In der Mai-Ausgabe hatten wir gefragt, in wessen Auftrag der VCÖ
tätig sei -mit großem Echo in der Leserschaft. Auch Mag. Christian
Gratzer vom VCÖ hat reagiert; seinen Brief drucken wir ungekürzt ab.
So kann sich jeder selbst ein Bild über die Ideen des VCÖ machen!
In wessen Auftrag lobbyiert der VCÖ, wird gefragt. Die Antwort darauf
ist einfach: Der VCÖ ist ein unabhängiger Verein und in den Statuten
des VCÖ sind die inhaltlichen Zielsetzungen klar festgelegt. Dieses
Statut ist die Basis für die Tätigkeit des VCÖ, also der
"Auftraggeber" des VCÖ -nachzulesen sind die inhaltlichen
Zielsetzungen auch auf der Website des VCÖ unter www.vcoe.at. Der VCÖ
setzt sich für eine ökologisch verträgliche, sozial gerechte und
ökonomisch effiziente Mobilität ein. Der VCÖ tritt seit seiner im
Jahr 1988 erfolgten Gründung -durch Verkehrswissenschafter,
Vertreterinnen und Vertreter von Radfahrgruppen und der
Anti-Transit-Bewegung -für eine gleichberechtigte Vielfalt der
Verkehrsmittel ein. Und wer sich heute das Mobilitätsverhalten in
Österreich zwischen Bodensee und Neusiedlersee ansieht, merkt, dass
das Mobilitätsverhalten tatsächlich vielfältiger geworden ist. Immer
mehr Autofahrerinnen und Autofahrer fahren auch mit dem Fahrrad,
gehen kürzere Wege zu Fuß oder nutzen öffentliche Verkehrsmittel. Und
das ist gut so, denn es fördert ein respektvolles Miteinander im
Verkehr. Immer mehr wählen aus dem vielfältigen Angebot der
Verkehrsmittel für die jeweilige Fahrtdas jeweils am besten
geeignete Verkehrsmittel aus. Der Mensch ist eben ein Vernunftwesen.
Dem VCÖ sind eine gesunde Luft, eine intakte Umwelt und gleiche
Mobilitätschancen für alle Menschen, unabhängig vom Alter und
Einkommen ein wichtiges Anliegen. Dem System Auto tut der Einsatz von
NGOs, wie dem VCÖ, gut. Letztlich sichern jene Verbesserungen, die
Umwelt-NGOs in den vergangenen Jahrzehnten beim Auto erreicht haben,
die Akzeptanz des Autos in der Gesellschaft. Die Abgas-Grenzwerte
waren hart umkämpft, der Widerstand der damaligen Autohersteller
groß. Der VCÖ und sein Dachverband Transport&Environment zählten zu
jenen, die sich für strengere Abgasgrenzwerte eingesetzt haben. Damit
wurde letztlich auch sichergestellt, dass Autos heute noch in Städte
fahren dürfen. Ähnliches gilt übrigens auch für den Einsatz des VCÖ
für strengere CO 2-Grenzwerte und damit für einen niedrigeren
Spritverbrauch für Neuwagen. Der VCÖ hat bereits vor fünfzehn Jahren
auf die zukünftig steigenden Erdölpreise hingewiesen. Heute ist der
Rohölpreis vier Mal so hoch wie vor zehn Jahren - und damit sind auch
die Spritpreise gestiegen. Die Autofahrerinnen und Autofahrer würden
sich viel Geld ersparen, wenn die Politik früher strengere CO
2-Grenzwerte für Neuwagen beschlossen hätte: Die heutige deutsche
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte bereits in den 90er Jahren
maximal 120 g CO 2 pro km. Es ist auch der VCÖ, der sich im Interesse
von Umwelt sowie Autofahrerinnen und Autofahrern gegen die immer
stärkere Abweichung des realen Spritverbrauchs vom Normverbrauch
stark macht. "Ich unterstütze den VCÖ, weil ich auch in 20 Jahren
noch Autofahren möchte", stellte einmal ein VCÖ-Unterstützer fest.
Der VCÖ wird übrigens von rund 10.000 Menschen unterstützt.
Die Herausforderungen für den Verkehrsbereich sind in Zukunft riesig.
Die von der Politik auf nationaler und internationaler Ebene
gesetzten Energieziele sind ohne umfassende Änderungen im
Verkehrssystem nicht erreichbar. Viele Unternehmen stellen sich auf
den Mobilitätswandel ein und sorgen dafür, dass die Arbeitsplätze
ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft gesichert
sind. Ein Transport, der energieeffizienter, sauberer und damit
gesünder und kostengünstiger ist, stärkt die Wirtschaft, sichert den
Wohlstand der Bevölkerung und ist gerade für das Tourismusland
Österreich auch aus wirtschaftlicher Sicht wesentlich für eine
erfolgreiche Zukunft. Wer die Augen vor der Realität verschließt,
wird ein böses Erwachen erleben und Ähnliches zu hören bekommen, was
Michail Gorbatschow einst Erich Honecker kurz vor dem Fall der
Berliner Mauer ins Ohr geflüstert hat: Wer zu spät kommt, den
bestraft die Geschichte.