Autohäuser, denen es finanziell schlecht geht, versuchen ihre Bilanz mit einer hohen Lagerbewertung aufzupolieren. Vernünftig denkende Autohäuser, denen es finanziell besser geht, sind an höheren Abschreibungen -Hand in Hand mit einer entsprechenden Lagerabwertung- interessiert. Strittig ist, in welcher Höhe die mehr oder minder lang am Lager stehenden Neufahrzeuge abzuwerten sind.

Generell ist davon auszugehen, dass Neufahrzeuge vor dem Jahreswechsel stets an Wert verlieren. Kunden, die einen höheren Preis bezahlen, wollen dafür ein "neues" Auto, somit keines vom "Vorjahr". Hinzu kommt, dass im Herbst vielfach bereits die Modelle des nächsten Jahres bekannt- oder zumindest bereits angekündigt -sind.

Bewusst gesteuerte Nachfrage

Die Kfz-Hersteller sind an einem derartigen Facelifting interessiert, um so bei ihren Kunden die Nachfrage nach "neuen" Modellen zu stimulieren. Diese bewusst herbeigeführte "Entmodung" muss selbstverständlich auch in der Lagerbewertung entsprechend berücksichtigt werden.

Dieser Wertverlust wird auch bei der Lagerfinanzierung berücksichtigt. So können Opel-und Chevrolet-Händler ihre Neufahrzeuge nicht beim österreichischen Importeur kaufen, sondern ausschließlich bei der als Herstellerbank agierenden Finanzierungsgesellschaft GMAC. Diese räumt ihren Kunden ein 30-bis 90-tägiges zinsenfreies Ziel ein. Dieser Warenkredit wird mit den vom Importeur angelieferten Fahrzeugen besichert.

Nach diesen zinsenfreien Tagen werden für das Lager Zinsen kassiert. "Die orientieren sich am Euribor, dem Rating des Händlers und dem Volumen, das er uns an Verbraucherfinanzierungen bringt", ist Alexander Golnik von GMAC überzeugt, bei diesen Konditionen nicht teurer als die Konkurrenz zu sein. "Nach 240 Tagen oder bei einer Zulassung des Neuwagens erfolgt eine Abwertung von 20 Prozent."

Wer trägt das Lagerrisiko?

Daher können ältere Fahrzeuge der Bank dann nur noch zu 80 Prozent als Sicherheit dienen. Dass in den ersten 240 Tagen das Neuwagen-Lager noch als volle Sicherheit bewertet wird, liegt jedoch an der guten Bonität der Opel-Händler. 90 Prozent sind in den ersten vier von insgesamt zwölf Bonitätsstufen.Damit stehen die Österreicher in Europa nach Russland an zweiter Stelle des Opel-Bonitätsrankings.

Auch die von den Herstellern unabhängigen Autobanken haben eine ähnliche Gestionierung. Der Neuwageneinkauf wird bei durchschnittlicher Bonität nur mit 90 Prozent des Warenwertes finanziert. Für die ersten 30 bis 60 Tage trägt der Neuwagen-Importeur das Lagerrisiko, danach erfolgt die Einstockung bei der Autobank zu 90 Prozentdes Einkaufspreises, jeweils nach weiteren 90 Tagen um je 10 Prozent fallend.

Keine höheren Preise erzielbar

Die Banken berücksichtigen dabei, dass bei einer Selbstvermarktung größerer Lager keine höheren Preise erzielbar sind. Dies ist verständlich, da alle Vertragshändler selbst auf vollen Lagern sitzen. Einen Vertragshändler kann somit nur ein sehr attraktives Anbot bewegen, Fahrzeuge nicht direkt vom Importeur zu beziehen. Dabei ist weiters zu berücksichtigen, dass es Markenhändlern vertraglich untersagt ist, Neufahrzeuge an Wiederverkäufer außerhalb des Markennetzes zu verkaufen. Ein Vertragshändler mit übervollem Lager kann somit die überschüssige Vertragsware nur an seine Markenkollegen verkaufen -oder die Neufahrzeuge mit Kurzzulassungen auf eigene Kosten in Gebrauchtfahrzeuge umwandeln.