Eine der interessantesten Neuheiten beim Genfer Salon kommt aus China: der Qoros GQ3, eine Limousine im Zuschnitt eines VW Jetta. Dieses Modell ist das erste Serienprodukt des 2007 gegründeten Herstellers, der jeweils zur Hälfte dem chinesischen Autobauer Chery und dem Mischkonzern Israel Corporation gehört.

Schon 2011 haben wir aus Chinaüber die Pläne von Qoros berichtet. Vor rund einem Monat waren wir als einziges österreichisches Medium bei der Vorabpräsentation in München dabei.

Technik und Design aus Europa

Während das Kapital von Qoros aus China und Israel kommt, stammt viel Knowhow aus Österreich: Magna Steyr und AVL sind an der Fahrzeugentwicklung federführend beteiligt. Das Management der jungen Marke wurde weitgehend in Europa rekrutiert. Designchef Gert Hildebrand hat beispielsweise in den Neunzigerjahren bei VW auf sich aufmerksam gemacht (Golf III, Sharan I) und danach den Mini für BMW entworfen. "Wir wollten ein Auto, das ganz anders aussieht, als man sich normalerweise ein chinesisches Fahrzeug vorstellt", sagt er nunmehr über den GQ3.

Das ist zweifellos gelungen: Die hochwertig verarbeitete und sachlich gestaltete Limousine könnte auch ein deutsches Logo tragen. Von den europäischen Konkurrenten unterscheiden soll sie sich zum Beispiel durch das Infotainmentsystem: Der Touchscreen im Cockpit nimmt es laut Hildebrand spielend mit iPhone&Co auf.

Ehrgeiziger Produktplan

Laut Marketing-, Verkaufs- und Produktstrategiechef Stefano Villanti wird der GQ3 Ende 2013 sowohl in die chinesischen als auch in die ersten europäischen Schauräume rollen. "In Europa werden wir Schritt für Schritt wachsen und nach rund 2 Jahren flächendeckend vertreten sein", sagt der frühere Strategieberater und Luftfahrtmanager.

Parallel zum Markteintritt soll das Sortiment erweitert werden. "Unser Produktplan sieht vor, dass wir in Abständen von 6 bis 8 Monaten jeweils ein neues Modell einführen. Nach der Limousine werden wir einen Fünftürer, dann einen Kombi und anschließend ein Crossover-SUV auf den Markt bringen", kündigt Villanti an. Ausreichende Kapazitäten sind im chinesischen Werk Changshu jedenfalls vorhanden: Dieses ist auf 150.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt, mittelfristig könnte es bis zu 450.000 Einheiten erweitert werden.

"Nicht der billigste Anbieter"

Eine unerwartete Antwort gibt Villanti auf die Frage nach den Preisen: "Wir wollen nicht der billigste Anbieter sein. Zweifellos würden sich die Leute genau das von einem chinesischen Hersteller erwarten, aber wir gehen bewusst einen anderen Weg."

Potenzielle China-Importeure wie Denzel oder die AVAG geben der Strategie, in den unmittelbaren Wettbewerb mit etablierten Volumenmarken zu treten, nur wenig Chancen. Bei Qoros lässt man sich davon offensichtlich nicht beeindrucken: "Unsere Preisstrategie mag überraschend sein, aber schließlich sind auch unsere Autos überraschend", meint Villanti.