Indochina-Touristen aus Europa posten auf Facebook Urlaubsfotos, auf denen sie im dreirädrigen "Cyclo" durch die Innenstadt kutschiert werden. Die deutschen Oberklassefahrzeuge, die eine Straße weiter über die Kreuzungen jagen, haben sie nicht fotografiert. Doch schon bald wird es in der Metropole Kambodschas mehr Luxusautos als Dreirad-Taxis geben.

Luxusmarken entdecken Kambodscha

Beim Autohändler Hrak Sun hat ein Porsche Panamera für 138.000 US-Dollar schon einen Käufer gefunden, ein weißer Cayenne ist für 128.000 Dollar noch zu haben. Seit mehr als 10 Jahren verkauft der auf das Luxussegment spezialisierte Betrieb Rolls-Royce, Bentley, Porsche, BMW, Audi, Mercedes-Benz, Land Rover, Lexus und Toyota. Und das in einem Land, wo 85 Prozent der Bevölkerung über keinen Stromzugang verfügen und ein Drittel der Menschen mit einem US-Dollar pro Tag das Auslangen finden muss.

Geschätzte 40 Porsche (darunter auch etliche tiefergelegte 911) müssen auf den holprigen Straßen Kambodschas wahre SUV-Stärken beweisen -allesamt Grauimporte natürlich. Doch Hak Srun bekommt Konkurrenz: Porsche errichtet aktuell eine eigene Niederlassung in der Hauptstadt. Vom wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten Jahren haben in erster Linie die Oberschicht und die Neureichen profitiert. Die "Nouveaux Riches" zeigen ihren Status ohne Scham -und zwar ganz wie in China durch einen PS-starken Auftritt.

Duell zwischen Porsche und BMW

Porsche ist nicht die erste deutsche Oberklassefirma vor Ort, sondern folgt dicht auf den Fersen von BMW. Die Bayern haben im Juni 2013 die kambodschanische Royal-Gruppe als Exklusivimporteur und Händler nominiert. Der 2.700 Quadratmeter große Schauraum am Russian Boulevard im Bezirk Pur Senchely strahlt eine besondere Eleganz aus -eine Vorgabe für Porsche. Dort lässt man sich nicht lumpen und investiert rund 2 Millionen Dollar in Schauraum und Werkstätte, so Gräme Hunter, der lokale Geschäftsführer des Hongkonger Autohändlers Lei Shing. Dieser errichtet für Porsche die Niederlassung und wird sie auch betreiben."Der Zeitpunkt ist genau der richtige" so Hunter, der mit Blick auf den Platzhirsch Mercedes und den Neuling BMW ausführt: "Lexus und Land Rover sind ja ganz nett, aber richtig gute Autos kommen nun einmal aus Deutschland." Porsche Kambodscha will 2014 zwischen 40 und 50 Fahrzeuge verkaufen und ist sicher, dieses Umsatzziel zu erreichen. Als er erstmals ins Land kam, so erzählt Hunter weiter, erwartete er auf der Straßen Horden von stinkenden, knatternden Mopedrollern und wurde "von der großen Anzahl an Oberklassefahrzeugen geradezu geschockt".

Steuern sparen durch Grauimport?

Gelassen erwartet unterdessen der Finne Viggo Gundersen, langjähriger Geschäftsführer der auf Land Rover spezialisierten Firma Envotech, den Markteintritt von Porsche. Gundersen kennt seine Kundschaft genau: Diese wird seiner Meinung nach auch in Zukunft den Ankauf über steuersparende Importeurskanäle abseits der offiziellen Markendistributoren bevorzugen.