Die Rabattschlacht im Autohandel tobt unerbittlich und bewegt sich
bereits an der Grenze des Erträglichen. Lässt sich in Autohäusern
überhaupt noch genug Geld verdienen, um kostendeckend arbeiten zu
können oder müssen wir umdenken und im Verkauf neue Wege beschreiten?
Es bleibt oft zu wenigüber
"Die Aktionen und Rabatte führen dazu, dass es immer schwieriger
wird, noch Geld verdienen zu können", sagt Josef Brötzner,
Geschäftsführer Autohaus Brötzner/Wals (Peugeot, Seat, Kia, Renault).
Dies betreffe nicht nur Tageszulassungen, sondern auch Aktionspreise
für einzelne Modelle, die auf die Marge drückten. "Wennpro Fahrzeug
nur mehr 2 Prozent Marge überbleiben, kann die Infrastruktur des
Autohauses längerfristig kaum aufrecht erhalten werden", so Brötzner.
"Da kann es sein, dass der Händler im Extremfall sogar etwas
drauflegen muss, um ein Fahrzeug zu verkaufen." Weshalb Brötzner auch
einen Umdenkprozess anregt: "Geht das so weiter, laufen wir Gefahr,
nicht mehr als Händler, sondern nur mehr als Verteiler tätig zu
sein."
Schnäppchenjäger
"Die Konsumenten wurden im Lauf der Jahre aufgrund zahlreicher
Aktionen zu Schnäppchenjägern herangezogen, dies wird sich auch in
Zukunft schwer ändern lassen", sagt Walter Maier, Geschäftsführer
Autohaus Maier/Götzis (Mazda, Kia). Aktionen würden die Marge
verringern. "Manchmal so, dass wird das erste Mal etwas verdienen,
wenn der Kunde mit einem Kratzer im Kotflügelin die Werkstatt
kommt."
Der Idee,Überproduktionen zu drosseln und angepasst der Nachfrage zu
produzieren, kann Maier durchaus etwas abgewinnen. "Vermutlich würde
sich die Margensituation verbessern und wir allesamt besser
verdienen."
Kaufmännisch denken
"Es ist kein Geheimnis mehr, dass sich die Verdienstsituation im
Autohandel verschlechtert hat", sagt Stefan Falch, Geschäftsführer
Autohaus Falch/Zams (VW, Audi, Škoda). Wobei sich gezielte Aktionen
durchaus rechneten, während Tageszulassungen zulasten der Marge
gingen. Letztendlich sei das sich immer schneller drehende
Rabattschlacht-Karussell nur schwer zu stoppen. Es sei denn, man
würde sich wieder auf kaufmännisches Denken besinnen, etwa durch
Reduktion der Stückzahlen. "Derzeit stehen Marktanteil gepaart mit
hohen Stückzahlen im Vordergrund, dies führt zu hohem Verkaufsdruck
und lässt die Preisschlacht weiter wachsen."
Grenze erreicht
"Ich muss gegen meinen Willen bei den Rabattschlachten mitmachen,
weil sich daran auch alle Mitbewerber beteiligen", sagt Kurt
Kronberger, Geschäftsführer Autohaus Kronberger/Kirchham (Ford)."Das
geht mittlerweile so weit, dass Kunden zu uns kommen und mich fragen,
ob sie eine Kurzzulassung bestellen können." Weil die Autokäufer es
gewohnt seien zu handeln, machten sie dies dann auch bei den deutlich
günstigeren Fahrzeugen bei Tageszulassungen, was sich natürlich auf
die Marge auswirke. Mit der Rabattschlacht sei man bereits an der
Grenze des Machbaren angelangt. "Wichtig wäre, ein Prämiensystem zu
schaffen, das dem Handel gesicherte Margen garantiert."
Qualität statt Quantität
"Wir sind bereits an einem Höhepunkt der Rabattschlacht angelangt und
ich kann mir nicht vorstellen, dass das immer so weiter geht", sagt
Karin Radauer, Geschäftsführerin Autohaus Radauer in St. Veit/Glan
(Peugeot, Opel, Suzuki). Mittlerweile forderten Kunden aus allen
Käuferschichten Rabatte ein. Grundsätzlich sei das Problem ein
Hausgemachtes. "Es ist verständlich, dass Hersteller und Importeure
versuchen, Überkapazitäten mit Aktionen oder Tageszulassungen zu
vermarkten, wenn dies allerdings zur Dauereinrichtung wird, wird es
längerfristig schwierig, Geld zu verdienen. Diesbezüglich würde ich
mir einen Umdenkprozess wünschen,bei dem Qualität vor Quantität steht
und sich die Erträge aller erhöhen."
Autos nicht verschleudern
"Grundsätzlich hängt es davon ab, ob sich Hersteller und Importeure
an der Rabattschlacht beteiligen oder nicht", sagt Karl
Scheibelhofer, Geschäftsführer des Autohauses Scheibelhofer in
Frauendorf, Hollabrunn und Horn (Toyota, Fiat). "Wenn eine Marke da
nicht mitmacht, führt es dazu, dass weniger Fahrzeuge verkauft werden
und der Marktanteil fällt. Viele Kunden verbinden ihr Auto mit
Emotionen und als Statussymbol und sind auch bereit, für dieses
tiefer in die Tasche zu greifen, während Schnäppchenjäger im großen
Überangebot um jeden Cent feilschen." Insgesamt ist Scheibelhofer der
Ansicht, dass ein gemeinsames Vorgehen von Markenkollegen die
Margensituation verbessern könnte: "Generell sollten Autos mehr über
Wert und Qualität verkauft und nicht über Preis und Aktionen
verschleudert werden."
Aktionen beschränken
"Wir spüren die Rabattschlacht natürlich schon, wenn auch
vergleichsweise schwächer als viele Kollegen, und das wirkt sich auch
auf die Margen aus", sagt Peter Peternel, Geschäftsführer Autohaus
Peternel/Bad Radkersburg (Mercedes, Smart, Mazda). Es zeichne sich
auch ab, dass im Zuge der Aktionen kleinere oder auch auf finanziell
wackeligen Beinen stehende Betriebe nicht mehr mithalten könnten.
"Die Kunden sind Rabatte gewohnt, dies wird sich auch nur mehr schwer
rückgängig machen lassen, allerdings sollten diese gezielt und
außerhalb des Hauptgeschäfts im Frühjahr und Herbst stattfinden",sagt Peternel. Wichtig sei, dass der Handel auch genug verdiene, um
die Infrastruktur des Autohauses aufrecht erhalten zu können.
Gezielt provoziert
"Die Schlacht um Rabatte, die den Gesetzen des freien Marktes
folgend,überwiegend von den Herstellern gezielt provoziert wird, hat
zu einer extrem unerfreulichen Situation geführt", sagt Stefan
Gessele, Geschäftsführer von Jaguar Wien (Jaguar). Gerade in der
Oberklasse würden starke Nachlässe an die Substanz gehen und dazu
führen, dass am Ende nicht mehr kostendeckend gearbeitet werden
könne. Derzeit schwächle auch der Markt, Autokäufer würden aufgrund
des Überangebots Rabatte einfordern. Es liege an Herstellern und
Importeuren, die weitere Vorgehensweise vorzugeben. "Als Händler
erwarte ich mir, dass die Vertreter des Arbeitskreises der
Automobilimporteure diesbezüglich klar Stellung beziehen."
Kleinere Händler unterstützen
"Das Aktionen-Karussell dreht sich immer schneller und es ist nicht
aufzuhalten", sagt Peter Weber, Geschäftsführer Autohaus
Weber/Güssing (Renault, Dacia). Als kleiner Händler sei es auch
extrem schwierig, etwa Kurzzulassungskontingente vorzufinanzieren.
"Was bedeutet, dass früher oder später immer mehr kleinere Händler
aufgeben und das Geschäft den Big Playern überlassen werden müssen."
Grundsätzlich sei die Rabattschlacht auch bedingt durch die neuen
Medien nicht mehr zu stoppen. Dennoch könnte auch kleineren Händlern
geholfen werden: "Etwa dadurch, dass diesen ein gewisses Kontingent
an Rabattfahrzeugen ohne Vorfinanzierung zum Verkauf zur Verfügung
gestellt wird."