen Autofahrer 1,233
Millionen Schadensfälle, 2010 waren es mit 1,248 Mio. lediglich um
15.000 mehr. Die dazwischen liegenden Schwankungen dürften eher auf
das Wetter als ein geändertes Fahrverhalten zurückzuführen sein. Der
Schweiz gelang es in den vergangenen fünf Jahren, die Schadensfälle
um 8,1 Prozent auf zuletzt 1,004 Millionen herunterzuschrauben. Dafür
konnten sich in Deutschland die Werkstätten über einen Zuwachs von
9,4 Prozent freuen - von 6,812 auf 7,450 Millionen.
Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass trotz steigender
Kfz-Reparaturstundensätze die durchschnittliche Schadenshöhe von
1.599 auf 1.621 Euro faktisch gleich geblieben ist. Das lässt darauf
schließen, dass die gestiegenen Kosten (Lohn und Werkstattausrüstung)
durch effizientere Reparaturtechniken ausgeglichen wurden.
Die Kosten steigen in der Schweiz
Auffallend ist weiters, dass die durchschnittliche Schadenshöhe in
Österreich weit unter Deutschland (2009: 2.042 Euro) und der Schweiz
(2010: 2.391 Euro) liegt. Allerdings konnten die Deutschen die
Durchschnittskosten in den vergangenen fünf Jahren um 5,4 Prozent
senken, während sie in der Schweiz um 9 Prozent gestiegen sind.
Das heißt, dass unsere Werkstätten nach wie vor wesentlich
preiswerter reparieren als unsere westlichen und nördlichen Nachbarn.
So weit es einen Reparaturtourismus gibt, konzentriert sich dieser
auf Tschechien, die Slowakei und Ungarn.
Die Abhängigkeit der Werkstätten von den Kfz-Versicherungen zeigt
sich auch darin, dass 700.000 Kaskoschäden nur 550.000
Haftpflichtschäden gegenüberstehen. Wobei die Versicherungen bei der
vertraglich geregelten Kasko-Schadensliquidierung eine wesentlich
größere Steuerungsmöglichkeit haben als beim gesetzlich geregelten
Haftpflichtschaden.
Dasüberwiegende Gros aller Versicherungs-Schadensfälle wird in den
Fachwerkstätten repariert: Nur 4 Prozent der den Versicherungen
gemeldeten Schadensfälle werden fiktiv abgerechnet, und zwar zu
deutlich reduzierten Stundensätzen (50 Prozent des regulären
Stundensatzes). Sie wandern nach der Reparaturablöse zum Pfuscher
oder ins Ausland. Bei den hohen Abschlägen bei der fiktiven
Abrechnung ist es allerdings fraglich, ob sich eine derartige Reise
überhaupt noch lohnt. Das betrifft auch die Totalschäden, die sich
jedoch mit 4 Prozent in Grenzen halten.
Bei uns verdienen Lehrlinge am meisten
Insgesamt tummeln sich 27 Kfz-Versicherer am Markt: Die Generali
kommt auf 20 Prozent Marktanteil, gefolgt von der Vienna Insurance
(Wiener Städtische) mit 19 Prozent, der Uniqa mit 15 Prozent und der
Allianz mit 14 Prozent. Diese beschäftigen 230
Versicherungs-Sachverständige, denen 200 unabhängige Sachverständige
in rund 100 Büros gegenüberstehen. Von den rund 5.000 Werkstätten
sind etwa 45 Prozent an eine oder mehrere Marken gebunden.
Nach einer Online-Erhebung von LohnSpiegel bei 920 Kfz-Technikern
verdienen diese bei einer 38-Stunden-Woche monatlich brutto 2.269
Euro. Gut gestellt sind dabei unsere Lehrlinge: Sie kommen im ersten
Lehrjahr auf 500 bis 550 Euro und klettern kontinuierlich auf 1.250
bis 1.450 Euro im vierten Lehrjahr. Danach liegt das Einstiegsgehalt
laut AMS-Gehaltskompass bei 1.890 Euro.
Hohes Lohnniveau in der Schweiz
In Deutschland fangen die Lehrlinge im ersten Jahr etwa mit demselben
Gehalt wie bei uns an, doch kommen sie im vierten Jahr lediglich auf
580 bis 800 Euro. Zusätzlich ist noch ein starkes Ost-West-Gefälle zu
berücksichtigen: In Westdeutschland werden Kfz-Technikern
durchschnittlich 2.396 Euro bezahlt, in den neuen Bundesländern sind
es laut WSI-Lohnspiegel bloß 1.728 Euro.
Und in der Schweiz liegt der Mindestlohn nach drei Jahren
Berufserfahrung sogar bei 4.480 Franken (3.644 Euro). Zahlen, welche
die von der AK ermittelten Preisunterschiede bei Kfz-Service und
Reparaturen verständlich machen.