Dabei muss zum Schrecken aller Eltern die Reihenfolge nicht stimmen. Parkplätze und Tempo-30-Zonen empören ab und zu mehr als eine zu geringe Zahl der Kindergärten.

An sich ist das logisch und darf den Autofahrern nicht vorgeworfen werden, denn Mobilität ist ein zentrales Lebenselement für uns alle. Hoffentlich nicht im Sinne Helmut Qualtingers - dieser wusste schauspielerisch nicht, wo er hin wollte, war dafür jedoch schneller dort -, sondern sowohl als berufliche Notwendigkeit und Vorteil als auch für die individuelle Freiheit im Privaten.Folgerichtig sind wir alle Autofahrer und/oder Bahn-,Bus-oder Radfahrer, Fußgänger, Flugreisende usw. Das wiederum führt dazu, dass die Stimmungslage zur Organisation der Mobilität durch einen seltsamen Mix von objektiven Interessen und subjektiven Gefühlen geprägt ist.

Dazu ein reales Beispiel aus Fokusgruppen als sozialwirtschaftliche Marktforschung: Straßenbauten gelten stets als Reibebaum der gesellschaftlichen Streitlinie von Wirtschaft und Umwelt. Manche Gesprächsteilnehmer lösen ihren inneren Konflikt so: "Ich bin ja ökologisch, also gegen die Autobahnabfahrt bei uns. Das heißt, man könnte sie schon bauen, damit ich besser und schneller zu meinem Haus komme. Doch darauf fahren darf nur ich und wen immer ich einlade."

Kaum zu glauben, jedoch wahr: Das war ernst gemeint! Parteien und Politiker wollen gewählt werden und passen sich daher manchmal in ihrem Verhalten solchen Meinungen an. Im jeweils eigenen Wahlgebiet nämlich. Das bedeutet die Verabschiedung von einer seriösen Verkehrspolitik zum Schaden der Autofahrer und Nicht-Autofahrer gleichermaßen.

Die gezielte Förderung einer sinnvollen Mobilität wird unmöglich. Das zeigte sich etwa in Wien oder Graz, wo anhand von Parkzonen und Feinstaub die naturgemäß unterschiedlichen Mobilitätsinteressen und -wünsche von Umfeldbewohnern bzw. Pendlern sowie Innenstädtern aufeinander prallten, ohne dass bisher politisch halbwegs alle befriedigende Regelungen gefunden wurden.

Politische Entscheidungsträger definieren allerdings für Autofahrer die Rahmenbedingungen der Mobilität. Es wäre gut, wenn sie dabei umweltpolitische Kontrollinstanz und vernünftige Mittelwege suchen. Auf Basis der beschriebenen Emotionen dürfen sie freilich nicht zu Getriebenen ihrer jeweiligen Wählerschaft werden. Genau das zeigt sich jedoch von Wien-Mariahilf mit von den Grünen dominierten Anrainerbezirken bis zur Pendlerpauschale als Vor-Wahlkampfaktion von SPÖ und ÖVP in der Bundesregierung.

Für Mobilität im Sinn der Autowirtschaft ebenfalls nachteilig ist, dass nach den Daten der Studie Journalistenreport politische Redakteure überdurchschnittlich oft Grünwähler sind. Hinzu kommt, dass die grüne Parteispitze sich gelegentlich wenig autoaffin zeigt, obwohl die Grünwähler anders als Aktivisten und engere Sympathisanten eher bürgerlich und klassische Autofahrer sind.

Politik ist naturgemäß auch Kompromissfähigkeit. Im Zusammenhang mit dem Mobilitätsdenken wäre das noch mehr gefragt als anderswo. Stattdessen finden allzu häufig Klientelpolitik oder Themenverweigerung jenseits des Tellerrands statt. Dabei wäre der Begriff Mobilität gar nicht ideologisch so polarisierend, dassnicht pragmatische Lösungen im jeweils verkehrspolitischen Fall gefunden werden könnten.