Wer bei Würth nur an Schrauben und Kleinteile denkt, täuscht sich:
Das Unternehmen ist längst ein Vollsortimenter, der einen
professionellen Beitrag zum Geschäftserfolg der Kfz-Betriebe leisten
will.
Markenbetriebe, freie Werkstätten und Schnellserviceketten: Der
Konkurrenzdruck im Reparaturgeschäft ist groß. "Ein
Konzentrationsprozess ist unvermeidlich", meint Alfred Wurmbrand,
Geschäftsführer von Würth Österreich. Als einer der führenden
Lieferanten für Kfz-Betriebe kennt er die Marktsituation - und sieht
darinauch eine Chance für sein Unternehmen: "Das reine Produkt ist
für die Werkstätten ein Kostenfaktor. Wir liefern aber auch
Dienstleistungen, Schulungen und betriebswirtschaftliche
Rundumkonzepte. Damit sind wir nützlich für unsere Kunden und helfen
ihnen dabei, die eigene Zukunft zu sichern."
Erfolgreiche Betriebsberatung
Ein Beispiel für diese Strategie ist das Serviceannahmekonzept, das
Würth seit rund 2 Jahren anbietet. Dabei klären Betriebsberater vor
Ort über Umsatzund Ertragspotenziale auf, erstellen mit den
Firmenchefs konkrete Handlungsanleitungen und empfehlen Produkte, mit
denen Zusatzgeschäfte generiert werden können. Rund 50 Autohäuser und
Werkstätten hätten dieses Konzept bereits umgesetzt, erklärt
Alexander Nuss, Verkaufsleiter für den Kfz-Bereich: "Die Folge waren
teilweise dramatische Verbesserungen der Produktivität."
Potenzial bei Werkstattausrüstung
Im Zuge der Positionierung als Komplettdienstleister forciert Würth
auch die Werkstattausrüstung. Von der Achsvermessung bis zum
Klimaservice, von der Hebetechnik bis zur Fehlersuche: "Das ist ein
sehr interessantes Geschäftsfeld, von dem wir uns mittelfristig
deutlich zweistellige Umsatzanteile erwarten", sagt Wurmbrand.
Besonders hohe Investitionen tätigtder Konzern übrigens bei der
Kfz-Diagnose. Hier gilt die Tochterfirma Würth Online World ("Wow")
als einer der Innovationsführer.
In anderen Bereichen, etwa dem Reifenhandel oder dem klassischen
Verschleißteilegeschäft, will sich Würth dagegen nicht selbst
engagieren. "Stattdessen pflegen wir Partnerschaften mit anderen
Anbietern", erläutert Wurmbrand, der als Beispiel auf die
erfolgreiche Vertriebskooperation mit BP im Schmierstoffbereich
verweist.
Anspruchsvolle Ziele
Insgesamt ist die Autobranche für rund ein Drittel des Umsatzes von
Würth Österreich verantwortlich. Dieser stieg 2012 um 5,4 Prozent auf
den neuen Rekordwert von 165,3 Millionen Euro. Einen wesentlichen
Beitrag leisteten dabei die 38 regionalen Kundenzentren, die laut
Wurmbrand in den nächsten Jahren um "jeweils 2 bis 3 Standorte"
erweitert werden sollen.
Die mittelfristigen Ziele von Würth sind überaus ehrgeizig. "Bis 2020
wollen wir über 300 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften", kündigt
Wurmbrand an. Freilich gilt es, parallel auch die nicht minder
anspruchsvollen Ertragserwartungen des Mutterkonzerns zu erfüllen.
Dass dies angesichts des harten Wettbewerbs nicht einfach ist, zeigt
die im Vorjahr von 5,9 auf 5,3 Prozent gesunkene Umsatzrendite. Auf
diese reagiert Wurmbrand mit "produktivitätssteigernden Maßnahmen,
die bei bestehender Mannschaft mehr Kapazitäten für eine noch
intensivere Kundenbearbeitung bringen sollen".