Ernst Piëch, der um 12 Jahre ältere Bruder des VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand, wollte ganz bewusst kein weiteres Porsche-Museum gründen. Schließlich gibt es in Stuttgart seit 2009 auf 20.000 Quadratmetern eine durchaus beeindruckende Leistungsschau all jener Porsche, die nach dem 2. Weltkrieg Sportwagengeschichte geschrieben haben. Auf einen kleinen musealen Bruder stoßen Porsche-Fans im Kärntner Gmünd, der Nachkriegsheimat von Ferdinand. Im Gegensatz zu diesen Oldtimer-Sammlungen ging es dem Porsche-Enkel darum, mit seiner kleinen, aber feinen Sammlung die technische Vielseitigkeit des genialen Konstrukteurs zu demonstrieren.

Das erste allradgetriebene Fahrzeug der Welt

Ein herausragendes Gustostückerl ist der 1901 vom jungen Elektrotechniker Porsche für Ludwig Lohner entwickelte "Mixte"-Antrieb. Schon im Jahr davor hatte er für einen reichen Engländer einen rein batteriegetriebenen Elektrowagen mit vier Radnabenmotoren entworfen -das erste allradgetriebene Fahrzeug der Welt, das aufgrund der geringen Batterieleistung allerdings nur eine recht bescheidene Reichweite hatte. So kam er auf die Idee, die Batterie nicht extern zu laden, sondern den Strom per Generator mit einem Benzinmotor (bei konstanten 2.000 Touren) gleich im Auto zu produzieren.

Späte Wiedergeburt als Hybridantrieb

Ernst Piëch versteht es meisterhaft, all die Details der einzelnen Porsche-Erfindungen dem staunenden Besucher näher zu bringen. Etwa, wie clever die "Schaltung" dieses ersten elektromechanischen Antriebs konzipiert war. Die Geschwindigkeit hängt davon ab, ob 4,8 oder 12 Elektromagneten aktiviert werden.Diese getriebelose Kraftübertragung hatte Porsche dann als Chef der Wiener Neustädter Austro Daimler-Werke (im Eigentum der Skoda-Werke) weiter verfeinert. 1923 kauften ihm die Daimler-Werke die Nutzungsrechte für diese elektromechanischen Antriebe ab -und Porsche stellte die Weiterentwicklung dieser Hybridautos ein. Erst vor kurzer Zeit kamen die "Benzinbrüder" auf die Idee, sich beim Fahrzeugantrieb erneut der Elektrotechnik zuzuwenden - Porsches "Mixte" erlebte somit 100 Jahre später als "Hybridantrieb" seine Wiedergeburt.

Viel Mut bewies Porsche bei der Entwicklung des "Prinz Heinrich", den Piëch auch heute noch gelegentlich durch die Gegend kutschiert: Bei Austro Daimler konzipierte Porsche für Igo Etrich einen Flugmotor, mit dem seine legendäre "Taube" 1910 den ersten Fernflug von Wiener Neustadt nach Wien und retour schaffte. Der Flugpionier revanchierte sich, indem er im selben Jahr eine von Porsches Motorkutschen als Rennversion stromlinienförmig verkleidete.

Der windschnittige, aber mit 5.712 Kubikzentimetern völlig übermotorisierte Wagen erreichte bis zu 138 km/h- und verwies auf der 1.944 Kilometer langen "Prinz-Heinrich-Fahrt" alle Konkurrenten abgeschlagen auf die Plätze. Porsche selbst pilotierte den Siegerwagen. Zwei weitere "Porsche" landeten auf Platz 2 und 3.

Auch Stoßdämpfer gab es bereits

Piëch macht darauf aufmerksam, wie schwer es war, sich bei den damaligen Straßenverhältnissen bei diesem Tempo als Fahrer im "Sattel" zu halten. Was seinen Großvater "en passant" dazu veranlasste, für seinen "Prinz Heinrich" den weltweit ersten Stoßdämpfer zu entwickeln, der es auch den Gästenauf den Rücksitzen ermöglichte, derartige Fahrten heil zu überstehen.

Auch Ausfahrten sind möglich

Wie man sich in solchen Antiquitäten fühlt, kann man bei einer Ausfahrt in und um Mattsee gleich ausprobieren. Um durchaus leistbare 250 Euro für die erste Stunde (und 150 Euro je Stunde danach) ist man -mit Chauffeur -mit einem Austro Daimler "Australier" Baujahr 1912 mit drei Mitfahrerplätzen oder einem Austro Daimler "Argentinier" mit 5 Mitfahrerplätzen mit dabei. Womit Piëch lebendig unter Beweis stellt, dass sein Fahrtraum mobile Realität und kein Museum ist.

Auch Traktoren gehören dazu

Die Vielseitigkeit von Dr. Ferdinand Porsche zeigte sich auch darin, dass er bereits 1937 begann, Traktoren zu entwickeln. Von 1956 bis 1963 rollten 120.000 derartige von Mannesmann produzierte Diesel-Schlepper vom Band. InÖsterreich wurde der Porsche Diesel super von Hofherr Schrantz in Lizenz gebaut. 1963 wurde diese Sparte an Renault verkauft. Derartige "Rote Nasen" sind der Schmuck vieler Traktorentreffen. Sie werden unter Liebhabern zwischen 10.000 und 15.000 Euro gehandelt.