Sie gilt verbindlich erst ab 1. Jänner 2014, wirft aber längst ihre Schatten voraus: Weil die Kundschaft das so wünscht, verkaufen große Lkw-und Motorenhersteller schon jetzt eine erkleckliche Zahl an Fahrzeugen, deren Motoren bereits die Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Die Umweltschonung hat freilich einen großen Haken: Diese Motoren können nicht mit reinem Biodiesel (pflanzlicher Herkunft) betrieben werden. Die Motorenhersteller verweigern dafür die Garantie.

Probleme mit den Einspritzdüsen

Die Folge: Flottenbetreiber wie Speditionen usw. müssen zurück zum fossilen Dieselkraftstoff, der etwas teurer ist und dem maximal 7 Prozent Biodiesel (nach Europäischer Dieselnorm EN 590) beigemischt ist.

Als Gründe für die "Ablehnung" von Biodiesel nennt etwa Franz Weinberger, Marketing-und Kommunikationschef von MAN Trucks&Bus VertriebÖsterreich, Probleme mit den Einspritzdüsen, Verkokung, aber auch die Aggressivität des Biosprits gegen Dichtungen. Das alles erfordert weitere Entwicklungsarbeit, insbesondere, was die Dauerhaltbarkeit betrifft, und technische Vorkehrungen. Dafür war bisher allerdings zu wenig Zeit, wie auch bei Mercedes-Benz Österreich betont wird. Euro 6 habe die Behandlung von Treibstoff und die Abgasnachbehandlung enorm verkompliziert.

Wohin mit dem Biodiesel?

Pro Jahr werden inÖsterreich etwas mehr als 500.000 Tonnen Biodiesel in Verkehr gebracht. Rund 420.000 Tonnen werden den herkömmlichen fossilen Kraftstoffen beigemischt, 84.000 Tonnen als reiner Biokraftstoff verwendet oder dem fossilen Diesel in einem höheren Anteil als 7 Prozent hinzugefügt. Diese 84.000 Tonnenwürden rein rechnerisch wegfallen,

wenn alle schweren Lkws Euro6-tauglich sind. Beim größten heimischen Biodieselproduzenten Münzer Bioindustrie GmbH bleibt man trotzdem eher gelassen. Prokurist Gregor Reindl: "Wir gehen nur von einem moderaten Rückgang der Mengen aus." Es bedürfe schließlich mehrerer Jahre, bis der gesamte Markt auf Euro-6-Motoren umgestellt würde.

Zudem keimt Hoffnung auf, dass die Hersteller sich des Themas jetzt intensiver widmen. Scania hat bereits für 2014 einen Euro-6-Motor angekündigt, der auch mit reinem Biodiesel betrieben werden kann. Man kann daher davon ausgehen, dass auch die Mitbewerber dahinter sein werden. Die Frage bleibt allerdings, wie lange es bis zu marktreifen Produkten dauert. Das könnten durchaus auch Jahre sein.

Für Landmaschinen bereits freigegeben

Umweltminister Nikolaus Berlakovich, der im Rahmen des klima.aktiv-Programmes vehement den Biodiesel forciert hat, bleibt unterdessen nur abzuwarten. Man werde sich, heißt es in seinem Büro, "dafür einsetzen, dass die Hersteller die nötigen Entwicklungsschritte einleiten". Zudem appelliert das Ministerium an die Abnehmer von schweren Nutzfahrzeugen, "ihren Wunsch nach der Verwendung von 100 Prozent Biodiesel direkt bei den Lkw-Herstellern zu deponieren". EinenGrund gäbe es ja: Biodiesel ist billiger.

Immerhin, darauf verweist das Ministerbüro extra ,sei es technisch möglich, den gewünschten Treibstoff einzusetzen. So habe die Firma Deutz für Landmaschinen, für die ähnlich strenge Emissionsgrenzwerte gelten würden, ihre Motoren bereits für Biodiesel freigegeben. Voraussetzung dafür sei eine gute, normkonforme Biospritqualität.