Von "einer Zeit schwieriger, wenn auch notwendiger Entscheidungen" spricht Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung: Er meint damit den harten Sparkurs, den der 306.000 Personen beschäftigende Konzern nach dem wenig erfreulichen Jahr 2012 einschlägt.

"Keine Kündigungen"

Mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 52,5 Milliarden Euro erzielte Bosch im vergangenen Jahr ein deutlich niedrigeres Umsatzwachstum als 2011. Wechselkursbereinigt wurde sogar ein Minus von 0,8 Prozent verzeichnet. Auch der Rückgang der Umsatzrendite von 5,3 Prozent auf 2,5 Prozent sei "unbefriedigend" gewesen, gesteht Denner ein. Seine Strategie für 2013: Einerseits trennt man sich vom Solargeschäft, das sich als Milliardengrab erwiesen hat, andererseits beschränkt man die Investitionen, übt Zurückhaltung bei Akquisitionen und reduziert die Fixkosten.

"Dabei sprechen wir auch mit den Arbeitnehmervertreternüber Vereinbarungen zur Kostenflexibilisierung", sagt Denner. Breite Entlassungen seien nicht geplant, jedoch könne es an einzelnen (europäischen) Standorten Personalanpassungen "möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen" geben.

Wachstumskurs in Autosparte

Um heuer das angestrebte Umsatzwachstum von 2 bis 4 Prozent sowie eine "erhebliche" Ergebnisverbesserung zu realisieren, ist die Kfz-Technik von entscheidender Bedeutung. "In unserem Unternehmensbereich sprechen wir von 3 bis 5 oder vielleicht sogar 6 Prozent Umsatzwachstum", sagt Geschäftsführer Dr. Bernd Bohr.

Die Basis dafür bildet eine um voraussichtlich 3 Prozent steigende weltweite Fahrzeugproduktion. Dieser Zuwachs kommt vor allem aus China, wo die Fahrzeugproduktion um 7 Prozent zulegen soll, sowie aus Nordamerika. In Europa, wo es bereits 2012 einen Produktionsrückgang um 5 Prozent gab, rechnet Bohr dagegen mit einem neuerlichen Minus von 2 bis 3 Prozent. Auch längerfristig gehe man auf dem Heimatkontinent "im besten Fall von einer Stagnation der Stückzahlen aus".

"Im Stau E-Mails checken"

Das heißt freilich nicht, dass es für Bosch hierzulande keine Hoffnungsfelder mehr gibt: Mit der Elektrifizierung und der Automatisierung verfolgt der Konzern zwei parallele Strategien. "Allein der Elektromotor und die Leistungselektronik für ein Hybridauto bedeuten mehr als doppelt so viel Umsatz wie ein Einspritzsystem", rechnet Bohr vor: "Nimmt man noch die Batterie hinzu, sprechen wir von mehreren 1.000 € Zusatzumsatz pro Fahrzeug."

Überraschend nahe könnte der "Autopilot" für den alltäglichen Einsatz sein. "Wir werden im nächsten Jahr einen Stauassistenten einführen, der das Fahrzeug bei Stop-and-go in der Spur hält. In Zukunft soll daraus ein Staupilot werden, der auch den Spurwechsel automatisiert, sodass der Fahrer im Stau seine E-Mails checken kann", kündigt Bohr an. Realistisch seien solche "elektronischen Beifahrer" bereits gegen Ende dieses Jahrzehnts.

Die Früchte dieser Strategien werden jedoch die Nachfolger von Bohr ernten. Der langjährige Kfz-Chef hat nämlich angekündigt, nach 30 Jahren bei Bosch ab Juli ruhiger zu treten wollen. Sein erstes privates Projekt ist ein ausgiebiger Segeltörn.