In Oberösterreich wurden im Mai die Preise von 158 Autowerkstätten verglichen. Die billigste Mechanikerstunde gibt es bei der Firma Vrzal um 45,50 Euro im Bezirk Braunau, die teuerste um 120,60 Euro beim Autohaus Esthofer in Vöcklabruck. Die zutage getretenen massiven Preisdifferenzen werden von den Betrieben auf die unterschiedliche regionale Kaufkraft, die unterschiedlichen Standards und die unterschiedliche Wettbewerbssituation zurückgeführt.
Für Petra Weitgasser ist es fast peinlich, die Arbeit ihres Mannes Herbert Vrzal so billig anzubieten. "Sogar bei diesen Preisen jammern unsere Kunden", begründet sie ihre preisliche Zurückhaltung. Und verweist darauf, dass sie in ihrem Zweimann-Betrieb keine Gehälter bezahlen muss.
"Sonst laufen uns die Kunden davon"
"Wir sind der Bezirk mit den meisten Werkstätten", sieht sie sich mit einigen anderen billigen Konkurrenten -etwa Josef Schiestl in Handenberg mit einem Stundensatz von 48 Euro und dem 1A Autoservice Thaller mit 49,20 Euro -konfrontiert. "Wenn wir teurer werden, besteht die Gefahr, dass uns unsere Kunden davonlaufen", sagt Weitgasser. Deshalb sei ihr Preis "nicht kalkuliert, sondern rein vom Wettbewerb diktiert".
Mehr kalkulatorischen Spielraum haben im Billigbezirk Braunau nur die Spengler und Lackierer. So liegt die Leitner GmbH in Munderfing mit 115,20 Euro an der Spitze derörtlichen Preisskala. Und auch im Bezirk Freistadt wagt es ausschließlich der Karosseriebetrieb Hennebichler, einen Stundenlohn von 120 Euro zu verrechnen.
Für alle Arbeiten ein einheitlicher Stundenpreis
Um einiges besser dran ist Friedrich Viertbauer, seit 10 Jahren ein Dreimann-Betrieb in Vorchdorf. Mit 63 Euro für die Mechanikerstunde ist er der Billigste im Bezirk Gmunden. Für die Spenglerstunde verlangt er 96 Euro, für die Lackiererarbeit 114 Euro. Damit ist er bei den Karosseriearbeiten jedoch um einiges teurer als Manfred Meisel in Gmunden, der mit seinem AD Autodienst für alle Kfz-Arbeiten einschließlich der Spenglerei einheitlich 78 Euro verrechnet.
Viertbauers Billig-Kalkulation bei der Mechanikerstunde basiert auf der Tatsache, dass er selbst an der Hebebühne mitarbeitet - und dass er im Gegensatz zu Markenwerkstätten keine schlecht bezahlten Garantiearbeiten durchführen muss. "Bei den Markenbetrieben zahlt der Kunde halt die Glastür mit, durch die er in die Werkstätte tritt", will sich der freie Mechaniker auch in der Zukunft keinen derartigenLuxus leisten.
Wie man sich denörtlichen Gegebenheiten anpasst, zeigt das Auto Esthofer Team, das mit den vier VW-Konzernmarken mit 250 Mitarbeitern an fünf Standorten vertreten ist. So kostet die Esthofer-Mechanikerstunde in Gmunden 93,40 Euro, im Stammhaus in Vöcklabruck und in Attnang-Puchheim jedoch 120,60 Euro. Für die Spengler-und Lackiererarbeiten werden aber überall einheitlich 139,08 Euro verlangt.
Unterschiedliche Preise in den einzelnen Filialen
Esthofers niedrigere Preisgestaltung in Gmunden dürfte darauf zurückzuführen sein, dass auch das Autohaus Swoboda in Oberweis mit den Marken Mercedes, Mazda und Suzuki bei den Kunden für die Mechanikerstunde nicht mehr als 101,76 Euro verlangt, für Spenglerarbeiten 123,48 Euro. Der Höchstpreis in dieser Region wird von Sonnleitner vorgegeben, der in seiner Gmundner Renault-Niederlassung den Kunden 102,84 Euro für die Mechanikerstunde verrechnet -nur einige Marken in Linz und Wels können noch höhere Preise durchsetzen.
So etwa bei BMW, wo die Kunden von Höglinger Denzel bereit sind, 119,95 Euro für die Mechanikerstunde zu bezahlen. Die Mercedes-Kunden sehen sich bei Pappas mit 118,94 Euro konfrontiert. Der VW-Betrieb von Landesinnungsmeister Manfred Fuchs (113,70 Euro) matcht sich mit dem Autohaus Voggenhuber (108,00 Euro).
Den Hecht im VW-Karpfenteich spielt das Kneidinger Center mit vier Standorten in Oberösterreich, darunter das Audi-Outlet am Stadtrand von Linz. Mit 99,96 Euro werden die Stundensätze der Markenkollegen klar unterboten. Vielleicht auch deshalb, um mit den Preisen der Opel-Betriebe von Auto Günther (99,82 Euro) und Sulzbacher in Linz und Traun (101,52 Euro) mithalten zu können.
In der Weltstadt Wien sind die Kosten höher
Vom Wiener Preisniveau können die Oberösterreicher nur träumen. Allerdings sind die Wiener Werkstätten mit den Kosten einer beliebten und daher teuren Weltstadt konfrontiert. So differenzieren die importeurseigenen VW-Betriebe zwischen Stundensätzen für Angebotspakete -Zahnriemen, Auspuff, Bremsen etc. - und jenen für "allgemeine Reparaturen". Der Stundensatz für "Leistungspakete" liegt bei der Typengruppe 1 (vom Lupo bis zum Golf) bei 101,21 Euro, bei der Typengruppe 2 (Passat, Tiguan, A4) bei 109,76 Euro. Allgemeine Reparaturen schlagen beim Golf mit 147 Euro zu Buche, bei heikleren Reparaturen am Audi A4 Reparaturen mit 177,88 Euro.
Keinen Unterschied zwischen Modellen und Marken machen die importeurseigenen Wiener VW-Betriebe bei den Spenglerarbeiten (149,96 Euro) und den Lackiererarbeiten (153,49 Euro). Einen Extremwert gibt es für schwierige Reparaturen der Typengruppe 3: Da müssen die Besitzer eines Phaeton, Touareg oder Audi A8 für die Mechanikerstunde 222,46 Euro zahlen.
Man muss schon genauer hinschauen
"80 Prozent aller verrechenbarer Preise betreffen Leistungspakete mit vorgegeben Arbeitszeiten und dem niedrigen Stundensatz", nimmt Fuchs bei der Preisgestaltung seine Wiener Markenkollegen in Schutz. Auch die Unterschiede zu den Stundensätzen freier Werkstätten müssen bei Preisvergleichen genauer unter die Lupe genommen werden.
"Die weisen zusätzliche Positionen - wie etwa ,Teile reinigen" - aus, die bei der Abrechnung von Markenbetrieben bereits inkludiert sind", sagt Fuchs. Nach dessen Erfahrung werden von freien Werkstätten oft mehr Arbeitsstunden verrechnet als von den an die Herstellervorgaben gebundenen Markenwerkstätten. "Damitkann eine Arbeit trotz niedrigerer Stundensätze in einer freien Werkstätte teurer kommen als im Markenbetrieb."
Auch für den an 10 Standorten tätigen Mazda- und Hyundai-Händler Christian Lietz haben die AK-Zahlen nur eine beschränkte Aussagekraft. "Kein Kunde fragt nach dem Stundensatz." So werden bei Lietz Servicepakete unabhängig vom Stundensatz zu einem Fixpreis angeboten. "Und für jede einzelne Reparaturgibt es eine eigene Vereinbarung, da geben wir vorher die Kosten bekannt."
Standards der Hersteller erhöhen die Kosten
Für die Werkstätten in den Bundesländern ist es aber jedenfalls informativ, dass in Wien die billigste Mechanikerstunde für die einfachsten Arbeiten 87,54 Euro und im Durchschnitt 115,22 Euro kostet. Bei den Spenglern liegt der Tiefstpreis bei 121,20 Euro, bei den Lackierern bei 127,20 Euro. Durchschnittlich müssen Kunden in Wien für Karosseriearbeiten rund 145 Euro pro Stunde zahlen. Wem das zu teuer ist, der wird sich um günstigere Angebote in den Bundesländern - oder im Ausland - umsehen.
Für Fuchs ist klar, dass er mit seiner neuen Lackieranlage in Linz seinen bisherigen Stundensatz von 129,60 Euro nicht länger halten kann. "Die hohen Umweltauflagen schlagen sich in den Kosten nieder", verweist er auch auf die zusätzlichen Kosten, die sich aus den Standards der Hersteller ergeben.Wobei diese Auflagen in Wien nicht höher als in Linz sind. Die Hersteller werden sich anhand der AK-Zahlen daher fragen müssen, wie lange sie ihre Partner mit oft überflüssigen Standards weiter belasten können.
Der Vergleich ist im Internet abrufbar unter http://ooe.arbeiterkammer.at/service/testsundpreisvergleiche/preisvergleiche/Autoreperaturkosten.html
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