János kommt aus Ungarn und arbeitet als Taxifahrer in Niederösterreich. Noch vor zwei Jahren war er für ein großes Autohaus in Westungarn tätig, doch die Krise des ungarischen Automarktes hat ihn den Job gekostet. Sein Schicksal ist nur eines von vielen Beispielen der ungarischen Krise.

Der ungarische Markt hat 2003 mit rund 208.000 verkauften Pkws das bisher beste Jahr erlebt. In den vergangenen Jahren ist der Markt dank einer Mischung der globalen und der ungarischen Wirtschaftskrise total abgestürzt.

Mit nur 43.441 Pkws wurde 2010 der Tiefstand erreicht, 2011 waren es nur einige hundert Autos mehr. Im Vorjahr sind die Neuwagenzulassungen auf rund 53.000 Autos gestiegen.

Flottenverkäufe und Reexporte

Eine der Folgen der Krise ist der drastische Rückgang der Verkäufe an Privatkunden. Laut Gábor Koncz, Geschäftsführer von Opel Magyarország, ist der Anteil der Flottenverkäufe auf dem ungarischen Pkw-Gesamtmarkt von den früheren rund 40 Prozent auf mehr als 75 Prozent gestiegen. Ein Problem der statistischen Wahrheit sind die steigendenReexporte, die Koncz mit 13 bis 14 Prozent des Gesamtmarktes beziffert. "Wir spielen dabei keine wichtige Rolle", so der ungarische Opel-Chef.

Opel war in den vergangenen zwei Jahren die ungarische Nr. 1. Im Vorjahr hat Opel die Pkw-Statistik mit 7.164 Neuwagen angeführt, gefolgt von Skoda, Ford, VW, Renault und Suzuki. Nach den ersten fünf Monaten 2013 liegt Opel hinter Skoda und VW, doch Koncz hofft, dass Opel im Gesamtjahr wieder Pkw-Marktführer wird.

Bis Ende Mai wurden in Ungarn insgesamt knapp 22.000 Pkws neu zugelassen, um 2,8 Prozent weniger als zwischen Jänner und Mai 2012. "Wir rechnen damit, dass die heurige Gesamtzahl ähnlich wie im Vorjahr sein wird", sagt Koncz.

Langsame Besserung

Für die nahe Zukunft rechnet die Branche mit einer langsamen Besserung. "Für die nächsten Jahre erwarten wir kleine Steigerungen", sagt Koncz. Es dürfte sich um Steigerungen von höchstens 5 Prozent pro Jahr handeln.

Langfristig ist man doch optimistischer. "Die Zahl der Autos auf 1.000 Einwohner ist in Ungarn wirklich niedrig und deswegen gibt es Platz für ein deutliches Marktwachstum", so der ungarische Opel-Chef.

Doch wohl niemand erwartet, dass der Markt wieder auf mehr als 200.000 Einheiten steigen wird. "Wir rechnen nicht mit einem so großen Markt, denn viele Bedingungen, der finanzielle Hintergrund, die Art, in der finanzielle Mittel den Menschen zur Verfügung gestellt werden, sind komplett anders", sagt Koncz.

Vor der Krise haben auch jene Ungarn, die sich einen Neuwagen kaum leisten konnten, einen relativ leichten Zugang zur Finanzierung gehabt. "Einige Marken haben ihren Kunden gar Geld gegeben, wenn sie ihre Autos gekauft haben", so Koncz. "Diese Zeiten werden nie zurückkommen, in unserer langfristigen Prognose bis 2020 erwarten wir eine Rückkehr auf 150.000 bis 160.000 Autos im Jahr."

Schwacher Heimatmarkt

Gerade Suzuki hat den Kauf seiner Autos durch weniger solvente Kunden besonders leicht gemacht und ist nun sehr stark von dem ungarischen Marktabsturz betroffen. Die Marke hat viele Händler verloren. Während der japanische Hersteller, der im nordungarischen Esztergom sein einziges europäisches Autowerk betreibt, 2003 als Marktführer knapp 40.000 Autos in Ungarn absetzen konnte, waren es im Vorjahr nur 3.300 Neuwagen, immerhin mehr als das Doppelte des noch schlechteren Jahres 2011.

Doch Hisashi Takeuchi, Generaldirektor von Magyar Suzuki, freut sich auchüber die kleinen Fortschritte. "Wir haben unseren Verkauf und unseren Marktanteil im Vorjahr drastisch erhöht", erklärte er vor Kurzem bei der Eröffnung eines neuen Suzuki-Händlerbetriebs in Tatabánya.